Viagra-Fälschungen 2 - Hauptangeklagter: „Kein Original, aber Imitat“
Wien (APA) - Der Hauptangeklagte Rafael T. wies den Vorwurf des schweren gewerbsmäßigen Betruges und der Geldwäscherei von sich. „Ich wusste...
Wien (APA) - Der Hauptangeklagte Rafael T. wies den Vorwurf des schweren gewerbsmäßigen Betruges und der Geldwäscherei von sich. „Ich wusste, dass es keine Originale sind“, er habe jedoch geglaubt, dabei handle es sich um Imitate. „Gefälscht heißt, dass es nicht von der Originalfirma kommt, aber ich wusste nicht, dass es nicht wirkt“, sagte der 37-Jährige. „Ich bin kein Betrüger“, erklärte T.
„Ich habe die Tabletten ja selber genommen. Nicht ein Mal, sondern zehn Mal, 20 Mal“, meinte der Angeklagte, der sich mit vier weiteren Beschuldigten in U-Haft befindet. „Wenn aber auf der Verpackung ‚Viagra, das Original von Pfizer‘ steht, was werden sich die Kunden denken“, fragte Richterin Helene Gnida. „Entschuldigen Sie, Frau Rat, ich hatte nie Kontakt mit den Kunden.“ Und er hatte nie von Beschwerden gehört. „Ich habe nie gedacht, dass die (die Hintermänner, Anm.) Leute betrügen“, sagte der 37-Jährige. Er sei nur für das Verpacken und Verschicken zuständig gewesen. Aber jeder würde doch wissen, so etwas kauft man nicht im Internet, sondern in der Apotheke, räumte der Angeklagte ein.
Die Kunden wurden stutzig, weil die Wirkung nicht eintrat und hätten laut Richterin Gnida sogar beim Pharmaunternehmen Pfizer, das das Potenzmittel Viagra vertreibt, angerufen. Da sei man aufgrund der gefälschten Chargennummer draufgekommen, dass es sich nicht um das Original handelt. Die Richterin verlas daraufhin aus Vernehmungsunterlagen Geschädigter, dass die meisten Besteller annahmen, dass es sich um das echte Viagra handelte. „Ich war immer der Meinung, dass es Originalware ist“, sagte der eine. Ein anderer meinte: „Die Seite hat auf mich einen seriösen Eindruck gemacht.“
Doch als die Kunden die Pillen schlucken, hatten sie Beschwerden wie Kopfschmerzen, Herzrasen, Übelkeit, Durchfall oder Sodbrennen. „Jeder einzelne der Männer hat geglaubt, er hat das Originalprodukt bestellt“, sagte Gnida.
Die Ausmaße des Schwindels mit den vermeintlichen Viagra-Pillen veranschaulicht eine Aufstellung jenes Papierhändlers, bei dem die Kriminellen ihre Kuverts zum Versand bezogen. Die Ermittler fanden heraus, dass der Geschäftsmann der Bande insgesamt 121.730 Kuverts verkauft hatte. Im Zuge der Amtshandlung konnten in Österreich noch 18.851 Kuverts sichergestellt werden, in denen sich knapp 285.000 Tabletten befanden.
Aufgrund der umfangreichen Anklage und weil dem Gerichtsakt neue Unterlagen hinzugefügt wurden, wird der Prozess vermutlich vertagt.