Weihnachten ohne „Stille Nacht“ und „White Christmas“

Bremen (APA/dpa) - Vielen Musikliebhabern graut zu Weihnachten vor Gassenhauern wie „Last Christmas“ oder „Jingle Bells“. Doch wollen auch a...

Bremen (APA/dpa) - Vielen Musikliebhabern graut zu Weihnachten vor Gassenhauern wie „Last Christmas“ oder „Jingle Bells“. Doch wollen auch anspruchsvollere Fans bisweilen etwas Weihnachtliches hören. Vielleicht werden Sie bei Thomas Quasthoff, Tom Jones & Co. fündig?

Wenn Thomas Quasthoff „Meine Weihnachten“ feiert, vergessen seine Fans, dass er als Kunstlied- und Kantaten-Sänger bekannt ist. Der Bassbariton rezitiert Rilke, Brecht und Ringelnatz. Dazwischen singt er „Merry Christmas, Baby“ und andere Blues-Klassiker. Manch ein Pop-Star dürfte nicht mehr wagen, eine X-Mas-CD zu produzieren, nachdem er dieses Album gehört hat. (Deutsche Grammophon 28947934189 / Universal)

Überzeugen kann auch der britische Sänger Tom Jones. Mit der Country-Sängerin Rosanne Cash, der irischen Traditionspflegerin Caitriona O‘Leary und weiteren Akustik-Musikern spielte er „Wexford Carols“ ein. Diese Weihnachtslieder aus dem 17. Jahrhundert, als die englischen Besatzer den katholischen Iren das Feiern von Gottesdiensten verboten, waren bislang auf keinem Tonträger zu hören. (Heresy 016 / Naxos)

Eine erfrischend neu klingende Alte Musik präsentiert auch das Huelgas Ensemble. Auf „Mirabile Mysterium“ erzählen die Belgier mit Gesängen des Mittelalters bis zum 19. Jahrhundert die Weihnachtsgeschichte. Wegen ihrer Klangqualität ist diese CD auch ein Geschenktipp für Hifi-Genießer und für jene Klassik-Fans, die sich über unverbrauchtes Repertoire freuen. (dhm 888430716322 / Sony)

Besser bekannt sind schon die Songs auf „Christmas With My Friends IV“. Zum vierten Mal lud der schwedische Jazz-Posaunist Nils Landgren seine Freunde zur weihnachtlichen Session ein. Von „Maria durch ein Dornwald ging“ zum Satchmo-Oldie „What A Wonderful World“ reichen die Titel. Und wenn er mit einem Augenzwinkern und mit rauchiger Stimme den Weihnachtsmarkt-Endlosbeschaller „Last Christmas“ haucht, verwandeln sich Pop-Fans in Jazz-Liebhaber. (ACT 9568 / Edel)

Neu im Weihnachtsgeschäft ist die Münchner Jazz-Sängerin Lisa Wahlandt. Auf ihrer ersten Weihnachtsplatte „Home For Christmas“ sorgt sie für Gänsehaut-Momente. Ihr „Little Drummer Boy“ klingt mindestens so glaubwürdig und anrührend wie jene Interpretation, die von Marlene Dietrich 1962 aufgenommen wurde. (Enja 6222299)

Quietschvergnügt trällern The Living Sisters aus Kalifornien „Jingle Bells“ und andere „Songs For A Happy Holiday“ auf ihrem Christmas-Album. Außerdem singen die vier Neo-Folkies in zwei „Hanukkah“-Liedern vom jüdischen Lichterfest, das 2014 zwischen dem 17. und 24. Dezember gefeiert wird. Mit derartigen Songs unterscheidet sich diese CD von musikalischen Saisonartikeln, deren Produzenten nicht über den religiösen Tellerrand des Weihnachtsgeschäfts schauen mögen. (Make My Day 091 / Indigo)

Heiligabend-Stimmung mit einem Hauch von Nonchalance und Tristesse verbreitet das New Yorker Weltmusik-Label Putumayo auf seinem diesjährigen Festtags-Sampler „French Christmas“. Diese poppig-pfiffigen Chansons und Folk-Songs lassen spüren, wie das Fest der Feste zwischen Marseille und Montreal gefeiert wird. (Exil 99455)

Zwischen Mississippi-Delta und Chicago entwickelte sich das kammermusikalisch ernsthafte Gospel-Feeling der Blind Boys Of Alabama. Trotz dieser scheinbaren Unterkühltheit ist ihr Album „Talkin‘ Christmas“ ein verführerisch sanft rockender Tanzflächenfüller für die weihnachtliche Danceparty. (Sony 88875003472)