Konflikte

Pakistanische Gotteskrieger und die Konkurrenz des IS

Pakistanischer Soldat im Einsatz in den Stammesgebieten.Foto: Reuters/Mehdi
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Im Krieg mit der Regierung in Islamabad wurden bereits Tausende getötet. „Islamischer Staat“ gräbt Taliban das Wasser ab.

Peshawar –Der blutige Machtkampf zwischen den Taliban und der pakistanischen Regierung tobt seit Jahren. Im Kampf gegen den Terrorismus gelten die Machthaber in Islamabad den Extremisten als Verbündete des Westens. Mit Terror versuchen die selbst ernannten „Gotteskrieger“, das Land zu destabilisieren und die islamische Rechtsordnung Scharia einzuführen. Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP) nennt sich die 2007 gegründete Dachorganisation von rund 30 militanter Gruppen, die Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida haben.

„Das Ziel unseres Kampfes ist, dem Gesetz Allahs in seinem Land und Volk Geltung zu verschaffen“, sagte TTP-Chef Mullah Fazlullah in einer Videobotschaft im Mai 2014. Doch Fazlullah gilt als relativ schwache Führungsfigur innerhalb der Taliban, die von Grabenkämpfen zerrissen sind. Zur Zeit scheinen radikal-konservative Kräfte die Oberhand zu gewinnen.

Und: Die radikalen Taliban-Milizen sowohl in Pakistan als auch in Afghanistan stehen unter enormem Druck. Denn sie bekommen zunehmend Konkurrenz der gar nicht so brüderlichen Gotteskrieger der sunnitischen Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), die große Teile des Irak und Syriens kontrolliert und dort ein Kalifat ausgerufen hat. IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi nimmt mittlerweile für sich in Anspruch, das Oberhaupt aller Muslime weltweit zu sein. Was den Anführern der Taliban einer Kampfansage gleichkommt.

Und der Einfluss des IS in der Region wächst. Im September tauchten in afghanischen und pakistanischen Grenzstädten erstmals Rekrutierungs-Aufrufe in den beiden vorherrschenden Sprachen – Paschtu und Dari ­– auf. Darin wurden Muslime aufgefordert, Al-Baghdadi die Treue zu schwören. Sechs pakistanische Taliban-Kommandanten haben dem IS Mitte Oktober ihre Gefolgschaft erklärt. Sie wurden daraufhin zwar aus der TTP ausgeschlossen. Aus Taliban-Kreisen hieß es aber, zahlreiche weitere Kämpfer stünden bereit, sich dem IS anzuschließen.

Ein pakistanischer Geheimdienstoffizier wertete die Erklärung durch die Kommandanten als einen Schlag für das Terrornetz Al-Kaida. Das zeige, dass Al-Kaida in Pakistan an Unterstützung verliere, während der IS als „aufsteigender Stern“ des militanten Islamismus wahrgenommen werde. (jec, dpa, APA)