Rotweißrote Friedensstifter
Der Einsatz für den Frieden – eine internationale Verpflichtung, an der sich auch Österreich beteiligt(e). Erinnerungen an Weihnachten am Golan.
Von Michaela Spirk-Paulmichl
Innsbruck –Als die Post von zuhause ausgerechnet zu Weihnachten ausblieb und die Österreicher für frierende Syrer zum Christkindl wurden: Fünfmal war der Kufsteiner Bernhard Lintner am Golan im Einsatz. Dreimal über Weihnachten – eine Zeit, in der er als Dienstführender für seine „Buabm“ auch Mutter und Psychologe sein musste. Moralische Unterstützung war da meistens nötig, besonders aber in jenem Jahr, in dem das Flugzeug aus Österreich die Feldpost nicht mitgenommen hatte. „Das war 1995, als Internet und Skypen noch kein Thema waren. Da haben natürlich alle auf ihre Briefe gewartet. Ausgerechnet zu Weihnachten, war das eine Tragödie!“ Jedem Mann standen damals genau drei Minuten zur Verfügung, um mit Eltern, Frau, Freundin oder Kindern zu telefonieren. 16 Schilling kostete ein Anruf von Syrien nach Österreich.
Post gab es keine, dafür aber Christbäume, ein für die sonstigen Verhältnisse „opulentes Mahl“ und gemeinsame Spiele.
Drei Jahre später versammelte sich eine Kompanie zur Christmette in der völlig zerbombten Stadt Quneitra in einer Kirche, die nur noch eine Ruine war. „Da ging ein Schäfer vorbei und ein paar Schafe verirrten sich zu uns. Einige Soldaten wollten sie bereits verscheuchen, als der Pfarrer meinte, die Tiere sollten dableiben, „das ist ein Zeichen“.
Ein ganz spezieller Einsatz war jener auf dem Stützpunkt am Mount Hermon, wo der Schnee über zwei Meter hoch lag. „Es kam vor, dass die Soldaten die Tür nicht mehr aufbrachten und durch den Lüftungsschacht steigen mussten“, erzählt Franz Köfel, Verbindungsmann bei der Vereinigung Österreichischer Peacekeeper (VÖP) Tirol. Am Hl. Abend bekamen die Österreicher einmal Besuch von in der Nähe stationierten Männern der syrischen Armee. „An den Füßen trugen sie Flipflops. Sie hatten keinen Strom und baten um Unterstützung.“ Die Österreicher konnten ihnen helfen und brachten auch gleich Matratzen, Decken und einen Kerosinofen mit.
Heute ist Vzlt Bernhard Lintner Betriebsstaffelkommandant beim Militärkommando Tirol. Die Golanhöhen, für ihn ein Jahr nach dem Abzug der Österreicher ein „Pulverfass hoch drei“, hat inzwischen die syrische Armee übernommen.