Er zählte zu Hollywoods erster Garde: Richard Widmark wäre 100

Los Angeles (APA/dpa) - Nach Hollywood war es ein langer Weg. Richard Widmark schaffte es, doch der Leinwand-Star blieb seinen Kleinstadt-Wu...

Los Angeles (APA/dpa) - Nach Hollywood war es ein langer Weg. Richard Widmark schaffte es, doch der Leinwand-Star blieb seinen Kleinstadt-Wurzeln zeitlebens treu. Am zweiten Weihnachtstag vor 100 Jahren kam Widmark im ländlichen Sunrise Township im US-Bundesstaat Minnesota zur Welt. Fernab von Hollywood starb er 2008 mit 93 Jahren in seinem Haus in Connecticut, wo er seit Jahren zurückgezogen lebte.

Die Vorfahren waren schwedische Bauern, sein Vater verdiente als kleiner Händler im Mittleren Westen den Lebensunterhalt. Die Glitzerwelt von Los Angeles sollte Widmark erst viel später über Umwege erreichen. Die führten den blonden Hobby-Schauspieler mit dem kantigen Gesicht über kleine Bühnen nach New York, wo er in den 1940er Jahren als Sprecher von Radio-Rollen jobbte. Er kam zum Broadway und sprach schließlich für seine erste Filmrolle vor.

Der Thriller „Der Todeskuss“ wurde in New York gedreht. Widmark gab darin 1947 sein Leinwanddebüt als sadistischer Mörder, der eine im Rollstuhl sitzende alte Dame die Treppe hinunterstößt. Mit der Nebenrolle des kichernden Killers Tommy Udo holte der damals 33-Jährige seine erste und einzige Oscar-Nominierung. Widmark wurde mit Rollenangeboten überhäuft und zunächst auf Fiesling-Rollen festgelegt. Der Held unzähliger Western und Kriegsfilme durfte dann aber auch Charakterrollen spielen.

In Elia Kazans Thriller „Unter Geheimbefehl“ (1950) mimte er einen Polizeiarzt, in dem Gerichtsdrama „Das Urteil von Nürnberg“ (1961) den amerikanischen Ankläger im Kriegsverbrecherprozess gegen Nazi-Juristen. An der Seite von Gary Cooper glänzte er in dem Western „Der Garten des Bösen“ (1954), Sidney Lumet holte ihn für „Mord im Orient-Express“ (1974) vor die Kamera, in Michael Crichtons Thriller „Coma“ (1978) spielte er einen dubiosen Arzt.

Nach dem Thriller „Gegen jede Chance“ (1984) und Volker Schlöndorffs Gesellschaftsdrama „Ein Aufstand alter Männer“ (1987) nahm er 1991 mit dem Politkrimi „Der Preis der Macht“ in der Rolle eines Senators von der Leinwand Abschied.

Publicityscheu und mehr dem Land- als dem Partyleben verbunden, hielt sich Widmark von Hollywood fern. Die meisten Jahre verbrachte er auf seiner Farm in Connecticut bei New York. Widmarks erste Ehe mit der Drehbuchautorin Jean Hazlewood endete erst nach 55 Jahren mit dem Tod Hazlewoods. 1999 heiratete er die Schauspielerin Susan Blanchard, Ex-Frau der Hollywood-Legende Henry Fonda.

Auch wenn er auf der Leinwand als Gangster, Polizist oder Cowboy oft Pistolen zückte - der liberale Schauspieler war ein überzeugter Waffengegner, der sich für schärfere Waffengesetze stark machte.