Reutte

Christkind besucht auch Flüchtlinge

© Helmut Mittermayr

Die Neue Mittelschule Königsweg lud die Bewohner des Asylwerberquartiers in Breitenwang zu einer Weihnachtsfeier. Die E-Werke haben sich mit Gutscheinen ins Kreckelmoos auf den Weg gemacht.

Von Simone Tschol

und Helmut Mittermayr

Breitenwang, Reutte –Wenn es abends dunkel wird, erhellen Lichterketten die Straßen und Häuser landauf, landab. Weihnachten – Fest des Friedens und der Familie – steht vor der Tür. Aber nicht allen Menschen ist ein friedseliges Fest beschert. Mehr als 50 Millionen sind laut UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR weltweit auf der Flucht. Viele Vertriebene aus den Krisengebieten des Nahen Ostens oder Afrikas haben inzwischen Zuflucht in Österreich gefunden. 47 von ihnen, darunter Einzelpersonen und Familien, leben im Flüchtlingsheim Kreckelmoos in Breitenwang. Dort warten sie auf ihre Anerkennungsverfahren. Teils schreckliche Erlebnisse haben sie neben einigen wenigen Habseligkeiten mitgebracht. Am Dienstag bekamen die Männer, Frauen und Kinder eine besondere Zuwendung, die zwar die seelischen Wunden nicht lindert, aber kurz vor Weihnachten doch Freude bereitete.

Seit mehr als zehn Jahren verzichten die Elektrizitätswerke Reutte auf Weihnachtspost für Geschäftspartner und Kunden. „Diese landet irgendwann im Mülleimer und das war’s. Stattdessen spenden wir das Geld jedes Jahr an eine Einrichtung in der Region. Heuer fiel die Wahl auf das Flüchtlingsheim in Breitenwang. Hier kann das Geld sinnvoll verwendet werden und die Menschen sind vom Schicksal schon gebeutelt genug“, erklärte EWR-Vorstandsvorsitzender Klaus Schmitzer. 2500 Euro in Form von fünf EW-Einkaufsgutscheinen zu je 500 Euro wurden an den neuen Heimleiter Nick Rea überreicht. Dieser freute sich sichtlich: „Wir müssen das Haus dringend besser ausstatten. Da kommen die Gutscheine sehr gelegen.“

Rea, der seit Oktober letzten Jahres im Flüchtlingswesen tätig ist und mit 1. Februar 2014 die Leitung des Flüchtlingsheimes übernommen hat, ist selbst ein Weitgereister. Der Engländer, Sohn eines Londoner Geschäftsmannes und einer Schottin, wurde im Libanon geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte Rea im Iran, in Bangladesch, Ägypten und Zypern. Erste Bande mit dem Außerfern knüpfte er während seiner Tätigkeit für das Außerferner Unternehmen Koch International in London. Die Liebe und die Arbeit haben ihn letztlich ganz nach Reutte geführt, wo er seit 1995 lebt.

Fast zeitgleich gab es für die Heimbewohner an der Neuen Mittelschule Königsweg in Reutte eine zweite Überraschung. Sie waren zu einer Weihnachtsfeier – nur für sie inszeniert – geladen worden. Direktor Hanspeter Wagner und Organisatorin Gerda Bubendorfer hießen sie auf Deutsch, Englisch und Französisch herzlich willkommen. Bubendorfer, Jugendrotkreuz-Referentin der Schule, hatte bei Unternehmen aus der Region Spenden gesammelt und sie in Waren umgewandelt. Zweite „Einnahmenquelle“ waren die Eltern, die zu den Weihnachtspäckchen kräftig beisteuerten. Viele „Buddys“, Schülerinnen und Schüler, die als Helfer in der Schule tätig sind, hatten mitgearbeitet. Die Kinder ließen mit ausgesuchten Liedern Weihnachtsstimmung aufkommen.

Für Direktor Hanspeter Wagner, auch Bürgermeister der Heimatgemeinde der Asylwerber, ist die Übergabe nicht einfach so nebenbei passiert: „Unsere Neue Mittelschule wollte schon ein Zeichen setzen, dass auch an Leute gedacht wird, die ihre Heimat verlassen müssen. Für unsere Schülerinnen und Schüler ist das ein gutes Beispiel für soziales Lernen.“ Die Vorbereitungen auf den Festakt hatten drei Wochen gedauert. Die Asylwerber waren – wieder zu Hause angekommen – beim Auspacken der Packerln von der Aktion begeistert.

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