Welternährungsprogramm muss Syrienhilfe im Jänner erneut einstellen
Wien/Berlin (APA) - Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) kann seine vor Kurzem wieder aufgenommene Syrienhilfe nur bis Jänner weiterführen. „...
Wien/Berlin (APA) - Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) kann seine vor Kurzem wieder aufgenommene Syrienhilfe nur bis Jänner weiterführen. „Ich appelliere daher an die Regierungen, Anfang Jänner sofort neue Mittel bereitzustellen“, sagte Ralf Südhoff, Leiter des WFP in Österreich und Deutschland, am Dienstag im APA-Interview anlässlich einer bevorstehenden Syrienkonferenz am Donnerstag in Berlin.
Von der internationalen Konferenz, bei der bekannt gegeben wird, wie groß der Hilfsbedarf in Syrien und dessen Nachbarländer im Jahr 2015 sein wird, erwartet sich Südhoff vor allem „konkrete internationale Verpflichtungen“, die notwendigen Gelder schnell zur Verfügung zu stellen. Die Situation im Krisengebiet ist laut Südhoff „dramatisch“. Die Nachbarstaaten Libanon und Jordanien, die einen Großteil der syrischen Flüchtlinge aufgenommen haben, könnten ihm zufolge kaum noch helfen und der anbrechende Winter verschlimmere die Lage auch in den Flüchtlingslagern zusehends.
„Wer Glück hat, lebt in einem Baucontainer, in den es aber auch hineinregnet. Für die meisten ist es aber, als würden sie bei den momentanen Temperaturen vor den Toren Wiens in einem Zelt nächtigen müssten - denn der Winter in Syrien ist dem europäischen ähnlich“, so Südhoff. Eine besondere Herausforderung für das WFP sei zudem die Erreichbarkeit bedrohter Syrer in abgelegenen oder belagerten Regionen.
Nach der Einschätzung des Experten würden europäische Länder die Hilfe der Nachbarländer Syriens, die rund 1,7 Millionen Menschen aufgenommen haben, unterschätzen: „Wenn wir als viel wohlhabendere Staaten das leisten würden, was etwa der Libanon tut, gäbe es alleine in Deutschland 20 Millionen syrische Flüchtlinge und auf jeden fünften Österreicher käme ein Syrer. Das ist eine immense Leistung von Staaten, die selbst Probleme haben - in Jordanien gibt es beispielsweise schon zu wenig Wasser für die eigene Bevölkerung“, analysierte Südhoff.
Um die Situation im Krisengebiet und dessen Nachbarländer zu verbessern, müsse neben der Bereitstellung finanzieller Mittel das kürzlich gegebene Versprechen westlicher Industrienationen, bis 2016 100.000 syrische Flüchtlinge aufzunehmen, eingehalten werden. „Alleine im Libanon leben über eine Million syrische Flüchtlinge. Da kann man sich schwer vorstellen, dass das große Europa nicht in der Lage sein soll, zeitweilig 100.000 Menschen eine neue Bleibe zu geben“, meinte er.
Vonseiten der österreichischen Regierung hatte es Anfang Dezember geheißen, man könne kein zusätzliches Geld für Syrien-Flüchtlinge aufbringen. Für 2015 hat Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) am gestrigen Montag jedoch Hilfszahlungen im Rahmen des neu geschaffenen EU-Syrien-Hilfsfonds zugesagt, wollte sich aber nicht auf die konkrete Höhe festlegen. Die Grünen und Hilfsorganisationen hatten mehr Unterstützung für Syrien-Flüchtlinge gefordert.
Das Welternährungsprogramm ist die größte humanitäre Organisation der Welt. 2013 erhielten mehr als 80 Millionen Menschen in 75 Ländern Ernährungshilfe. 2014 wurden alleine in Syrien sechs Millionen Menschen unterstützt.
~ WEB http://www.un.org/en/ ~ APA318 2014-12-16/13:27