Libanon-Einsatz: Speck für Weihnachten unterm Bananenbaum

Wien (APA) - Nicht nur in Österreich fehlt der Schnee, auch im Camp Naqoura im Südlibanon ist es dieser Tage bei über 20 Grad und Sonnensche...

Wien (APA) - Nicht nur in Österreich fehlt der Schnee, auch im Camp Naqoura im Südlibanon ist es dieser Tage bei über 20 Grad und Sonnenschein schwer, in Weihnachtsstimmung zu kommen. Nichtsdestotrotz machte sich am Wochenende Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) zu den österreichischen Soldaten auf, um ein Frohes Fest zu wünschen. Als Geschenke hatte der Minister unter anderem Speck im Gepäck.

Damit der nicht ansetzt, legte Klug praktischerweise auch noch ein bisschen Ausrüstung für den Fitnessraum unter den Christbaum in der rot-weiß-roten Camp-Schenke „Edelweiss“. Und damit die 171 Österreicher - darunter sieben Frauen - künftig auch zwei Kilometer von der israelischen Grenze entfernt im Libanon Bilder aus der Heimat empfangen können, brachte der Minister am Samstag noch entsprechende Receiver mit. „Ich wünsche Ihnen allen von Herzen frohe Weihnachten!“

Dass sie die Feiertage in dem insgesamt 25 Quadratkilometer großen, umzäunten Camp am Meer zwischen Bananenpalmen und Feigenbäumen verbringen werden, stört hier die wenigsten - dank Internet kann man ja mit der Familie auch Videotelefonieren. Auch Kontingentspsychologe Major Sascha Noseck verzeichnet vor Weihnachten nicht auffällig mehr Besuche. Die Kameradschaft werde hochgehalten, außerdem wird gemeinsam eine Messe gefeiert - Weihnachten im Einsatzraum habe auch etwas besonderes, „im positiven Sinne“.

Zu Weihnachten hoffen die Soldaten dann auch auf ein herzhaftes österreichisches Menü. Das Essen, so hört man, hat sich zwar seit 2011, dem Beginn der österreichischen Beteiligung, gebessert. Der eine oder andere beklagt aber doch zu viel Hendl und Reis, teilweise mit etwas zu exotischem Touch aus der Küche für die 37 teilnehmenden Nationen.

Die UNIFIL-Mission gibt es schon seit 1978, Aufgabe der Soldaten ist es, ein Aufflackern der Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Libanon zu verhindern und die Sicherheitslage im Südlibanon zu verbessern. Die Lage in der Region gilt derzeit als „stabil in einem unstabilen Umfeld“, wie es Beobachter ausdrücken. Das österreichische Kontingent besteht im Wesentlichen aus einer Transportkompanie. Wie Minister Klug vorgeführt bekam, heißt das unter anderem: Bergung von Gefährten - ob mit dem kleineren Bergefahrzeug, liebevoll „Jacqueline“ genannt, oder der größeren Variante: „Big Mama hebt alles“, bewies der Ressortchef gleich einmal, dass er bei den Erklärungen aufgepasst hat.

Die Österreicher stellen aber auch die Camp-Feuerwehr und haben seit Einsatzbeginn rund 62.000 Personen und knapp 7.000 Tonnen Güter transportiert. Damit sich die Kraftfahrer gut ausruhen können, sollen die Unterkünfte nun schrittweise so erweitert werden, dass zumindest Zweibettzimmer Standard werden. Klug und sein stellvertretender Generalstabschef Bernhard Bair griffen zur Grundsteinlegung selbst zur Schaufel. Die zweite körperliche Betätigung des Ministers während seines Besuchs erwies sich übrigens - Weihnachten hin oder her - nicht als Geschenk: Beim Tischfußball servierte der Sportminister die Soldaten gleich drei Mal ab.

Am Vortag hatte Klug das operative Hauptquartier der EU-Mission für Zentralafrika (EUFOR RCA) im griechischen Larissa besucht. Dort sind derzeit sechs Österreicher stationiert, die beispielsweise für Budgetplanung oder Lageanalyse zuständig sind. Die Mission endet Mitte März, derzeit läuft schon die Übergabe an eine Friedenstruppe der Vereinten Nationen (MINUSCA). Die Lage in Zentralafrika hat sich laut Beobachtern seit Beginn der Mission gebessert, gilt aber nach wie vor als gespannt. Er sei von Anfang an ein Befürworter der Idee gewesen, dass sich Österreich an der Zentralafrika-Mission im Rahmen seiner Möglichkeiten beteiligt, betonte Klug. Er sei nämlich der Meinung, dass der afrikanische Kontinent auf Zeit betrachtet für die Sicherheitslage in Europa „an Bedeutung gewinnen wird“.

Österreich sei ein „verlässlicher internationaler Truppensteller“ und das „wollen wir auch bleiben“, versicherte Klug vor der Truppe im Libanon. Man müsse dort für Stabilität sorgen, wo Krisen entstehen. Änderungen der Anzahl österreichischer Soldaten bei den besuchten Missionen sind laut Klug derzeit kein Thema, wiewohl man grundsätzlich prüfen werde, sollte konkreter Bedarf an Österreich herangetragen werden.

~ WEB http://www.un.org/en/ ~ APA079 2014-12-21/10:44