Wifo und IHS halbieren Prognose 2 - Rückfall hinter Eurozone
Wien (APA) - Österreichs Wirtschaftswachstum bleibt im Prognosezeitraum - bis 2016 - im Schnitt um 0,2 Prozentpunkte hinter jenem des Eurora...
Wien (APA) - Österreichs Wirtschaftswachstum bleibt im Prognosezeitraum - bis 2016 - im Schnitt um 0,2 Prozentpunkte hinter jenem des Euroraums zurück, schätzt das Institut für Höhere Studien (IHS). Anders war es im Zeitraum 2007 bis 2013, da hatte unser Land noch einen Wachstumsvorsprung von 0,9 Prozent erzielt.
Nach einer langen Rezessionsphase ist die Eurozone auf einen moderaten Wachstumskurs eingeschwenkt, das IHS sieht sie 2015 und 2016 um 1,0 und 1,5 Prozent wachsen, nach 0,8 Prozent im heurigen Jahr. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) rechnet für die kommenden beiden Jahre mit 0,9 und 1,1 Prozent Realwachstum im Euroraum.
„Wenn sich die Erholung im Euroraum wie erwartet verstärkt und der Welthandel wieder an Dynamik gewinnt, ergeben sich auch für die heimische Wirtschaft Wachstumsmöglichkeiten“, erklärte das Wifo am Donnerstag. Immerhin geht 2015 die seit 2012 anhaltende Schwächephase schon in ihr viertes Jahr, „erst für 2016 ist mit einem leichten Anziehen der Dynamik zu rechnen“.
Im Jahresverlauf 2014 merklich an Schwung verloren hat die heimische Wirtschaft laut Wifo vor allem, weil etwa Industrie und Handel - mit immerhin 20 und 13 Prozent Anteil an der inländischen Wertschöpfung - und auch die Exporte unter den Erwartungen geblieben sind. Im Inland dämpfe die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Absatzmärkte die Investitionsbereitschaft der Betriebe, zudem lege die wachsende Verunsicherung wegen „geopolitischer Störeinflüsse“ eine abwartende Haltung nahe. Zu optimistisch angesetzt gewesen seien zudem die Perspektiven für Welthandel und Euroraum-Erholung. Auch die Abkühlung der Binnenwirtschaft habe die September-Prognose „nicht vollständig antizipiert“.
„Die Prognoserisiken bleiben weiterhin hoch und sind überwiegend abwärts gerichtet“, sagt das IHS. Die größten Risiken würden dabei von den geopolitischen Spannungen (Ukraine, Syrien, Irak) ausgehen. Eine Verschärfung der Ukraine-Russland-Krise würde den Welthandel „spürbar verlangsamen“, warnt das IHS. Dies würde sich dann ungünstig auf das Unternehmervertrauen auswirken und die Investitionstätigkeit beeinträchtigen. Die Dynamik der Weltkonjunktur bleibe heuer schwach, lediglich USA und United Kingdom würden kräftig wachsen. Japan ist in der Rezession, und die Schwellenländer sind derzeit wenig dynamisch.
Das Wifo unterstellt in seiner Prognose, dass das heimische BIP - nach -0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal im 3. Quartal - im 4. Quartal stagniert und im 1. Vierteljahr 2015 um 0,1 und danach um 0,2 Prozent zulegen kann. Es gebe „keine Hinweise auf ausgeprägtere rezessive Tendenzen“, betont das Institut. Mit BIP-Anstiegen von 0,4, 0,5 und 1,1 Prozent in den Jahren 2014 bis 2016 wären die gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten über den gesamten Prognosehorizont unterausgelastet.
Das gesamte Wachstum 2014 resultiert laut Wifo übrigens von einem Wachstumsüberhang aus dem Vorjahr, 2015 würden sich die Effekte aber entgegengesetzt entwickeln. Einem Überhang von beinahe Null stehe 2015 eine hohe Jahresverlaufsrate von 0,9 Prozent gegenüber, woraus sich eine Jahresdurchschnittsrate von +0,5 Prozent für 2015 ergebe. Sollte sich eine so hohe Jahresverlaufsrate aber schon im Frühjahr als unrealistisch erweisen, „dann erscheint die prognostizierte Jahresrate für 2015 von 0,5 Prozent insgesamt optimistisch“.
Die Teuerungsrate dürfte in Österreich weiterhin über dem Schnitt des Euroraums liegen, aber mit 1,6, 1,5 und 1,6 Prozent in den Jahren 2014 bis 2016 heuer um 0,2 Prozentpunkte geringer und 2015 um 0,3 Prozentpunkte tiefer als noch in der September-Prognose ausfallen. Der Großteil der Abwärtsrevision ist dem starken Ölpreisverfall seit August zuzuschreiben, aber auch der Schwäche der heimischen Konjunktur.
Die Budgetprognose des Wifo unterstellt, dass vom Konsolidierungskurs nicht Abstand genommen wird und lediglich die automatischen Stabilisatoren expansive fiskalpolitische Impulse ergeben. „Besondere Risiken“ würden sich auf der Ausgabenseite jedoch „aus dem noch unsicheren Finanzbedarf für die notverstaatlichten Banken“ ergeben.
Zum Staatshaushalt geht das IHS zwar „von einem strikten Budgetvollzug zur Einhaltung des anvisierten Konsolidierungspfades aus“; unterstützt durch die derzeit geringen Finanzierungskosten. „Aufgrund der schwachen Konjunktur und allfälliger notwendiger zusätzlicher Mittel für die Banken bestehen aber beträchtliche Prognoserisiken“, warnt das IHS. Und: „Das Ziel eines strukturellen Null-Defizits im Jahr 2016 würde eine weitere Absenkung des Defizits um rund 0,4 Prozentpunkte erfordern.“ Zudem müsse „ein Spielraum zur Finanzierung der notwendigen Steuerreform geschaffen werden, die die gesamtwirtschaftliche Steuerquote merklich senkt“, denn „mittelfristig sind weitere Anstrengungen zur Reduktion der Schuldenquote notwendig“.