Taliban töteten mindestens 126 Schulkinder in Pakistan

Peshawar (APA/dpa/Reuters) - Es ist einer der blutigsten Terroranschläge in Pakistan seit Jahren: Mindestens 126 Kinder sind bei einem Angri...

Peshawar (APA/dpa/Reuters) - Es ist einer der blutigsten Terroranschläge in Pakistan seit Jahren: Mindestens 126 Kinder sind bei einem Angriff islamistischer Talibankämpfer auf eine Schule in der Millionenstadt Peshawar getötet worden. Mehr als 120 weitere wurden verletzt, wie der Regierungschef der Provinz Khyber-Pakhtunkhwa mitteilte. Die pakistanischen Taliban bekannten sich zu der Attacke und sprachen von einem Racheakt.

Die Extremisten waren in die vom Militär betriebene Army Public School & College eingedrungen und hatten laut Polizei insgesamt 500 Schüler und Lehrer als Geiseln genommen. Mindestens fünf der Attentäter wurden bei Gefechten mit Sicherheitskräften getötet, teilte ein Militärsprecher auf Twitter mit. Einer habe sich selbst in die Luft gesprengt. Die Taliban seien in einen Bereich der Schule zurückgedrängt worden. In dem Gebäude waren Explosionen zu hören, die Gefechte dauerten am Nachmittag (Ortszeit) an.

Ein Sprecher der Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP) rechtfertigte den Angriff in örtlichen Medien. Die vom Militär betriebene Schule sei zum Ziel geworden, „weil sie auch unsere Familien angreifen. Wir wollen, dass sie den Schmerz fühlen, den wir fühlen.“ Die Armee geht massiv in den Stammesgebieten im nordwestlichen Grenzgebiet zu Afghanistan gegen radikalislamische Gruppen wie die Taliban oder das Terrornetz Al-Kaida vor. Dabei wurden nach Regierungsangaben bereits tausende Extremisten getötet und vertrieben.

Auch die USA greifen mit unbemannten Flugzeugen, sogenannten Drohnen, immer wieder Unterschlüpfe der Taliban im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan an. Diese reagierte darauf mit Anschlägen auf Militäreinrichtungen. Schulen, besonders solche auch für Mädchen, werden in Pakistan immer wieder zur Zielscheibe für die Extremisten. Sie verbreiten aus ihrer Sicht „westliche Dekadenz“ und unislamische Lehren.

In der Schule gab es stundenlang intensive Feuergefechte, wie der Regierungschef der Provinz, Pervaiz Khattak, sagte. Mehrere Explosionen waren zu hören.

Eine Lehrerin sagte demnach auch, dass Schüler in den oberen Klassen eine Prüfungsarbeit schrieben, als die Terroristen das Feuer auf sie eröffneten. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Soldaten Schüler und Schülerinnen in Sicherheit brachten. Kinder in ihren Schuluniformen mit grünen Pullovern über der traditionellen Kleidung rannten verängstigt ins Freie. Blutüberströmte Schüler und Lehrer wurden aus der Schule getragen. Scharfschützen hatten ihre Waffen auf das Gebäude gerichtet, die Armee fuhr mit Panzern vor.

Auch mindestens eine Lehrerin wurde den Behörden zufolge getötet. Verletzte Schüler wurden in ein Krankenhaus gebracht. Es wurde befürchtet, dass die Opferzahl weiter steigt, mehrere Dutzend Kinder erlitten Schussverletzungen, ihr Gesundheitszustand war kritisch. Die Krankenhäuser in Peshawar riefen die Bevölkerung zur Blutspende auf.

Ministerpräsident Nawaz Sharif bezeichnete den Angriff als nationale Tragödie und ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. „Das sind meine Kinder. Es ist mein Verlust.“ Der Regierungschef reiste nach Peshawar, um die Befreiungsaktion zu überwachen.

Die Schule wird von mehr als 1.000 Schülern besucht und bietet Unterricht für Altersstufen von Kindergärtnern bis zur Oberschule. Die Armee betreibt mehr als 120 dieser Schulen in ganz Pakistan. Sie sind bei Eltern aufgrund ihrer hohen Bildungsstandards beliebt.

(Grafik 1468-14, Format 88 x 55 mm)