Inflationsrate stieg auf 1,7 Prozent: Preistreiber bleibt Wohnen
Die heimische Inflationsrate stieg im November auf 1,7 Prozent. Sprit kostete um über vier Prozent weniger als ein Jahr davor. Dagegen stiegen die Wohnungsmieten überdurchschnittlich. Der typische täglich Einkauf verteuerte sich um 1,3 Prozent.
Wien - Angetrieben von einem fünfprozentigen Anstieg der Wohnungsmieten innerhalb eines Jahres hat die Teuerungsrate in Österreich im November von 1,6 auf 1,7 Prozent zugelegt. Ohne Ausgaben für Wohnen, Restaurants und Hotels hätte die Inflation nur 1,1 Prozent ausgemacht, erklärte die Statistik Austria am Mittwoch.
Am Anstieg der Inflationsrate konnte auch die verstärkte Sprit-Verbilligung nichts ändern. Treibstoffe kosteten im November um 4,1 Prozent weniger als ein Jahr davor, im Oktober hatte die Verbilligung im Jahresabstand lediglich 3,1 Prozent betragen.
Der für die Eurozone errechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) Österreichs erhöhte sich im November um 1,5 Prozent, nach 1,4 Prozent im Oktober. Der Preisindex für Pensionistenhaushalte (PIPH) legte diesmal ebenso stark wie der allgemeine VPI zu, das Plus betrug erneut 1,7 Prozent.
Im Vergleich zum Vormonat Oktober lag das Preisniveau in Österreich im November um 0,2 Prozent höher. HVPI und Pensionisten-Preisindex stiegen im Monatsabstand um je 0,1 Prozent.
Täglicher Einkauf 1,3 Prozent teurer
Der typische tägliche Einkauf, der vor allem Nahrungsmittel enthält, kam im November im Jahresabstand um 1,3 Prozent teurer, im Oktober waren es 1,4 Prozent gewesen. Der wöchentliche Einkauf, bei dem auch Dienstleistungen und Sprit mitberücksichtigt sind, kostete diesmal um 0,6 (0,9) Prozent mehr, wie die Statistik Austria am Mittwoch mitteilte.
Der Bereich „Wohnung, Wasser, Energie“ kostete im November um 1,6 Prozent mehr als ein Jahr davor und hatte isoliert betrachtet (mit +0,24 Prozentpunkten) den stärksten Einfluss auf den VPI-Anstieg. Neben Wohnungsmieten (+5,0 Prozent) kam auch die Instandhaltung von Wohnungen teurer (+1,6 Prozent). Haushaltsenergie dagegen verbilligte sich um 1,1 Prozent, darunter Heizöl um 9,7 und Strom um 0,9 Prozent; Gas kostete um 0,6 Prozent mehr, Fernwärme um 5,9 und feste Brennstoffe um 3,3 Prozent mehr.
„Restaurants und Hotels“ kamen um 3,2 Prozent teurer. Dabei musste für Bewirtungsdienstleistungen im Jahresabstand um 3,0 Prozent mehr hingeblättert werden, für Beherbergungsdienstleistungen sogar um 4,8 Prozent mehr. Bei „Freizeit und Kultur“ gab es im Schnitt einen 2,1-prozentigen Preisanstieg, dazu trugen vor allem Pauschalreise-Verteuerungen um 5,3 Prozent bei. Zudem verbilligten sich elektronische Geräte nur um 0,2 Prozent, im Oktober hatte der Preisrückgang gegenüber dem Vorjahr noch 2,4 Prozent ausgemacht.
Milch, Käse und Eier um 3,3 Prozent teurer
Für die Teuerungen in der Ausgabengruppe „Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke“ (+1,5 Prozent im Schnitt) waren die ebenfalls um 1,5 Prozent höheren Preise für Nahrungsmittel ausschlaggebend; dabei verteuerten sich Milch, Käse und Eier zusammen um 3,3 Prozent, Brot und Getreideerzeugnisse um 2,2 Prozent, Fisch um 5,7 und Gemüse um 1,7 Prozent. Fleisch und Obst waren mit +0,1 bzw. -0,2 Prozent fast preisstabil. Alkoholfreie Getränke kamen im Schnitt um 1,0 Prozent teurer, Bohnenkaffee etwa kostete um 3,4 Prozent mehr.
Ausgaben für „Verkehr“ kosteten lediglich um 0,4 Prozent mehr. Instandhaltung und Reparaturen privater Verkehrsmittel verteuerten sich um 3,1 Prozent. Sprit kam um ,1 (-3,1) Prozent günstiger, Heizöl kostete sogar um 9,7 Prozent weniger. „Bekleidung und Schuhe“ waren im Schnitt um 1,2 Prozent günstiger, dabei gaben die Preise für Bekleidungsartikel um 1,4 Prozent nach, und Schuhe kamen um 0,9 Prozent billiger als voriges Jahr.
Im Monatsabstand erwies sich mit +1,7 Prozent „Freizeit und Kultur“ als Hauptpreistreiber, Grund waren saisonale Verteuerungen bei Pauschalreisen (+5,4 Prozent von Oktober auf November). Hauptpreisdämpfer im Monatsabstand war der „Verkehr“ mit -1,0 Prozent, wobei Treibstoffe um 2,5 Prozent günstiger waren.
EZB unter Druck
Die Inflation in der Eurozone bleibt auch im November extrem niedrig und bereitet der Europäischen Zentralbank große Sorgen. Die Verbraucherpreise lagen nur 0,3 Prozent über dem Niveau vor Jahresfrist, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch nach einer endgültigen Berechnung mitteilte. Die niedrige Teuerung schürt Sorgen vor einer Deflation.
Die EZB will aber einen solchen für die Wirtschaft schädlichen Preisverfall auf breiter Front unbedingt verhindern. Gedämpft wurde die Inflation vor allem von fallenden Energiepreisen.
Experten gehen davon aus, dass die Inflationsrate Anfang 2015 noch weiter sinkt. Die EZB-Notenbanker um ihren Präsidenten Mario Draghi sprechen bei Werten von knapp unter zwei Prozent von stabilen Preisen. Fallende Preise können eine Wirtschaft dauerhaft lähmen, wenn sich Verbraucher zurückhalten, Löhne sinken und Firmen ihre Investitionen aufschieben. Um eine Deflation zu verhindern, hat die EZB ihren Leitzins auf ein Rekordtief gesenkt. Außerdem pumpt sie Milliarden an billigem Geld in die Wirtschaft. (APA/Reuters)