Kroatien-Wahl - Josipovic führt in Umfragen

Zagreb (APA) - Kroatien wählt am 28. Dezember ein neues Staatsoberhaupt. Amtsinhaber Ivo Josipovic lässt in Umfragen mit 42,3 Prozent Zustim...

Zagreb (APA) - Kroatien wählt am 28. Dezember ein neues Staatsoberhaupt. Amtsinhaber Ivo Josipovic lässt in Umfragen mit 42,3 Prozent Zustimmung seine Herausforderer überzeugend hinter sich. Die gefährlichste Gegenkandidatin Kolinda Grabar Kitarovic käme auf 28,3 Prozent der Stimmen. Für den Mediziner Milan Kujundzic würden 11,2 Prozent stimmen.

Der vierte Präsidentschaftskandidat Ivan Sincic, ein 25-jährigen Student, kam in den jüngsten Umfragen, die Anfang Dezember durchgeführt wurden, noch gar nicht vor. Für ihn gibt es daher keine Umfrageergebnisse, wohl aber für mehrere andere Politiker, die ihre Kandidatur angekündigt hatten, aber an der Hürde von 10.000 Unterschriften, die man für eine gültige Kandidatur sammeln musste, gescheitert waren.

Um die Unterschriften brach ein kleinerer Skandal aus. Denn Sincic erzählte in einem Interview, dass der Parlamentsabgeordnete Ivan Grubisic, der ebenfalls zur Wahl antreten wollte, ihm einen Handel mit den Unterschriften vorgeschlagen haben soll.

Der ehemalige Pfarrer wollte die Unterschriften des Aktivisten und im Gegenzug dazu die Interessen der Jungen vertreten. Grubisic bestritt das und behauptete wiederum, seine Unterschriften einem anderen Kandidaten gegeben zu haben. Dieser soll die Unterstützungsbekundungen Sincic gegeben haben.

Doch sowohl Sincic, als auch die anderen mutmaßlichen Tauschhändler werden bei den Wahlen wohl nicht groß mitreden können. Da Josipovic gegen zwei ernstzunehmende konservative Kandidaten antritt, wird es voraussichtlich zu einem zweiten Wahlgang kommen. Dieser ist am 11. Jänner 2015 vorgesehen. Hier könnte es knapp für Josipovic werden, laut Umfragen überschreitet er nur knapp die Mehrheit von 50 Prozent der Stimmen, da die konservativen Stimmen dem verbliebenen konservativen Kandidaten zufließen würden.

Abgesehen von den für kroatische Wahlkämpfe typischen ideologischen Streitfragen zu Jugoslawien und einem unabhängigen Kroatien, Linken und Rechten, Abtreibung und anderen gesellschaftspolitischen Themen, konzentrieren sich die Streitigkeiten zuletzt auf die Frage, wie der Präsident gewählt werden soll. Ob direkt durch das Volk oder wie in Deutschland vom Parlament.

Dabei lenkte Josipovic den Fokus auf HDZ-Chef Tomislav Karamarko, dem angeblich das Kanzlersystem zusagt. Josipovic unterstellte dem Oppositionschef, als Kanzler „uneingeschränkt und ohne Kontrolle“ in einem System herrschen zu wollen, in dem es keine Kontrollinstanz des Präsidenten gebe. „Lassen wir das Thema“, entgegnete Karamarko gegenüber Journalisten. „Wie ist das überhaupt aufgekommen“, fragte er, und verwies darauf, dass der Rückgang der Wirtschaftsleistung, der Exodus von jungen Menschen und Mangel von Investitionen die wichtigeren Themen seien.

Im kroatischen Wählerregister sind 4,5 Millionen Wahlberechtigte registriert. Nur 3,7 Millionen von ihnen haben ihren Wohnort in Kroatien, das offiziell 4,2 Millionen Einwohner hat.