„Red Rising“: Science-Fiction-Autor Brown entwarf düstere Dystopie
Wien (APA) - Pierce Brown ist ein neuer Star des utopischen Romans. Die Verfilmung seines Debüts „Red Rising“, einer düsteren und brutalen D...
Wien (APA) - Pierce Brown ist ein neuer Star des utopischen Romans. Die Verfilmung seines Debüts „Red Rising“, einer düsteren und brutalen Dystopie, wird gerade vorbereitet. Kritiker haben die Komplexität der Story und Erzählweise des Autors gelobt. „Als Science-Fiction-Fan möchte ich das Genre nicht als Vehikel für eine Liebesgeschichte missbrauchen“, sagte Brown im Interview mit der APA.
„Meine Geschichte ist von Büchern wie ‚Dune‘ oder ‚Der Graf von Monte Christo‘ beeinflusst, aber auch von klassischer Mythologie, von griechischer und römischer Mythologie“, betonte Brown. „Ich habe Klassik studiert, ich suche nicht bloß auf Wikipedia, ich hatte Möglichkeiten, viel tiefer zu recherchieren, mich an Professoren zu wenden. Dadurch hat das Buch mehr Seele als manch andere Genre-Beiträge.“
„Red Rising“ spielt auf dem Mars. Um ein glaubhaftes Bild der Zukunft zu entwerfen, sei diese Entscheidung logisch gewesen, meinte der Autor: „Ich habe Kleinigkeiten aus der Gegenwart, die wir nachempfinden können, in meine Erzählung eingestreut. Darum wollte ich auch die Geschichte in unserem Solarsystem ansiedeln, weil die Reise zum Mars der nächste logische Schritt in der Raumfahrt ist. Und ich liebe die ‚Mars Chroniken‘ von Ray Bradbury.“
Auf dem roten Planeten schuften der junge Minenarbeiter Darrow und seine Kaste, die Reds, in Erwartung einer besseren Zukunft. Irgendwann werden sie den Mars bewohnbar gemacht haben. Was aber tief unten in den Kratern zunächst niemand weiß: An der Oberfläche lebt bereits eine dekadente, goldene Elite. Darrow wird zum Anführer der Ausgebeuteten. Und doch entwickelt sich „Red Rising“ nicht zum typischen Helden-Epos.
„Literatur, auch Science-Fiction, sollte den Leser herausfordern“, sagte Brown. „Oft folgt die Hauptfigur allerdings einem bestimmten Muster. Es werden Erwartungen erfüllt, Leser nicht verstört. Ich bin nicht daran interessiert, einen Hauptcharakter zu präsentieren, den alle toll finden und bewundern. Ich meine, ich liebe ‚Star Wars‘, Luke Skywalker macht nie etwas Falsches, ein klassischer Held - aber das ist nicht ‚Red Rising‘.“
Die Gewalt in „Red Rising“ ist mitunter explizit, zugleich schildert Brown poesievoll. Kein Wunder, dass er Cormac McCarthys „Die Abendröte im Westen“ als Einfluss anführt. „Da passieren grauenhafte Dinge, zugleich beschreibt McCarthy die Landschaft kraftvoll und schön wie Homer in der ‚Ilias‘.“ Generell, meinte Brown, sollte „Gewalt nicht nur dazu verwendet werden, um Nerven zu kitzeln. Sie soll eine Wirkung auf die Figuren haben, einen Grund und Folgen. Ich habe nicht zuletzt deshalb viel Gewalt hineingepackt, weil ich zeigen wollte, was Menschen fähig sind, sich gegenseitig anzutun. Es geht in ‚Red Rising‘ um Macht, um Unterdrückung. Die Geschichte soll auch eine Warnung sein. Ich wollte auch nicht jede Gewalttätigkeit der Hauptfigur entschuldbar machen.“
„Vom ersten Wort an“ sei ihm klar gewesen, dass „Red Rising“ den Auftakt einer Trilogie darstellt. Lange Vorbereitungen waren nicht nötig: „Ich habe einfach zu schreiben begonnen“, erzählte Brown. „Ich schrieb in der Garage meiner Eltern in Seattle und in kleinen Cafes in der Nähe. Das Buch war in eineinhalb Monaten geschrieben. Die Überarbeitung hat dann acht Monate gedauert. Anschließend hatte ich eine mit Notizen und Recherchepapieren vollgepflasterte Wand.“
Die Vorbilder Browns sind aus „Red Rising“ herauszulesen, das Buch geht allerdings einen eigenen Weg. „Ich lasse mich nicht von Ideen, sondern von Stimmungen beeinflussen“, sagte der Schriftsteller dazu. „Ich habe etwa den Ton von Robert Heinleins ‚Mondspuren‘ übernommen, aber keine Details, keine Handlung gestohlen. Vielleicht merkt man in meiner Beschreibung einer utopischen Stadt, dass ich ‚Bladerunner‘ gesehen habe. Aber man wird keine Details von ‚Bladerunner‘ in ‚Red Rising‘ finden.“
Der Nachfolger „Golden Son“ wird demnächst veröffentlicht, am dritten Band arbeitet Brown derzeit intensiv. Zugleich ist er in die Verfilmung von „Red Rising“ eingebunden. Dazu übersiedelte er sogar nach Los Angeles. „Marc Foster (‚Monster‘s Ball‘, ‚Ein Quantum Trost‘, Anm.) führt Regie, ich schrieb den ersten Drehbuchentwurf“, erzählte Brown. „Wir haben grünes Licht.“
(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)
(S E R V I C E - Pierce Brown: „Red Rising“, Übersetzt von Bernhard Kempen, Heyne Verlag, 560 S., 17,50 Euro)