Romantisch, witzig und frivol
Weltstar Patricia Petibon gastiert mit ihrem neuen Programm „La belle excentrique“ im Innsbrucker Konservatoriumssaal.
Von Ursula Strohal
Innsbruck –„Es ist wichtig, nicht die Spontaneität des Lebens zu vergessen“, sagt Patricia Petibon, eine der besten, der bezauberndsten Sopranistinnen der Musikwelt. Das pralle Leben, das Charisma, das sie selbst verströmt, schenkt sie auch ihren Opernfiguren von Händels „Alcina“ bis Alban Bergs „Lulu“, denn sie hält auch eine künstlerische Wahrhaftigkeit für zumutbar. Und nichts von einem Bühnenmuseum.
Deshalb sind auch Petibons Liederabende umwerfend. Niemand sagt, dass eine Konzertsängerin still stehen muss, sagt die Französin. Aus ihrer vokalen Kunst, ihrer Ausstrahlung das Beste zu machen und damit den künstlerischen Inhalt zu verstärken, nicht zu verraten, das hat sie in der Werkstatt von William Christie gelernt. Petibon kommt aus der Barockszene. Zahlreiche Auftritte und CD-Einspielungen präsentieren den klaren Sopran mit der schimmernden Höhe stilsicher und einfallsreich. Wo sie kann, lässt sie ihrem komischen Talent freien Lauf, immer wieder aber kehrt sie zur Stille, zur Ernsthaftigkeit zurück. Mit den Jahren ist ihre Stimme voller geworden, hat vor allem in der unteren Region dunklere Farben dazugewonnen.
„La belle excentrique“ nach einer Ballettmusik von Erik Satie heißt ihr brandneues Album, auf dem sie Lieder von Eric Satie, Gabriel Fauré, Francis Poulenc, Reynaldo Hahn, Manuel Rosenthal und dem Chansonnier Léo Ferré singt und auch darstellt. Die Präsentationskunst und Vermittlungsfreude, der unkonventionelle Zugang der Französin zu ihrem inzwischen überaus vielseitigen Repertoire lassen vergessen, welch technische Brillanz ihre Lebhaftigkeit unterstreicht. Nicht nur für das Ohr, auch fürs Auge will die Petibon ihre Kunst aufbereiten. Nicht zu vergessen, dass sie zu den attraktivsten Sängerinnen ihrer Generation gehört.
Mit ihrer Pianistin Susan Manoff sowie dem Perkussionisten François Verly ist Weltstar Petibon mit „La belle excentrique“ derzeit auf Tournee und gastiert heute Dienstag in der Innsbrucker Kammerkonzertreihe im Konservatoriumssaal. Mit frühem Pariser Flair, romantisch, witzig, frivol, absurd, melancholisch. „Der Hintergrund des Albums ist, dass ich die Liebe zu Erik Satie, die ich als Kind empfand, wiederentdecken wollte“, erklärt die Sopranistin. Und gab in einem Interview eine Anleitung: „Wenn die Leute beim Hören einen inneren Film, vielleicht der Marke Jacques Tati, sehen, dann habe ich … schon viel erreicht.“ Mit der ausgeklügelten Dramaturgie dieses Programmes verrät Patricia Petibon nicht nur ihr exzentrisches Temperament, sondern auch ihre musikwissenschaftliche Vorbildung.