Bewaffnete bringen kurzzeitig Journalisten in Mexiko in ihre Gewalt
Mexiko-Stadt (APA/AFP) - Aus Wut über die mutmaßliche Ermordung von 43 Studenten in Mexiko haben Bewaffnete kurzzeitig rund 60 Journalisten ...
Mexiko-Stadt (APA/AFP) - Aus Wut über die mutmaßliche Ermordung von 43 Studenten in Mexiko haben Bewaffnete kurzzeitig rund 60 Journalisten und deren Angehörige in ihre Gewalt gebracht. Wie der Journalistenverein des Bundesstaats Guerrero am Dienstag mitteilte, nahmen die Reporter am Samstagabend in der Stadt Tlapa de Comonfort an einer Preisverleihung teil, als fast hundert Bewaffnete in den Saal stürmten.
Der Vereinspräsident Miguel Angel Mata sagte, sie hätten ihn, seine Frau und andere Teilnehmer mit Knüppeln geschlagen. Die Männer gaben sich den Angaben zufolge als Mitglieder der Volksbewegung von Guerrero zu erkennen, der auch eine Lehrergewerkschaft und Lehramtsstudenten von der Hochschule der Vermissten angehören. Örtlichen Medienberichten zufolge hatten einige Angreifer auch Gewehre dabei. Sie warfen den Reportern demnach mangelnden Respekt vor den vermissten Studenten vor, weil zu der Preisverleihung auch Politiker eingeladen waren. Die Journalisten wurden erst gegen Mitternacht wieder freigelassen.
Die 43 Lehramtsstudenten waren Ende September nach einer Spendensammelaktion in der Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero von der Polizei verschleppt und anschließend wahrscheinlich von verbündeten Drogengangstern ermordet worden. Sterbliche Überreste, die auf einer Müllkippe entdeckt wurden, konnten inzwischen bei einer DNA-Analyse einem der Vermissten zugeordnet werden. Der Fall der vermissten Studenten führte zu landesweiten Protesten, die immer wieder in Gewalt umschlugen.
Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Gewalt der Drogenkartelle, die vielfach Polizei, Justiz und Politik unterwandert haben. Mexikos Präsident Enrique Pena Nieto kündigte kürzlich eine Reform der Gemeindepolizei an, die oft besonders eng mit den Drogenkartellen verbunden ist. Aktivisten und Demonstranten geht das aber nicht weit genug, sie verlangen den Rücktritt des Staatschefs.