„Geschichte für alle“: Neumeier-Ballett „Weihnachtsoratorium“ in Wien

Wien (APA) - Vor sieben Jahren hat John Neumeier seine choreografische Interpretation der ersten drei Teile von Johann Sebastian Bachs Weihn...

Wien (APA) - Vor sieben Jahren hat John Neumeier seine choreografische Interpretation der ersten drei Teile von Johann Sebastian Bachs Weihnachts-Oratorium am Theater an der Wien zur Uraufführung gebracht. Nun bringt der Starchoreograf mit seinem Hamburg Ballett das komplette Werk auf seine Wiener Entstehungsbühne zurück: Von 17. bis 20. Dezember wird in Wien das „Weihnachtsoratorium I-VI“ getanzt.

„Nach der Uraufführung 2007 am Theater an der Wien überkam mich so etwas wie ein innerer Instinkt, der mich veranlasste auch die restlichen Teile zu choreografieren“, wird der US-amerikanische Ballettintendant in einer Aussendung des Theaters an der Wien zitiert. „Ich wollte dem geschlossenen Charakter von Bachs Weihnachts-Oratorium Rechnung tragen.“ Also adaptierte Neumeier seine Choreografie zu Bachs Kantaten I bis III, erweiterte sie um die noch fehlenden Kantaten und brachte das Ergebnis im Vorjahr auf die Bühne der Hamburgischen Staatsoper.

Nach Händels „Messias“, Mozarts „Requiem“ für die Salzburger Festspiele 1991 sowie Bachs „Magnificat“ und „Matthäus-Passion“ erarbeitete Neumeier mit dem Weihnachtsoratorium ein weiteres Ballett auf sakrale Musik. Im Theater an der Wien spielt das Wiener KammerOrchester unter der musikalischen Leitung von Erwin Ortner und singen Lenneke Ruiten (Sopran), Ann-Beth Solvang (Alt), Andrew Tortise (Tenor), Andrew Schuen (Bass) sowie der Arnold Schoenberg Chor. Die Musik zum „Jauchzet, frohlocket“-Chor fungiert dabei als Rahmen für alle sechs Teile und steht für Neumeier vielmehr für Hoffnung denn für bereits vollbrachte Erlösung. „Die Erlösung ist nicht vollendet, sie ist immer wieder zu erarbeiten. Das Menschliche steht im Zentrum meines Schaffens“, meint der 75-Jährige im Programmheft zum Ballettabend.

Die biblische Geschichte rund um die Menschwerdung Christi wird bei ihm demnach „zu einer Geschichte für alle“. „Ich will mit meiner Choreografie keinen sakralen Tanz schaffen, sondern theatrale Bewegungen generieren, die einer inspirierten, uns noch heute berührenden Musik entsprungen sind“, so Neumeier. So ist die von Anna Laudere getanzte Maria in Neumeiers Ballett „die Mutter“, und Joseph (Carsten Jung) wird als „ihr Mann“ bezeichnet. Wie bereits bei der Premiere 2007 ist Lloyd Riggins vom Hamburg Ballett als „ein Mann“ zu sehen.

Die Kooperation von Neumeier mit Theater an der Wien-Intendant Roland Geyer reicht zurück bis 2003, als er beim Festival OsterKlang Händels „Messias“ aufführte. Zuletzt war im Mai am Theater an der Wien der Neumeier-Klassiker „Die Kameliendame“ als Gastspiel erstmals in Österreich zu sehen.

2015 kommt Neumeier dann ins Haus am Ring: Mit „Josephs Legende“ kehrt am 4. Februar eine Ballettkomposition in jener choreografischen Fassung zurück, die John Neumeier 1977 eigens für das Wiener Staatsballett erstellt hat. Seine Choreografie „Verklungene Feste“ komplettiert den Richard Strauss gewidmeten Abend; der finnische Dirigent Mikko Franck steht statt dem zurückgetretenen Generaldirektor Franz Welser-Möst am Pult.

(S E R V I C E - „Weihnachtsoratorium I-VI“, Ballett von John Neumeier, Musik von Johann Sebastian Bach, im Theater an der Wien. Choreografie, Kostüme, Licht: John Neumeier, Hamburg Ballett. Musikalische Leitung: Erwin Ortner, Bühne: Ferdinand Wögerbauer, Sänger: Lenneke Ruiten, Ann-Beth Solvang, Andrew Tortise, Andre Schuen. Orchester: Wiener KammerOrchester, Chor: Arnold Schoenberg Chor. Weitere Termine: 18., 19., 20. Dezember, jeweils 19 Uhr. www.theater-wien.at)

(B I L D A V I S O - Pressebilder stehen unter http://go.apa.at/cV815E zum Download bereit.)