Handball

Schwaz Handball Tirol zwischen Ärger und Perspektiven

Stets am Puls der Welt- und Echtzeit – Thomas Lintner stand als Coach von Schwaz ebenso unter Strom, wie er es heute als Sportkoordinator von Handball Tirol und Angestellter eines Reisebüros tut.
© Gepa

Die Stimmung um die Erstliga-Truppe aus Schwaz war bei Handball Tirol schon besser. Sportkoordinator Thomas Lintner bittet vor dem letzten Heimspiel gegen Bregenz (Freitag, 19 Uhr) um Geduld.

Das HLA-Team von Handball Tirol aus Schwaz hat das obere Play-off verpasst, das junge Bundesliga-Team aus Innsbruck (medalp) rangiert in der Bundesliga auf Platz vier. Wie sieht Ihre Standortbestimmung gegenwärtig aus?

Thomas Lintner: Es gibt mehrere Blickwinkel. Aber klar ist: In der Außendarstellung funktioniert das HLA-Team am wenigsten. Wir strahlen Unzufriedenheit aus, auch auf den Rängen. Es wird übersehen, dass wir in den letzten zwei Jahren unglaublich viel am Spielersektor verändert haben, Spielertrainer Kreso Marakovic fast den ganzen Herbst verletzt war, auch andere (Abschied Gierlinger, Erkrankung Steiger, Anm.) gefehlt haben. Klar hätte es besser laufen können, aber es sind keine Geduld und Vertrauen da. Und das Team war nicht stabil genug.

Unterstützung für die Truppe, auch im letzten Heimspiel des Grunddurchgangs gegen Bregenz, ist vor Weihnachten also gefragt.

Lintner: Man muss der Mannschaft Rückhalt geben, dazu sind der Verein und der Vorstand verpflichtet. Wir haben auswärts gleich viele Zähler (8) wie letzte Saison erobert, zuhause hingegen nur fünf. Vielleicht ein Indiz dafür, dass die jungen Spieler nicht so gut mit Druck umgehen können. Vielleicht müssen wir (darüber) noch mehr reden.

Der Blick zum jungen Bundesliga-Team nach Innsbruck, das letzte Saison Vizemeister wurde, fällt vor­aussichtlich besser aus.

Lintner: Mit der Entwicklung in der Bundesliga bin ich sehr zufrieden. Wir haben diese Saison Balthasar Huber und Thomas Kandolf nach oben in die HLA-Mannschaft gezogen, mit Valdis Novickis auch den einzigen Legionär abgegeben. Nur Patrik Juric, und der ist erst 21, kam nach Innsbruck. Der macht seine Sache genauso gut wie alle anderen. In der letzten Saison war mir die Truppe als Tabellenführer fast schon zu gut: Wir wollen, dass es auch enge Spiele gibt, in denen es heiß hergeht – dann können sich Junge noch besser weiterentwickeln ...

Die Kooperation zwischen Innsbruck und Schwaz unter der Flagge Handball Tirol läuft jetzt seit eineinhalb Jahren. Alles gut?

Lintner: Ich bin mit allen Ebenen grundsätzlich zufrieden. Und die HLA haben wir ja besprochen: Man darf nicht vergessen, dass da mit Manuel Hechenblaikner (24) ein Junger im Aufbau Mitte spielt: Die Jungen werden von vielen oft gefordert und dann fehlt die Geduld. Aber zurück zur Kooperation: Unser Ziel war es, die Basis zu stärken, damit wir auf Sicht Qualität und Quantität haben. Ich möchte einmal genug eigene Leute haben, damit ich zu einem, der nicht alles gibt, sagen kann: ‚Das ist mir zu wenig.‘ Wenn wir diesen Punkt erreichen, haben wir viel mit unserer Arbeit geschafft.

Klingt da der Traum nach einer Truppe durch, die in der Handball Liga Austria nur mit Tirolern agiert?

Lintner: Ein Ziel ist es mittelfristig, in der HLA mit Tiroler Spielern vorne mitzumischen. Die Zahl der Legionäre soll sich in Grenzen halten, sie ist schrittweise auch schon weniger geworden. Aber dazu auch noch etwas: Einen Minde (Mindaugas Andriuska, eingebürgerter Litauer, Anm.) sehe ich längst als Einheimischen. Der arbeitet 40 Stunden im Hort und wir sollten froh sein, dass er uns noch hilft. Bei einem Anton Prakapenia haben einige in seinen ersten paar Einsatzminuten gesagt, dass sie ihm sofort ein Ticket für die Heimreise kaufen. Und jetzt spielt er super. Geduld ist kaum vorhanden. Wir sind uns sehr wohl darüber klar, dass einiges besser laufen kann. Da werden wir im neuen Jahr auch den Hebel ansetzen.

Handball macht auch viel Schule, wie laufen da die Projekte?

Lintner: Wir haben 1000 Schulstunden geleistet, haben in Wörgl 20 und in Schwaz im Paulinum-Hort 80 Kinder. Für ein Volksschulprojekt in Innsbruck haben wir mittlerweile eine hauptamtliche Mitarbeiterin (Nina Samwald, Anm.). Die Leute verstehen oft nicht, wie wir das Geld einsetzen: Natürlich könnten wir 200.000 Euro mehr in die HLA-Mannschaft pumpen und wären vielleicht in den Top drei. Nur: Dann müssten wir unten was aussparen und es gibt vielleicht kein Volksschulprojekt mehr. Wir wollen die Basis stärken, um von Spitzensport sprechen zu können.

Hand aufs Herz – gehen die Derbys zwischen Innsbruck und Schwaz nicht ab?

Lintner: Natürlich vermisst man sie. Es war immer ein besonderer Reiz, selbst wenn der Tabellenneunte auf den Zehnten getroffen ist.

Ihr Wunsch fürs Bregenz-Heimspiel (morgen)?

Lintner: Ich wünsche mir, dass wir eine gute Leistung in die eigene Halle stellen.

Das Gespräch führte Alex Gruber

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