Brutale Raubserie 2 - Angeklagter: „Wollte Frauen nicht verletzen“

Wien (APA) - „Ich wollte die Frauen nicht verletzen“, sagte der Angeklagte Marius C. bei seiner Aussage vor dem Schwurgericht. Nur in drei F...

Wien (APA) - „Ich wollte die Frauen nicht verletzen“, sagte der Angeklagte Marius C. bei seiner Aussage vor dem Schwurgericht. Nur in drei Fällen gab er zu, die Eisenstange als Waffe verwendet haben. Ansonsten habe er mit seinen Fäusten auf die Opfer eingeschlagen. Das klingt für das Gericht insofern unglaubwürdig, weil die Frauen zum Teil lebensgefährliche Verletzungen erlitten haben.

Sein zweites Opfer, eine 24-Jährige, die in der Nacht auf den 23. März den Nachtbus verpasst hatte und zu Fuß nach Hause gegangen war, erlitt multiple Brüche. Der Täter fügte ihr Brüche beider Unterkieferseiten, der linken Augenhöhle, eine Zerreißung des linken Augapfels, einen Bruch der Nase, eine Gehirnerschütterung, eine Rissquetschwunde an der linken Wange und am linken Ohr sowie die Läsion mehrerer Zähne zu, wie Richterin Sonja Weis aus dem Akt vorlas. Die Frau, die Dienstagnachmittag vor Gericht als Zeugin aussagen soll, dürfte ihr Augenlicht verlieren.

C. will in diesem Fall nur mit der Hand zugeschlagen haben. „Wie erklären Sie sich, dass bei ein bis zwei Faustschlägen ein solches Verletzungsbild entsteht“, fragte die Richterin. „Ich wollte die Frau nicht umbringen“, sagte der 21-Jährige. „Glauben Sie, hätte es nicht gereicht, nur Gewalt anzudrohen“, fragte Weis. „Ich hatte Angst, dass die Frau schreit, mir nachläuft und die Polizei geholt wird“, erklärte der Angeklagte. „Das heißt, Sie wollten die Frauen zum Schweigen bringen, wo ist da die Grenze“, fragte der beisitzende Richter Norbert Gerstberger. Denn dass so viele Knochen gebrochen werden und das Auge zerreiße, könne nicht „durch Hinfallen“ passiert sein, meinte Richterin Weis.

Auch die 25-jährige Mitarbeiterin des ÖVP-Politikers Othmar Karas, die nach dem Überfall über zwei Wochen in künstlichem Tiefschlaf lag und nur durch ein Wunder überlebte, will Marius C. nur mit der Faust attackiert und nach ihr getreten haben. Da die Frau nicht gleich zu Boden ging und zu schreien begann, habe er „aus Angst“ nachgetreten. „Er muss ja mit dem Kopf Fußball gespielt haben“, meinte Gerstberger zu den danach festgestellten Verletzungen.

Dass er die Eisenstange, die eigentlich als Steher für einen Zaun einer Favoritner Grünfläche dienen sollte, bewusst als Waffe für die Raubüberfälle aus der Erde gedreht haben soll, bestritt der Angeklagte. Die Stange sei dort angelehnt gewesen. Er habe sie bei einem nächst gelegenen Container entsorgen wollen. „Sie wollten den 10. Bezirk aufräumen, oder wie“, schüttelte Richterin Weis den Kopf. Den Überfall auf das 13-jährige Mädchen, dass von der Ostermesse auf dem Heimweg war, will er nicht begangen haben. Zu diesem Zeitpunkt habe er mit Freunden Ostern gefeiert. „Warum haben Sie das nicht bei der Polizei gesagt“, fragte Weis. „Da hat mich keiner gefragt.“

Laut Opferanwältin Sonja Scheed, die vier Mandatinnen vertritt, gehen die überfallenen Frauen völlig unterschiedlich mit den brutalen Attacken um. „Das sind junge, toughe Frauen mit schwersten Verletzungen“, so Scheed. Während die einen völlig aus der Bahn geworfen wurden und sie den Angeklagten nicht sehen wollen, möchten die anderen ihrem Peiniger bei dem Prozess in die Augen schauen. Kurz nach seinem letzten Überfall auf eine 20-Jährige in der Nacht auf den 26. April wurde der 21-Jährige festgenommen.

„Warum das Ganze“, fragte ihn die Richterin. „Ich hab das Geld gebraucht, um Lebensmittel zu kaufen und um zu überleben“, meinte Marius C. Mit dem Geld habe er wieder zurück nach Rumänien reisen wollen. „Nicht einmal dafür habe ich das Geld gehabt.“ Dass seine Opfer nur Frauen waren, sei Zufall gewesen. Beim Spazierengehen habe er seine Opfer ausgewählt.