Internationale Pressestimmen zu Annäherung USA-Kuba

Washington/Havanna (APA/dpa) - Zum Neustart der Beziehungen zwischen den USA und Kuba gab es am Donnerstag zahlreiche internationale Pressek...

Washington/Havanna (APA/dpa) - Zum Neustart der Beziehungen zwischen den USA und Kuba gab es am Donnerstag zahlreiche internationale Pressekommentare:

„Kommersant“ (Moskau):

„US-Präsident Barack Obama und der Vorsitzende des Staatsrates in Kuba, Raul Castro, haben zwar die Wiederherstellung der vor mehr als 50 Jahren abgebrochenen diplomatischen Beziehungen verkündet. Es wäre aber verfrüht, von einem bedingungslosen Neustart des Verhältnisses zu sprechen. Denn der US-Kongress plant vorerst nicht, die gegen Kuba geltenden Sanktionen aufzuheben. Trotzdem nimmt Moskau die Annäherung grundsätzlich wohlwollend auf. Allerdings wird der Kreml genau darauf achten, dass die Verbesserung der amerikanisch-kubanischen Beziehungen nicht auf Kosten Russlands stattfinden wird.“

„De Standaard“ (Brüssel):

„Das politische Klima in den USA hat sich in den letzten Jahren verändert. In Miami ist die erste Generation kubanischer Flüchtlinge abgelöst worden von kubanischen Amerikanern, die für die Demokraten stimmen und eine Lockerung der Politik gegenüber Kuba unterstützen. Obama muss nicht fürchten, dass die Demokraten einen Preis für den Kurswechsel zahlen. Auch international kann Amerika damit nur gewinnen. (...) Für Kuba bietet die Verbesserung der Beziehungen zu den USA nur Vorteile. Das Land leidet sehr unter dem Embargo, weil Unternehmen, die mit Kuba Geschäfte machen, dafür bisher bestraft wurden. Wegen des wirtschaftlichen Würgegriffs bekam die Insel Kredite nur für kurze Laufzeiten und zu hohen Zinsen. Früher wurden die Folgen des Embargos noch durch befreundete Länder wie die Sowjetunion oder Venezuela gemildert. Da Venezuela nun aber selbst am Rand des Bankrotts steht, muss Kuba mit weniger Hilfe zurechtkommen.“

„Le Journal de la Haute-Marne“ (Chaumont):

„Die USA und Kuba finden gemeinsame Interessen. Wie (US-Präsident Barack) Obama auf Spanisch erinnerte, gehören beide zur amerikanischen Region. Der Weg zur wirtschaftlichen Verbindung ist offensichtlich. Das Ende des Embargos - das noch die Unterstützung des Kongresses braucht - würde eine schnelle Entwicklung der Insel erlauben und nordamerikanischen Unternehmen neue Märkte eröffnen. Das Tauwetter in den Beziehungen zwischen den beiden markiert das Ende des heftigen Konflikts des 20. Jahrhundert. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Herausforderung für die USA nicht mehr, einen Nachbarn lahmzulegen, der seine strategische Bedeutung einer in zwei Blöcke aufgeteilten Welt verloren hat. Es ist der gnadenlose und notwendige Kampf, den sie - mit ihren Verbündeten - gegen den internationalen Terrorismus führen müssen.“

„Corriere della Sera“ (Mailand):

„Ein persönlicher Erfolg. Erreicht, indem alle traditionelle Vorsicht der Diplomatie fallen gelassen wurde. Papst Franziskus hat sich getraut, einen persönlichen Appell an die Führer der beiden Länder, Barack Obama und Raul Castro, zu richten. Und die Staatsoberhäupter haben seinen Einsatz anerkannt, zur Einigung beigetragen zu haben. Der lateinamerikanische Papst hat Obama geholfen, aus der Notlage zu kommen, in der die amerikanische Politik seit Jahren festsaß. Aber Franziskus hat auch eine Sicherheit für Kuba verkörpert. Aus dieser Wende geht der Papst (pastoral und nicht diplomatisch) als Mann des Friedens hervor. Der Kalte Krieg ist wirklich zu Ende.“

„Dernieres Nouvelles d‘Alsace“ (Straßburg):

„Kuba verkörpert heute nicht mehr das absolute Böse, wie dies Mitte des vergangenen Jahrhunderts der Fall war. Und seit dem frühzeitigen Abgang in den Ruhestand seines Bruders Fidel hat Raul Castro sich bemüht, immer mehr Signale der Öffnung auszusenden und der kubanischen Gesellschaft homöopathische Dosen von Kapitalismus einzuflößen. Diesem Anachronismus musste ein Ende bereitet werden. Zumal Washington dank seiner Annäherung an Kuba - dessen moralischer Einfluss in Lateinamerika in umgekehrtem Verhältnis zu seiner politischen Macht steht - seine magere Beliebtheit im Süden des amerikanischen Kontinents deutlich verbessern dürfte. (US-Präsident) Barack Obama ist es nicht gelungen, sein Land aus dem irakischen Sumpf zu holen. Doch er wird als jener Präsident in die Geschichte eingehen, der für Entspannung an den Grenzen der USA gesorgt hat. Das ist schon mal nicht schlecht.“

„El País“ (Madrid):

„Nun ist auch der Kalte Krieg in der Karibik beendet. US-Präsident Barack Obama will in der Schlussphase seiner Amtszeit erreichen, dass die Normalisierung der Beziehungen zu Kuba ein Teil seines historischen Erbes wird. Mit der Ankündigung wird ein neues Kapitel in der Geschichte aufgeschlagen. Ob sie auch einen politischen Wandel innerhalb Kubas auslösen wird, ist schwer absehbar.

Die Normalisierung wird aber Konsequenzen für Lateinamerika haben. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro, dessen wichtigster Partner bisher Kuba ist, dürfte international noch stärker in Isolation geraten. Für die USA und Kuba beginnt ein Prozess, dessen Ausgang ungewiss ist. Zur Aufhebung des Embargos der USA ist zum Beispiel die Zustimmung des Kongresses notwendig.“