Jeb Bush stellt erste Weichen für US-Präsidentschaftskandidatur
Der Sohn und Bruder ehemaliger Präsidenten will eine Bewerbung „aktiv prüfen“. Er war von 1999 bis 2007 Gouverneur von Florida.
Washington - Der US-Republikaner Jeb Bush hat als erstes politisches Schwergewicht seiner Partei die Weichen für eine Präsidentschaftskandidatur 2016 gestellt. Der Sohn von Ex-Präsident George H.W. Bush und Bruder von Ex-Präsident George W. Bush erklärte am Dienstag auf seiner Facebook-Seite, er werde die Möglichkeit einer Bewerbung für das Präsidentenamt „aktiv“ prüfen.
In den kommenden Monaten werde er durch das Land reisen und sich mit der Bevölkerung darüber unterhalten, das „Versprechen von Amerika“ wiederherzustellen. Der 61-jährige Bush sagte in dem Facebook-Beitrag, er habe die Entscheidung nach Gesprächen mit seiner Familie während des US-Erntedankfestes Thanksgiving Ende November gefasst. Im Jänner werde er eine politische Organisation mit dem Namen Leadership PAC gründen, um mit „Bürgern überall in Amerika“ das Gespräch zu suchen über „die entscheidendsten Herausforderungen, vor denen unsere einzigartige Nation steht“. Jeb Bush amtierte von 1999 bis 2007 als Gouverneur des Bundesstaates Florida und gilt als bevorzugter Kandidat des republikanischen Establishments.
Seine Ankündigung ist noch keine formale Bewerbung um die republikanische Präsidentschaftskandidatur. Allerdings hat Bush mit dem Schritt das Rennen praktisch eröffnet. Das Feld der möglichen Präsidentschaftsanwärter ist bei den Republikanern breit gefächert. Im Gespräch sind unter anderem der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, der texanische Senator Ted Cruz, der Senator Rand Paul aus Kentucky sowie der Kongressabgeordnete Paul Ryan, der als republikanischer Kandidat für die Vizepräsidentschaft bei den Wahlen 2012 verlor.
Bei den Demokraten wird die frühere First Lady und Außenministerin Hillary Clinton als mögliche Präsidentschaftskandidatin gehandelt. Clinton hat erklärt, Anfang kommenden Jahres ihre Entscheidung über eine erneute Bewerbung bekannt zu geben. Im Jahr 2008 war sie im parteiinternen Vorwahlkampf an Präsident Barack Obama gescheitert, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten darf. (APA/AFP)
Jeb Bush: Moderater Republikaner aus Polit-Dynastie
Insider-Ratschläge über die hohe Politik der USA bekam Jeb Bush vermutlich schon als kleiner Bub am Küchentisch mit auf den Weg. Der 61 Jahre alte Republikaner aus Midland im Südstaat Texas blickt auf eine gewaltige Polit-Dynastie zurück: Schon sein Urgroßvater George Herbert Walker war ein politisch einflussreicher Investmentbanker, sein Großvater Prescott Bush ein namhafter Senator.
Sein Vater und sein älterer Bruder bringen es gemeinsam auf insgesamt zwölf Jahre Amtszeit als Präsidenten der Vereinigten Staaten. Auch deshalb wurde Jeb, der eigentlich John Ellis heißt, er seiner Familie bereits „Bush 44“ betitelt - in Anspielung auf den 44. Präsidenten des Landes, der im Jahr 2008 allerdings Barack Obama wurde. Gute Chancen werden ihm vor allem deshalb nachgesagt, weil er statt der harten Linie der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung eher moderate Positionen vertritt.
Kritikern in den eigenen Reihen ist er wiederum zu lasch, seine Positionen stufen sie als langweilig und veraltet ein, etwa beim Thema Bildung. Im April brach er eine Lanze für die Millionen illegal in den USA lebenden Einwanderer, die den wohl größten Zankapfel zwischen Republikanern und Amtsinhaber Barack Obama darstellen.
Die größte Herausforderung dürfte für den dreifachen Familienvater werden, sich deutlich genug von seinem Bruder und seinem Vater abzugrenzen. Eigene politische Erfahrung hat er dank seiner acht Jahre als Gouverneur von Florida (1999-2007) allemal. Als Ass im Ärmel könnte Bush, der mit einer Mexikanerin verheiratet ist, das Vertrauen der dort stark vertretenen Latino-Gemeinde zugutekommen.