Magere Zeiten für den Prutzer Kraftwerks-Biber
Der Bau des Fischlifts bei Prutz verzögert sich. Eine Biberfamilie drohte zu verhungern. Nun hilft ihr die Tiwag bei der Futterbeschaffung.
Von Matthias Reichle
Prutz –Seine Biber sind „Feinspitze“ – denen kommt nur das Beste auf den Tisch: Wasserpflanzen, frische Knospen und saftige Rinde. Gerhard Maaß zählt auf, was die quirligen Wasserbewohnern am liebsten fressen. Der Prutzer „Turabauer“ hat seit Jahren ein Auge auf die Biberfamilie, die direkt vor seiner Haustür in der Nähe des Kraftwerks Prutz-Imst mitten im Stausee lebt.
Die Baustelle an der Staumauer macht den Tieren zurzeit sehr zu schaffen: Durch das Ablassen des Wassers in der Runserau stand nicht nur der Bau plötzlich im Trockenen – auch die Möglichkeiten, Nahrung zu organisieren, sind jetzt im Winter stark eingeschränkt. Die Biber drohten zu verhungern.
Die Tiwag baut in der Runserau derzeit einen neuen Fischlift. Die Fertigstellung der Anlage verzögert sich, bestätigt Tiwag-Projektkoordinator Robert Reindl. Ursprünglich wollte man den Weer bis Weihnachten wieder aufstauen, nun wird es vermutlich April.
Probleme gibt es bei der Abdichtung der Baugrube und der Revision des Druckstollens. Der Inn verläuft in dieser Zeit ohne Stau wieder auf seinem ursprünglichen Niveau – und das liege einige Meter tiefer. Außerdem ist der Fluss jetzt „schneller“.
Die Biberbeauftragte Monika Eder schlug Alarm: „Ich habe kurzfristig eine Besprechung mit der Tiwag veranlasst. Das fehlende Wasser ist nicht das große Problem, dem Biber geht aber die Nahrung ab“, erklärt sie. Wenn die Wasserpflanzen im Dezember langsam abfrieren, beginnt er nämlich, Bäume zu fällen.
Gehölze, zu denen die Tiere früher geschwommen sind, waren jetzt aber unerreichbar, so Eder. Außerdem können sie die Nahrung nicht ohne Weiteres über eine Sandbank zum Bau schleppen, normalerweise ziehen sie die Äste und Stämme im Wasser hinter sich her. Ob der Biber den Winter ohne Hilfe überstanden hätte, traut sie sich nicht zu sagen.
Riskieren wollte man es nicht. Die Tiwag hat sich nun bereit erklärt, Futter zur Verfügung zu stellen. Damit beauftragt wurde Turabauer Maaß: „Zurzeit kann der Biber nur dort fressen, wo er den Baum gefällt hat, weil er die Äste nicht heranziehen kann. Dadurch braucht er mehr Energie.“
Rund um die Weihnachtsfeiertage will Maaß nun Erlen schlagen und vor den Bau ziehen, damit der Biber einen Vorrat vor der Haustür hat. Bescheidmäßig vorgeschrieben war dies nicht, wie Reindl erklärt. Es handle sich um eine freiwillige Maßnahme. Die Biber bliesen aufgrund des Wassertiefstandes übrigens kein Trübsal, sondern wussten sich – wo es ging – auch selbst zu helfen, wie Eder berichtete. Die Tiere zeigten sich dabei durchaus erfinderisch. Damit der Eingang zu ihrem Bau wieder unter Wasser liegt – wie sie es gewohnt sind –, haben sie nämlich den Guferbach, der dort vorbeifließt, kurzerhand selbst aufgestaut.