Das Rennen um einen Ebola-Impfstoff

Wien/Freetown/Conakry (APA) - Das Rennen um einen Ebola-Impfstoff läuft. Für die Fachleute vom Department für Virologie der MedUni Wien sind...

Wien/Freetown/Conakry (APA) - Das Rennen um einen Ebola-Impfstoff läuft. Für die Fachleute vom Department für Virologie der MedUni Wien sind aber trotz der bereits mehrfach angelaufenen klinischen Tests noch viele Fragezeichen vorhanden. „Ein Silberstreif am Horizont?“, schrieb jetzt der Leiter des Departments, Franz X. Heinz, in der Virusepidemiologischen Information.

„Nach wie vor zeichnet sich keine Entspannung der Ebola-Situation in Westafrika und den am stärksten betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone ab“, beschrieb Heinz die aktuelle Lage. Der Ausbruch habe alles auf diesem Gebiet bisher Dagewesene übertroffen, so der Virologe. „Und es ist immer noch unklar, wie erfolgreich die bisher angewandte Strategie der Eindämmung mittels Identifizierung und Isolierung von Patienten bzw. deren Kontaktpersonen sein wird.“ Deshalb käme Präventionsmaßnahmen, speziell Impfstoffen, eine besondere Bedeutung zu.

„Bisherige Immunisierungsstudien mit Ebola und anderen Filovirus-Impfstoffen in Tiermodellen haben zu der wichtigen Erkenntnis geführt, dass die Induktion von Antikörpern gegen das an der Virusoberfläche gelegene Glykoprotein eine kritische Rolle für die Ausbildung einer Immunität spielt“, fasst der Experte die ersten Erkenntnisse zusammen. Ein inaktiviertes Ebola-Virus käme aber als Antigenquelle in einer Vakzine nicht infrage, weil der „großtechnische Umgang mit einem so hochpathogenen Virus“ das ausschließen würde.

Alle weiteren Ansätze beruhten daher auf der Anwendung gentechnologischer Methoden, die auf unterschiedlichste Weise zur Bildung des für die Immunisierung so wichtigen Glykoproteins führen. Darunter fallen die Herstellung virusähnlicher Partikel, die keine Nukleinsäure enthalten und daher nicht infektiös sind, DNA-Vakzinen, die nach ihrer Verabreichung Körperzellen veranlassen, selbst das Antigen zu produzieren, sowie eine Reihe sogenannter Vektor-Vakzinen, bei denen die genetische Information für das virale Glykoprotein in andere Viren eingebaut wird und diese dadurch als Träger bzw. Transportvehikel dienen.

Am weitesten entwickelt seien rekombinante Adenoviren. Franz X. Heinz: „Bei dieser Impfstoffplattform handelt es sich um Adenoviren, denen Teile ihrer genetischen Information entfernt wurden, so dass sie nicht mehr vermehrungsfähig sind, aber das Gen für das Ebola-Glykoprotein enthalten. Diese defekten Viren können in Zellen eindringen, schleusen dadurch auch das Ebolavirus-Gen ein und führen auf diese Weise bei Geimpften zur Produktion des Glykoproteins, das eine Immunantwort auslöst.

Es gibt Limitierungen. Die meiste Erfahrung wurde bisher bei Vakzinen auf der Basis von Adenoviren vom Typ 5 gesammelt. „Allerdings mit nicht ganz zufriedenstellendem Erfolg“, so der Experte. 40 bis 50 Prozent der Menschen in den USA und bis zu 90 Prozent der Personen südlich der Sahara haben eine solche Infektion bereits durchgemacht oder bauen eine starke Immunantwort gegen diese „Impf-Viren“ auf. Das schränkt die Wirksamkeit ein.

Heinz: „Aufgrund dieser Erfahrungen basiert daher die neueste, jetzt auch für Ebola angewandte Technologie, auf der Verwendung eines Schimpansen-Adenovirus, gegen das im Vergleich zu Adeno 5 nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung Antikörper aufweist (0 bis vier Prozent) in Europa und bis zu 20 Prozent in Entwicklungsländern.“

Vor wenigen Tagen wurden in Genf für einige Wochen klinische Tests an gesunden Probanden mit einer Ebola-Vakzine auf der Basis von Rekombinanten Vesikuläre Stomatitis Viren (VSV) unterbrochen. „VSV ist in erster Linie ein Tierpathogen, das kaum Erkrankungen beim Menschen verursacht. Ähnlich wie das Adenovirus kann auch dieses Virus mithilfe gentechnischer Methoden verändert und als Vakzineplattform verwendet werden“, erklärte Heinz.

Für die Ebola-Kandidat-Vakzine wurde eine künstlich abgeschwächte Virusvariante erzeugt. Es handelt sich deshalb um einen Lebendimpfstoff, wobei sich das Virus in Geimpften vermehrt und dadurch eine Immunantwort auslöst. Der Wiener Virologe: „Tierversuche - auch an nichthumanen Primaten und Modellen immunsupprimierter Mäuse und Makaken - haben seine protektive Wirksamkeit und auch Unschädlichkeit in diesen Wirten erwiesen.“ Mit größtem Interesse müsse man die Ergebnisse zur Sicherheit der Vakzine abwarten und die Resultate mit den beiden Strategien - Adeno- bzw. VSV - vergleichen.