ORF-Stiftungsrat gab grünes Licht für ORF-Budget 2015 und neuen KV

Wien (APA) - Der ORF-Stiftungsrat hat am Donnerstag das ORF-Budget 2015 und den neuen Kollektivvertrag genehmigt. Darüber hinaus gab das obe...

Wien (APA) - Der ORF-Stiftungsrat hat am Donnerstag das ORF-Budget 2015 und den neuen Kollektivvertrag genehmigt. Darüber hinaus gab das obersten ORF-Gremium den Startschuss für eine Organisationsreform des öffentlich-rechtlichen Senders, die bis März 2015 konkrete Formen annehmen soll. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sprach von einem „Meilenstein“ für das Unternehmen und einer „historischen Sitzung“.

Der von Wrabetz und Finanzdirektor Richard Grasl vorgelegte Finanzplan 2015 sieht ein ausgeglichenes Budget vor. Insgesamt werden trotz Großereignis Eurovision Song Contest positive Ergebnisse (EGTs) von 0,3 Millionen im ORF sowie 0,8 Mio. Euro im ORF-Konzern erwartet. Die budgetierten Umsatzerlöse betragen 911 Mio. Euro. Eine Erhöhung der Rundfunkgebühren schlossen Wrabetz und Grasl für das kommende Jahr aus.

Abgeflachte Gehaltskurven sowie die Anstellung von bisher freien Honorarmitarbeitern, Leiharbeitskräften und Aushilfen soll unterdessen der neue ORF-Kollektivvertrag bringen, der am 1. März 2015 in Kraft tritt. „Der neue Kollektivvertrag bringt in den nächsten 15 bis 20 Jahren kostendämpfende Maßnahmen im dreistelligen Millionenbereich“, so Finanzdirektor Grasl. Laut Wrabetz handle es sich um einen wichtigen Schritt für die künftige Arbeitsorganisation. „In den nächsten zehn Jahren erreichen 1.000 von 3.000 ORF-Mitarbeitern das Pensionsalter. Das Durchschnittsalter im ORF beträgt 47 Jahre, und wir haben zu wenige junge Mitarbeiter unter 30 - nur 100“, so Wrabetz. Dank des neuen KVs sollen wieder mehr Mitarbeiter aufgenommen werden.

Kritik am Vertragswerk gab es vom bürgerlichen Belegschaftsvertreter Robert Ziegler, der als einziger Stiftungsrat gegen den KV-neu stimmte. Ziegler vermisst eine „klare personelle Zukunftsperspektive“. Er sei „grundsätzlich sehr dafür, neue Kollegen schrittweise ins Haus zu holen“. Es gebe dafür aber keinen konkreten Plan. Darüber hinaus monierte Ziegler massive Einbußen im neuen Gehaltsschema. Über das gesamte Arbeitsleben bringe der neue KV einen Gehaltsverlust von 30 Prozent. Das Einstiegsgehalt von Redakteuren liege künftig bei 2.000 Euro. Der Bayerische Rundfunk zahle um 35 Prozent mehr. „Ob man da im Rennen um die besten Köpfe mithalten kann, bezweifle ich“, sagte Ziegler. ÖVP-“Freundeskreis“-Leiter Thomas Zach sieht im neuen KV indes eine „echte Chance für den ORF, sich positiv weiterzuentwickeln“.

ORF-Chef Wrabetz präsentierte dem ORF-Aufsichtsgremium am Donnerstag auch die Eckpunkte der künftigen Organisationsstruktur bzw. des „Multimedia Operating Model“, wie der ORF-General es nannte. „Die Unternehmensstruktur des ORF ist 40 Jahre alt. In Zukunft wollen wir uns durchgängig nach Channels organisieren. Daneben wird es die Content-Cluster Information, Kultur/Bildung/Religion, Sport und Unterhaltung geben“, erläuterte Wrabetz. Bis zur nächsten Stiftungsratssitzung im März sollen die Eckpunkte der Zusammenarbeit innerhalb der neuen Organisation erarbeitet und ein Zeitplan für die entsprechende Umsetzung vorgelegt werden. „Das Richtige duldet keinen Aufschub“, erklärte dazu Stiftungsrat Zach.

Bis zum Beginn der nächsten Geschäftsführungsperiode Anfang 2017 soll die neue Struktur „voll operativ“ sein, „einzelne Maßnahmen“ könnten aber bereits 2015 umgesetzt werden. Wrabetz schloss auch nicht aus, dass es noch vor 2017 Änderungen in der Geschäftsverteilung des aktuellen ORF-Managements gibt. Insgesamt soll es durch das neue Modell weniger Führungskräfte geben, versicherten der ORF-Chef und sein Finanzdirektor unisono. ORF eins, ORF 2 und Ö1 sollen künftig jedenfalls starke Channel Manager erhalten. „Das bringt auch eine Stärkung der Senderidentität“, sagte Wrabetz.

ÖVP-Stiftungsrat Zach betonte, dass auch in einer neuen Struktur die Unabhängigkeit des Flaggschiffs ORF von besonderer Bedeutung sei. „Wir wollen weiterhin einen starken Innenpluralismus und wir haben großes Interesse, diesen noch zu stärken. Dies Aufgabe haben wir der Geschäftsführung mitgegeben.“

~ WEB http://orf.at ~ APA498 2014-12-18/16:50