Außenminister will Frankreichs Küche zu neuem Glanz verhelfen

Paris (APA/AFP) - Die nächsten Auszeichnungen des berühmten Michelin-Feinschmeckerführers werden demnächst im Pariser Außenministerium verkü...

Paris (APA/AFP) - Die nächsten Auszeichnungen des berühmten Michelin-Feinschmeckerführers werden demnächst im Pariser Außenministerium verkündet, und im kommenden Jahr sollen alle Botschafter Frankreichs zu typisch französischen Diners einladen: Angesichts der internationalen Konkurrenz macht die Regierung in Paris mobil, um die legendäre Kochkunst des Landes wieder ins beste Licht zu rücken.

„Es geht darum, den großen Restaurants zu neuem Glanz zu verhelfen“, erläuterte Botschafter Philippe Faure, Vize-Vorsitzender eines „Rates zur Tourismusförderung“, den Frankreichs Außenminister Laurent Fabius eingerichtet hat. Außerdem müsse auch das Angebot von Bistrots und kleinen Restaurants verbessert werden. Was da in Frankreich auf den Tisch komme, sei oft nicht besonders gut und teuer.

Ziel ist es, die Vitalität und Vielfältigkeit der französischen Küche, die 2010 von der UN-Kulturorganisation UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurde, unter Beweis zu stellen. Dazu lanciert das Pariser Außenministerium am 19. März gemeinsam mit dem Sternekoch Alain Ducasse weltweit die Operation „Epikureische Diners“, wie sie Anfang des 20. Jahrhunderts von Auguste Escoffier (1846-1935), dem „König der französischen Köche“, veranstaltet wurden.

Tausend handverlesene Köche auf den fünf Kontinenten sollen an diesem Tag ein „typisch französisches Menü“ anbieten - Aperitif mit Champagner oder Cognac, kalte Vorspeise, warme Vorspeise, Fleisch oder Geflügel, Fisch oder Schalentiere, französischer Käse, Nachspeisen mit Schokolade und zu allem die passenden Weine aus Frankreich.

An der Operation „Gout de France/Good France“ würden aber nicht nur Feinschmeckerrestaurants teilnehmen, betont Ducasse. Auch die französischen Botschafter sollen in ihren Residenzen zu Diners einladen. Das Ziel sei, der französischen Küche wieder zu mehr „Einfluss in der Welt“ zu verhelfen. Dazu soll auch ein kulinarisches Festival „Taste of Paris“ beitragen, das im Mai unter der Schirmherrschaft von Ducasse und dessen Kollegen Joel Robuchon in der französischen Hauptstadt geplant ist.

Für Frankreich steht viel auf dem Spiel. Mit 84,7 Millionen ausländischen Touristen im vergangenen Jahr ist das Land nach wie vor das beliebteste Reiseziel weltweit. Und die berühmte Küche ist für viele einer der Gründe, nach Frankreich zu kommen.

Doch der Ruf der legendären französischen Kochkunst wird zunehmend auf die Probe gestellt. Beispielsweise durch kulinarische Führer wie „Die 50 besten Restaurants“, der von der britischen Fachzeitschrift „Restaurant“ herausgegeben wird. In Frankreich stößt diese Hitliste auf heftige Kritik. Kein Wunder: In der jüngsten Ausgabe sind nur fünf französische Etablissements aufgelistet.

Vor allem die Angelsachsen verbreiteten die Idee, die französische Kochkunst sei nicht mehr das, was sie einst gewesen sei, betont Faure, der Botschafter in Mexiko, Marokko und Japan war. Frankreich sei zwar sicherlich nicht das einzige Land, das gutes Essen anbiete. „Aber unsere Küche ist nicht vom Aussterben bedroht.“ Der Diplomat räumt allerdings ein, dass die französische Gastronomie im mittleren Segment gelitten hat - gerade in touristischen Hochburgen wie dem Mont Saint-Michel oder am Pariser Seine-Ufer.

Um das Angebot zu verbessern, schlagen Alain Ducasse und sein Pariser Kollege Guy Savoy in einem Bericht für den Rat zur Tourismusförderung unter anderem vor, frische Produkte aus der Region zu verwenden und auf Fertiggerichte zu verzichten. Darauf zielt auch das Qualitätssiegel „fait maison“ („Hausgemacht“) ab, das im Sommer von der Verbraucher-Staatssekretärin Carole Delga eingeführt wurde. Das Siegel - ein Topf unter einem Hausdach - soll Etablissements auszeichnen, die ihre Gerichte frisch zubereiten und auf Tiefkühlkost und Fertigsoßen verzichten. Die Vorschriften werden aber von so vielen Ausnahmen durchlöchert, dass sie nach Überzeugung von Küchen-Puristen keine Garantie für echt hausgemachte Kost sind - zumal die Lebensmittelkontrolleure völlig überlastet sind.