Kulturhauptstädte 2015 - Pilsen feiert (sich) im öffentlichen Raum

Plzen (Pilsen)/Brüssel (APA) - Die Eröffnung der Kulturhauptstadt Pilsen soll am 17. Jänner ganz den Gästen und der Bevölkerung gehören. Auf...

Plzen (Pilsen)/Brüssel (APA) - Die Eröffnung der Kulturhauptstadt Pilsen soll am 17. Jänner ganz den Gästen und der Bevölkerung gehören. Auf dem Hauptplatz, dem Platz der Republik, wird es keine Bühne mit Eröffnungsreden geben, stattdessen erklingen die neuen Glocken im Kirchturm und läuten die mehr als 600 Veranstaltungen des Jahres ein.

Aus allen Himmelsrichtungen sollen die Menschen an diesem Abend in organisierten Zügen zur Kathedrale am Platz der Republik strömen, wo dann ein musikalisch-visuelles Feuerwerk gezündet wird, bevor sich die Feierlichkeiten auch in die anderen Bezirke der Stadt ausdehnen sollen.

Entlang von acht „Flaggschiff“-Projekten entfaltet sich das Kulturhauptstadtjahr. Ein erster Fixpunkt ist die „Saison des Neuen Zirkus“. „Hier geht es um eine neue Bewegung“, erklärt Marketingdirektor Radovan Auer im APA-Interview. „Im Neuen Zirkus gibt es keine Tiere, sondern Künstler, die ohne den Gebrauch von Wörtern Geschichten erzählen.“ Eine Möglichkeit, auch nicht-tschechischsprachiges Publikum zu begeistern. Im Laufe des Jahres werden zehn Produktionen gezeigt, den Anfang macht David Dimitri mit „L‘Homme Cirque“ Ende Jänner und Anfang Februar.

Ein weiteres „Flaggschiff“ umfasst die Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum: Das Spektrum reicht dabei „vom Kunstwerk auf der Straße bis zur gemeinsamen Parkgestaltung, von der Nachbarschaftsaktion vor dem Vereinsheim bis zur architektonischen Intervention an einem lebhaften Ort“, heißt es im Programmheft. Geplant ist hier unter anderem ein Lichterfestival (20. - 21. Februar), ein europäischer Nachbarschaftstag (29. - 30. Mai) oder die „Kreative demokratische Schule“, im Rahmen derer Kinder ihren Lebensraum gestalten sollen.

„Die verborgene Stadt“ wiederum zeigt den Besuchern anhand eines via App abrufbaren Audioguides aus der Perspektiver unterschiedlichster Bürger ungewöhnliche Ecken der Stadt. „Fabriken der Vorstellungskraft“ nennt sich jener Programmschwerpunkt, in dessen Rahmen mehrere ehemalige Industriegebäude als Ausstellungs- und Konzerträume genutzt werden sollen. Geht es nach den Wünschen der Veranstalter, sollen zumindest einige dieser neuen Kulturräume über das Kulturhauptstadtjahr hinaus erhalten bleiben.

Die Kunst und das Handwerk des Puppenspiels sind eng mit der Stadt Pilsen verbunden. Und so verwundert es nicht, dass sich eines der „Flaggschiff“-Projekte dem Puppenspiel-Pionier Jiri Trnka widmet: Einerseits mit einer Ausstellung in der Galerie der Stadt sowie der Jiri-Trnka-Galerie am Platz der Republik (17. Jänner - 10. Mai), andererseits im Westböhmischen Museum, wo von 26. Februar bis zum 24. Mai Trnkas Stück „Der Garten“ zum Leben erwachen soll. Einem anderen Sohn der Stadt, dem nach Neuseeland ausgewanderten Künstler Gottfried Lindauer, ist ein weiteres Projekt gewidmet. Die Westböhmische Galerie realisiert eine Ausstellung, für die zum ersten Mal 40 seiner Maori-Porträts vom Ende des 19. Jahrhunderts aus Neuseeland nach Europa gebracht werden (6. Mai - 20. September).

„Die barocke Schönheit Westböhmens“ steht im Zentrum des siebenten Flaggschiffs: Mit dem Zyklus „9 Wochen Barock“ will man in den heißen Sommermonaten „raus aus der Stadt“ und bespielt verschiedenste Orte der Region (unter anderem) mit Barockmusik. Unter dem Mäntelchen „Der Kulturreichtum Pilsens“ veranstaltet man allerlei Theater-, Tanz- und Filmfestivals. Als eines der größten Feste gilt das sechstägige „Freiheitsfest“ anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Befreiung von Pilsen durch die US-Armee Anfang Mai.

(www.plzen2015.cz)