„Verlorene Jahre für Öffi-Verkehr“
Das Probejahr für eine neue Regiobus-Linienführung in Hall kommt doch nicht zustande. Die Opposition wirft der Bürgermeisterin „Untätigkeit“ vor, diese verweist auf den VVT und will weitere Verhandlungen führen.
Von Michael Domanig
Hall i. T. –Stadträtin Christina Haslwanter (Für Hall) und Gemeinderätin Barbara Schramm-Skoficz (Grüne) sind sich einig: Die „Untätigkeit“ der Haller Bürgermeisterin Eva Maria Posch (VP) „wirft den öffentlichen Verkehr in Hall um zwei Jahre zurück“. Im Mai hatte der Gemeinderat beschlossen, gemäß Angebot des Verkehrsverbunds Tirol (VVT) eine neue Taktung und Linienführung des Regiobusses zu beauftragen – vorerst für ein Jahr im Probebetrieb. „Die bestehenden Busse fahren von irgendwo nach nirgendwo und werden schlecht angenommen“, meint Haslwanter. Daher habe der VVT zwei neue, separate Linien entwickelt.
Mit dem Probebetrieb, der im heurigen Dezember hätte starten sollen, wäre das bestehende Streckennetz „optimiert“ worden, erklären Haslwanter und Schramm-Skoficz: „Es hätte eine Anbindung des Bahnhofs Hall im Viertelstunden-Takt gegeben. Die Bereiche Stadtgraben, Unterer Stadtplatz, und Schönegg wären in die neue Streckenführung eingebunden gewesen, die Untere Lend und Heiligkreuz hätten eine direkte halbstündliche Anbindung an den Bahnhof erhalten.“ Zudem wäre eine direkte Verbindung zwischen Schönegg und Friedhof entstanden.
Doch nun kommt alles anders: „Zeitgleich mit dem Beschluss für einen Probebetrieb hätte der VVT nämlich einen weiteren Beschluss benötigt, dass das Probejahr Ende 2015/Anfang 2016 in einen fixen 8-Jahres-Vertrag übergeht“, erklärt Haslwanter. Ohne diesen Folgevertrag – „über dessen Notwendigkeit der Gemeinderat nicht einmal informiert wurde“ – gibt es nun auch kein Probejahr. „Da die Vertragsvorlaufzeit des VVT rund eineinhalb Jahre beträgt, ist eine Optimierung des Regiobus-Streckenbetriebs nun – frühestens – Ende 2016, Anfang 2017 möglich“, bilanzieren die beiden Oppositionspolitikerinnen. Die Verantwortung für die „zwei verlorenen Jahre“ liege bei der Bürgermeisterin.
BM Eva Maria Posch kontert, dass der VVT „von sich aus“ vorgeschlagen habe, den Probebetrieb nicht durchzuführen. Als Begründung habe man die geänderte Linienführung der Buslinie 4 genannt. Ab Dezember 2015 soll diese Linie in beide Richtungen den Haller Bahnhof anfahren. Zudem wird sie bis Mils verlängert, wodurch auch der Haller Stadtteil Schönegg besser erschlossen wird. „Die Regiobus-Strecke muss natürlich mit der neuen Linie 4 zusammenpassen, daher war der VVT der Meinung, dass ein Probebetrieb nicht mehr sinnvoll ist.“ VVT-Pressesprecher Philipp Penetzdorfer erklärte dazu: „Die Linie 4 mit der besseren Anbindung des Bahnhofs übernimmt einen Teil des geplanten Probebetriebs, das wurde mit den Gemeinden Hall und Mils abgestimmt.“ Für Posch ist es weiterhin das Ziel, rasch eine neue Variante für einen zweiten Bus in Hall umzusetzen. „Ich werde diesbezüglich auch Druck auf den VVT machen.“
Das Argument, dass durch die neue Führung der Linie 4 der Probebetrieb des Regiobusses nicht mehr erforderlich sei, lassen Haslwanter und Schramm-Skoficz nicht gelten: Zum einen hätte der Regiobus Strecken bedient, die der „4er“ eben nicht abdecke. Zum anderen handle es sich bei der bei der Linie 4 um eine Bestandslinie, für die die Stadt Hall nichts bezahle und bei der sie daher auch kein Mitspracherecht besitze.
Die neue Linienführung sei nicht durch Verhandlungen der Stadt Hall mit dem VVT entstanden, sondern nur deshalb, „weil Mils eine Anbindung an die Linie 4 wollte und dafür auch zahlte“. Daher könne die Linienführung – zum Beispiel auf Wunsch der Gemeinde Mils – auch jederzeit wieder geändert werden, ohne dass die Stadt Hall hier mitreden könne, befürchten Haslwanter und Schramm-Skoficz.