Kroatien-Wahl - Ivan Sincic: Junger Kämpfer für Entrechtete

Zagreb (APA) - Er ist mit 24 Jahren der jüngste und am wenigsten aussichtsreiche Kandidat bei den kroatischen Präsidentschaftswahlen am 28. ...

Zagreb (APA) - Er ist mit 24 Jahren der jüngste und am wenigsten aussichtsreiche Kandidat bei den kroatischen Präsidentschaftswahlen am 28. Dezember. Ivan Sincic, Student an der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik in Zagreb, ist aber im Bürgereinsatz aktiver als möglicherweise alle älteren Kandidaten zusammen. „Lebende Wand“ (Zivi zid) heißt seine Partei, und er ist für den EU- und NATO-Austritt.

Politisch aktiv wurde Ivan Sincic, der sich seinen zweiten Vornamen Vilibor selbst verpasste, bei den Anti-Regierungsprotesten Anfang 2011. Aus den Demonstrationen entstand der Verein Lebende Wand, der nun eine Partei ist, und der sich für Bürger einsetzt, die vor Delogierungen und anderen Problemen aufgrund von Kreditschulden stehen.

Der groß gewachsene Sincic mit kinnlangen dunklen Haaren führt eine bescheidene Kampagne. Er hat keine Plakate, seine Volontäre verteilen Flugzettel von Tür zu Tür. Auf dem Zagreber Marktplatz verteilt er Biogemüse aus dem eigenen Anbau. Er hält seine Pressekonferenzen vor der Staatsanwaltschaft, der Notenbank oder dem Arbeitsamt ab, um auf das Versagen dieser Institutionen zu verweisen. Die EU hält er nicht für eine Union der Bürger, sondern der „Bürokratie und Banken“. Die NATO sei keine Verteidigungsorganisation, sondern „imperialistische Organisation, deren Ziel es ist, Ressourcen zu besetzen“.

Auf ideologische Debatten will er sich nicht einlassen, Fragen zur Homo-Ehe, Abtreibung oder der Rolle Titos und des verstorbenen ersten kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman lehnt er ab, solange ernste Probleme anstehen, wie er sagte.

Sincics Umfragewerte sind bisher nicht bekannt, denn der Überraschungskandidat war bisher noch nicht Gegenstand von Befragungen. Meinungsforscher gingen bisher von einem Wahlsieg des amtierenden Präsidenten Ivo Josipovic aus. Sincics Zielgruppe, die Frustrierten und Enttäuschten, blieben den Wahlen erfahrungsgemäß bisher fern.

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