Deutsche Telekom will Großbritannien Goodbye sagen
Frankfurt am Main/Bonn (APA/Reuters) - Die Ehe war kurz - das Ende dafür mit 16 Mrd. Euro lukrativ: Fünf Jahre nach der Hochzeit ihrer beide...
Frankfurt am Main/Bonn (APA/Reuters) - Die Ehe war kurz - das Ende dafür mit 16 Mrd. Euro lukrativ: Fünf Jahre nach der Hochzeit ihrer beiden britischen Mobilfunkableger stehen die Deutsche Telekom und der französische Anbieter Orange vor der Scheidung.
Tränen dürften die beiden dem Zweckbündnis aber nicht nachweinen, da die ehemalige British Telecom (BT) für den Mobilfunk-Branchenprimus EE mehr Geld auf den Tisch legen will als erwartet. „Wir konnten in den vergangenen Jahren eine beachtliche Wertsteigerung unseres Großbritannien-Geschäfts erreichen“, sagte Telekom-Chef Tim Höttges zu Reuters. In trocknen Tüchern ist der Deal allerdings noch nicht, die endgültige Einigung steht noch aus.
Höttges, der die Führung der 230.000 Mitarbeitern starken Telekom vor einem Jahr übernahm, steht damit vor dem ersten großen Coup seiner Amtszeit. Anleger danken es ihm: T-Aktien stiegen am Dienstag zwei Prozent. Der Bonner Konzern und die früher als France Telecom bekannte Orange gehen nun in exklusive Verhandlungen mit BT über den Verkauf von EE. Da Deutsche und Franzosen gleich viele Aktien an dem Handynetzbetreiber halten, dürfen sie jeweils auf 7,9 Mrd. Euro hoffen. BT will die Transaktion teilweise in eigenen Aktien zahlen. Nach dem Deal würde die Telekom einen Aufsichtsrat bei BT stellen und zwölf Prozent an dem Unternehmen halten, Orange weitere vier Prozent.
Das Rennen war bis zuletzt spannend, da BT seit Mitte November neben EE gleichzeitig auch mit dem zweitgrößten Betreiber o2 UK flirtete. Ein Deutsche-Bank-Analyst nannte die Gespräche deshalb „Speed-Dating“. Höttges will den Vertrag über den EE-Verkauf Anfang nächsten Jahres besiegeln. Die Gespräche mit BT liefen sehr gut und sollten im ersten Quartal abgeschlossen werden können, sagte er. „Wenn bei der Buchprüfung keine signifikanten Hindernisse auftauchen, wird es schnell gehen.“ Allerdings hätten die Regulierungsbehörden noch ein Wort mitzureden. Das Risiko eines Einspruchs sei aber gering.
Der Preis toppt dabei mit knapp mit 15,7 Milliarden Euro (12,46 Mrd. GBP) die Erwartungen von Marktexperten, die den Unternehmenswert mit maximal elf Milliarden Pfund (max 13,86 Mrd. Euro) bezifferten. „EE ist ein gutes Unternehmen mit einem guten Mobilfunknetz und Frequenzen“ sagte Macquarie-Analyst Mark Murphy. Zudem habe EE sein Netz frühzeitig auf den neuen Datenturbo-Funkstandard LTE aufgerüstet und damit einen Vorsprung vor den Rivalen von einem Jahr. EE zählt 24,5 Millionen Handy-Kunden und wurde 2010 von der Telekom und Orange durch die Fusion ihrer damaligen Handyableger gegründet. T-Mobile UK und Orange UK waren seinerzeit wegen sinkender Gewinne Sorgenkinder der Mutterkonzerne. Die Telekom hatte auf ihre britische Tochter 2009 sogar 1,8 Mrd. Euro abgeschrieben.
Für BT wäre der Kauf eine Rückkehr zu den Wurzeln. Der frühere Telefonmonopolist verkaufte seine Mobilfunksparte o2 vor einem Jahrzehnt für 18 Mrd. Pfund an die spanische Telefonica. Nun steht der britische Konzern davor, wieder unangefochtener Marktführer im Mobilfunk und bei schnellen Internet-Anschlüsse zu Hause zu werden. BT hofft, vom Zusammenwachsen der Technologien zu profitieren. Marktexperten zufolge müssen Telekom-Unternehmen künftig Mobilfunk und Festnetz aus einer Hand anbieten, um Kunden zu locken. Die BT-Aktien stiegen an der Londoner Börse, ebenso die Scheine von Orange.
Ungewiss ist nun die Zukunft des EE-Rivalen o2, der 22 Millionen Handynutzer zählt. Der Verlierer des Wettrennens wird möglicherweise nicht lange allein bleiben: Der chinesische Mobilfunker Hutchison Whampoa, bekannt unter der Marke „3“, signalisierte vor Wochen Interesse. Finanzinvestoren laufen sich ebenfalls warm. Die Verkaufspläne von EE könnten also den Anstoß für eine Konsolidierung des britischen Telekommarktes geben, auf dem sich noch vier Handynetzbetreiber und vier große Breitbandkonzerne tummeln. Auch Vodafone - mit knapp 20 Millionen Kunden auf dem britischen Mobilfunkmarkt die Nummer drei - muss nach Ansicht von Analysten bald handeln, um nicht den Anschluss zu verlieren.
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