Kulturhauptstädte 2015: Mons setzt auf Fiesta, Happening und Van Gogh
Mons (APA) - Knapp 70,5 Mio. Euro hat Intendant Yves Vasseur als Budget für das Kulturhauptstadtjahr Mons 2015 zur Verfügung - und damit in ...
Mons (APA) - Knapp 70,5 Mio. Euro hat Intendant Yves Vasseur als Budget für das Kulturhauptstadtjahr Mons 2015 zur Verfügung - und damit in etwa so viel wie einst Linz09. Damit hat der Belgier über 300 Veranstaltungen für das kommende Jahr programmiert, darunter 20 große Ausstellungen. Dafür hat man sich 18 Partnerstädte ins Boot geholt - von Lille bis Mechelen.
Gelingen soll dabei nichts weniger als die „Renaissance“ - eine Wiedergeburt der Region in der südlichen Wallonie und eine Transformation der darbenden einstigen Bergbauregion in ein „Creative Valley“. Dazu gibt man am 24. Jänner den Startschuss - auch wenn mit einem gigantischen Holzwald von Arne Quinze bereits seit Dezember eine 18 Meter hohe Großskulptur den einstigen Gerichtsparkplatz überragt. Für die Eröffnungsfeier unter dem Titel „Erleuchtung“ setzt man auf Feuerwerk und 18.000 Silberponchos, die man an die erhofften bis zu 100.000 Besucher verteilt. „Mons steht einfach für permanentes Happening“, so die Ankündigung des Programmhefts.
In der ersten „Jahreszeit“ des Festkalenders, der „Blendung“, steht dann ab 25. Jänner gleich die große Blockbuster-Ausstellung zu Van Gogh an, der von 1878 bis 1880 knapp zwei Jahre in der Region lebte und hier die Entscheidung traf, Künstler zu werden. Zu seiner Genese und seinen Vorbildern, aber auch mit rund 80 eigenen Werke des berühmten Gasts will Mons alleine bis zu 250.000 Besucher locken. Parallel dazu bietet die Ausstellung „Mons Superstar“ in den alten Schlachthöfen eine interaktive Erfahrungsreise zur Stadt und ihren Bewohnern.
Beim alljährlichen Festival VIA will man auch heuer ab 12. März Bühne und Bildschirm vernetzen, wobei Stars wie die spanische Theatergruppe La Fura dels Baus mit an Bord sind. Ebenfalls der digitalen Vernetzung dient das Technologielabor „Cafe Europa“. Hier sollen sich Künstler, Kuratoren und Gäste um das Digitale von heute und morgen kümmern. Aber auch die althergebrachte Literatur soll übers Jahr verteilt zu ihrem Recht kommen, wenn man unter dem Titel „Der Satz. Straßen der Poesie“ poetische Sätze auf Schriftzügen über die gesamte Stadt und ihre Monumente verteilt.
Die zweite Jahreszeit, „Die große Enthüllung“, beginnt passenderweise mit dem Wochenende des 4. Aprils, wenn mit einem Schlag fünf neue Museen eröffnet werden: die Artotheque für regionale Kunst und Kulturgeschichte, das Feuersteinmuseum in Spiennes, das Musee du Doudou für regionale Folklore, das den Weltkriegen gewidmete Memorial Museum sowie der frischrenovierte barocke Belfried. Auch das neue kleine Konzerthaus Arsonic wird ab dem 3. April im Einsatz sein.
Von April bis Ende September sollen sich darüber hinaus über die gesamte Stadt Installationen im öffentlichen Raum verteilen - von einem Bücherstapel, der sich aus einem Fenster der Uni auf die Straße ergießt, bis zu einem Riesenaquarium in einem Erdgeschoß. In die gleiche Kerbe schlägt im Mai (14. bis 24.) „Die spielende Stadt“, in der man mit roten Riesenkugeln, nackten Performern und anderen amüsanten Interventionen den öffentlichen Raum von der Werbeindustrie zurückerobern will.
Die dritte Phase „Der strahlende Sommer“ ist dann wörtlich zu verstehen. Für die entspannte Aktion „Sun City (And More!)“ pflanzt man auf der Grand Place 8.000 echte Sonnenblumen, um einerseits ein Labyrinth als Ausgangsort für Sonnenbaden und Stadterkundungen zu schaffen, und um andererseits erneut Van Gogh zu huldigen. Und das heurige „Festival au Carree“ bringt ab 28. Juni unter anderem alles sieben Tragödien des Sophokles von Regisseur Wajdi Mouawad, eine Uraufführung von Tanzmeister Wim Vandekeybus oder ein Stück von Marco Martinelli mit 150 Laiendarstellern.
Statischer geht es da in der Ausstellung „Das glühende China“ in den alten Schlachthöfen zu, vereint diese doch die Monumentalskulpturen von 20 chinesischen Avantgardekünstlern. Lokale Künstler kommen hingegen von 4. Juli bis 4. September beim Festival „Das Festessen“ zu Ehren und bilden das Rahmenprogramm für städtische Barbecues, welche die kulinarischen Spezialitäten der Region präsentieren.
Zum Abschluss folgt dann die Jahreszeit „Renaissance“. Dazu schließt man sich für eine Eröffnungsparade, Ausstellungen, Seitenblicke zu Städten wie Rio oder Detroit, Diskussionen und ähnlichem mit dem Kulturhauptstadtvorgänger Lille und dem nahe gelegenen Brüssel zusammen, um an alte, dynamischere Zeiten anzuknüpfen.
Die Renaissance als historische Epoche beleuchtet dann eine Woche im Oktober, die dem berühmtesten musikalischen Kind der Stadt gewidmet ist: Auch wenn Orlando di Lasso Mons bereits mit 13 Jahren verließ und den Großteil seines Berufslebens in München wirkte, ist er im Herzen der Einwohner einer der ihren. Mit einem 700-stimmigen Laienchor und zahlreichen weiteren Konzerten wird dem Renaissancekomponisten eine Woche lang gedacht. Und auch der Zeitgenosse und Bildhauer Jacques du Broeucq wird mit einer eigenen Woche geehrt.
Die Ausstellung „Verlaine. Zelle 252“ widmet sich dann ab dem 17. Oktober im Beaux-Arts dem letztlich gewalttätigen Beziehungskonflikt zwischen Paul Verlaine und Arthur Rimbaud, in deren Folge ersterer einige Zeit im Gefängnis verbringen musste. Lustiger geht es da in der Maison Folie zu, wo man einige Tage der Zwillingskulturhauptstadt Pilsen huldigt - mit Schauspielen, Ausstellungen und kulinarischen Preziosen wie Kohl mit Zimt.
Am 12. Dezember wird der Sack dann zugemacht, wenn die beiden Belgier Daphne Cornez und Fabrice Bollen, welche bereits die Eröffnungsfeier der Fußballweltmeisterschaft 2014 in Sao Paulo organisierten, die Abschlussfeier des Kulturhauptstadtjahres inszenieren. Auch dabei möchte man - wie über das gesamte Jahr verteilt - besonders die Jungen einbinden. Oder, um das Programmheft zu zitieren: „Mons 2015 ist in erster Linie eine große Fiesta, und zwar vom Anfang bis zum Ende.“
(S E R V I C E - www.mons2015.eu)