Gesellschaft

Ein klingendes Mahnmal

© Andreas Rottensteiner / TT

Die Sehnsucht nach Frieden hat einen langen Atem: Das Carillon im Dom zu St. Jakob ist ein Symbol dafür, dass Aufgeben nicht in Frage kommt.

Von Michaela Spirk-Paulmichl

Innsbruck –Jeden Tag um 12.15 Uhr erklingt es für einige Minuten: Dann beginnt das Friedensglockenspiel hoch im Nordturm des Doms zu St. Jakob in Innsbruck „In dulci jubilo“, „Maria, breit den Mantel aus“ oder „Dies ist der Tag, den Gott gemacht“ zu spielen. Je nach Anlass, der Abfolge des Kirchenjahres entsprechend. Dann verlangsamen unten Passanten oder Touristen ihren Schritt, um nach oben zu blicken und den himmlischen Klängen zu lauschen. Und einige halten sogar für kurze Zeit inne.

Die Zeit der größeren Glockenspielkonzerte ist bereits einige Jahre her, doch nun soll diese alte Tradition – noch in der Weihnachtszeit – wiederbelebt werden. Vom Samstag, 27. Dezember, bis Montag, 29. Dezember, wird Glockenspieler Marc Van Bets aus Mechelen in Belgien zweimal täglich ein weihnachtliches Programm präsentieren. Aus diesem Anlass lud Maria-Luise Mayr, für Kultur zuständige Amtsvorständin der Stadt Innsbruck, wenige Tage vorher zur Besichtigung des Carillons. So wird ein Glockenspiel bezeichnet, das aus mindestens 23 Bronzeglocken besteht und einen Tonumfang von zwei Oktaven hat. Das von der Königlichen Glockengießerei Eijsbouts in den Niederlanden gegossene Friedensglockenspiel umfasst 48 Glocken. Es ist das erste in Österreich mit vier Oktaven und hat ein Gewicht von über 4000 Kilo. Die schwerste Glocke wiegt 650 Kilo.

Kurz bevor die große Domglocke Mariahilf wie jeden Freitagnachmittag um 15 Uhr zu läuten beginnt und sich Anwesende lieber außer Reichweite des bereits vibrierenden Glockenstuhls begeben, bleibt etwas Zeit, um das einige Meter darüber angebrachte Carillon zu bestaunen. Der Aufstieg über viele Stufen hat sich gelohnt.

Der Wunsch, in Innsbruck ein Glockenspiel als Mahnmal für den Frieden zu errichten, entstand bereits 1947. Damals ahnte man nicht, wie viele Jahre bis zur Realisierung vergehen würden. Jahrzehntelang blieb der Wunsch unerfüllt, nach etlichen Verzögerungen, vor allem wegen der wirtschaftlich schlechten Lage, übernahm die Stadt schließlich die offenen Kosten. Nach der Aufstellung auf der Weiherburg übersiedelte es weiter in den Dom ins Stadtzentrum, wo es 1982, nach 35 Jahren, eingeweiht wurde. „Möge es ein klingendes Denkmal des Friedens sein und ein Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkriegs“, hatte der damalige Bürgermeister Alois Lugger gemeint.

„Auch wir möchten den Gedanken des Friedens ernst nehmen und wieder daran anknüpfen“, sagt Maria-Luise Mayr. Eine Einladung Laura Marie Rueslåttens nach Innsbruck war ganz in diesem Sinn. Sie spielt das Carillon im Rathausturm von Oslo und somit beim Einzug der Festgäste bei der Friedensnobelpreisverleihung.

Die weihnachtlichen Konzerte in der Stille des Domplatzes mitten im belebten Stadtzentrum beginnen um 12.30 und 16 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Stadt Innsbruck stellt Sitzgelegenheiten und Decken zur Verfügung.

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