Land Kärnten kauft sich bei steirischer Forschungsgesellschaft ein
Graz/Klagenfurt (APA) - Nach dem Ausstieg des niederländischen Forschungsunternehmens TNO erwirbt das Land Kärnten um 4,5 Mio. Euro Anteile ...
Graz/Klagenfurt (APA) - Nach dem Ausstieg des niederländischen Forschungsunternehmens TNO erwirbt das Land Kärnten um 4,5 Mio. Euro Anteile am Stammkapital der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research (JR). Diese will im Klagenfurter Lakeside-Park einen Kärntner JR-Standortes mit Robotik-Schwerpunkt errichten, teilte das steirische Wissenschaftsressort am Dienstag mit.
Dienstagvormittag wurde die Vertragsunterzeichnung von der Kärntner Landesregierung beschlossen. Während die bisherigen TNO-Anteile zehn Prozent betrugen, erwirbt das Land Kärnten über seine Beteiligungsgesellschaft BABEG 15 Prozent der Anteile am JR-Stammkapital. Die TNO erhält 323.000 Euro für ihre bisherigen Anteile zurück, 4,177 Mio. Euro fließen in die Joanneum Research, die zugleich ihr Stammkapital von bisher 3,23 Mio. Euro auf 3,42 Mio. Euro erhöht. Die Basisfinanzierung der Forschungsgesellschaft in der Höhe von bisher 7,5 Mio. Euro werde künftig durch zusätzliche 1,324 Mio. Euro jährlich vom Land Steiermark erhöht.
Ein Großteil des Kaufpreises wird in die Errichtung eines „Forschungshauses“ im Lakeside Science & Technology Park am Wörthersee fließen, das Labor- und Büroflächen im Ausmaß von 1.200 Quadratmeter umfassen soll. Dort sollen in den kommenden fünf Jahren bis zu 40 Forscherinnen und Forscher mit der Entwicklung von innovativen Robotiksystemen für Service und Sicherheit beschäftigt sein. „Dieses neue Institut der Joanneum Research eröffnet enorme und vor allem langfristige Chancen. Wir stehen vor der vierten industriellen Revolution - und für diese gilt es, Skills, Fertigkeiten und Kompetenzen zu schärfen“, betonte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ).
Vereinbart wurde vorerst eine Kooperation bis 2020, hieß es dazu von der Joanneum Research auf Anfrage der APA. Eine entsprechende „Robotics-Kompetenzgruppe im JR bestehe bereits seit September. Sie wird von Michael Hofbaur geleitet. Gemeinsam mit den bestehenden fünf JR-Instituten - Materials, Health, Digital, Resources und Policies - wolle man in Kärnten Lösungen für die regionale Wirtschaft entwickeln, so JR-Geschäftsführer Wolfgang Pribyl. Der Kärntner Standort biete die Möglichkeit der engen Zusammenarbeit mit der Alpe-Adria-Universität und den vor Ort angesiedelten Forschungseinrichtungen. Die neuen Kooperationspartner erwarten sich einen über den Forschungsbereich Robotics hinausgehenden Impuls für die Kärntner Wirtschaft und die bestehenden JR-Institute.
Grund für den Rückzug der holländischen TNO ist laut Pribyl deren Restrukturierung. TNO ziehe sich „aus diversen Partnerschaften“ zurück. Die Zusammenarbeit habe aus seiner Sicht „immer sehr gut“ funktioniert. Die Projektpartnerschaft wolle man weiterhin beibehalten, so Pribyl auf Anfrage der APA. Er freue sich, dass das Land Kärnten in der neuen ‚Forschungspartnerschaft Süd‘ auf die JR setze, so der steirische Wissenschaftslandesrat Christopher Drexler (ÖVP). In Zeiten knapper Ressourcen sei es notwendig, diese regional zu bündeln, um national und international noch besser für die Herausforderungen gerüstet zu sein.
Die Joanneum Research GmbH steht im überwiegenden Eigentum des Landes Steiermark, zehn Prozent hielt bisher die Niederländische Organisation für angewandte Forschung TNO. In der zweitgrößten außeruniversitären Forschungseinrichtung Österreichs sind derzeit rund 430 Mitarbeiter tätig. Bei einer bisherigen Basisfinanzierung durch das Land Steiermark von 7,5 Mio. Euro betrug der Selbstfinanzierungsgrad zuletzt 81 Prozent. Die Betriebsleistung des JR betrug rund 30,5 Mio. Euro.