Ölpreis-Rückgang gefährdet iranische Hilfe für Syrien
Teheran/Damaskus (APA/Reuters) - Unter syrischen Geschäftsleuten und Handelsvertretern wächst die Sorge, dass der Iran wegen des drastisch g...
Teheran/Damaskus (APA/Reuters) - Unter syrischen Geschäftsleuten und Handelsvertretern wächst die Sorge, dass der Iran wegen des drastisch gesunkenen Ölpreises seine Unterstützung für die Führung in Damaskus einschränkt. Der Iran war bisher die größte Stütze des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad in dem fast vierjährigen Bürgerkrieg.
„Ohne die Unterstützung des Iran hätten wir die Krise nicht überleben können“, sagt ein ranghoher syrischer Handelsvertreter in Damaskus. Der Rückgang des Ölpreises um rund 50 Prozent seit Juni werde aber dem Iran das Rückgrat brechen und nicht nur Auswirkung auf die Unterstützung für Assad haben, sagt ein anderer prominenter Vertreter der Industrie- und Handelskammer von Damaskus, der namentlich nicht genannt werden will.
Wegen des Ölpreisverfalls ist die syrische Führung bemüht, vom Iran klare Bekenntnisse zur Fortsetzung der Hilfen zu bekommen. Ministerpräsident Wael al-Halqi war vergangene Woche in Teheran, um laut einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur SANA vor allem Zusagen für weitere Ölimporte zu erhalten. Die Ölproduktion in Syrien ist wegen der Sanktionen der EU und der USA drastisch gesunken. Zudem haben Aufständische wichtige Energie-Produktionsstätten erobert, was die Abhängigkeit Syriens von Öl- und Gasimporten für seine Kraftwerke erhöht hat.
An öffentlichen Solidaritätsbekundungen des Iran mangelt es nicht. „Die wirtschaftliche Unterstützung des Iran für Syrien wird unaufhörlich fortgesetzt“, sagte der iranische Vizepräsident Eshagh Jahangiri der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA zufolge nach dem Treffen mit Halqi. Allerdings gab es, anders als bei früheren Besuchen üblich, keine konkreten Ankündigungen über Ölgeschäfte oder Gemeinschaftsprojekte.
Auch ein anderer ranghoher Vertreter des Iran sagte Reuters, die Unterstützung für Assad werde trotz des Ölpreisverfalls, der durch eine Verschwörung der Feinde Irans verursacht sei, nicht nachlassen. Der Iran sei schon in schwierigeren Lagen gewesen und habe seine Außenpolitik nie geändert.
Der schiitische Iran ist neben Russland einer der wenigen verbliebenen Verbündeten Syriens. Er unterstützt Assad im Kampf gegen die sunnitischen Rebellen, um mit seiner Hilfe den Einfluss des sunnitischen Saudi-Arabien im Nahen Osten einzudämmen. In der Vergangenheit war Assad auch Mittelsmann der iranischen Hilfen für die schiitische Hisbollah-Miliz im benachbarten Libanon. Diesen Zwischenschritt spart sich der Iran inzwischen und leitet seine Hilfsgelder direkt an die Hisbollah.
Die syrische Wirtschaft leidet außer unter Energieknappheit auch unter dem Wertverlust der Landeswährung. Das syrische Pfund, das seit Beginn des Aufstands gegen Assad im März 2011 bereits rund 70 Prozent eingebüßt hatte, verlor in den vergangenen zwei Wochen zusätzliche zehn Prozent an Wert. Händler führen mehrere Gründe an.
Dazu gehöre die Einschätzung, dass die US-Luftangriffe gegen Ziele der sunnitische Miliz Islamischer Staat (IS) Assad doch nicht so stark nützen wie erwartet. Der IS hat weite Teile Syriens und des Irak unter seine Kontrolle gebracht und dort ein Kalifat ausgerufen. Der Hauptgrund sei aber, dass der fallende Ölpreis unter den Händlern die Besorgnis ausgelöst habe, dass der Iran nicht mehr in der Lage sein werde, der Wirtschaft des Verbündeten so unter die Arme zu greifen wie bisher.
Der Iran hat Syrien unter anderem Turbinen für Kraftwerke geliefert. Zudem stellte Syrien dem Iran lukrative Aufträge für den Wiederaufbau der durch den Bürgerkrieg zerstörten Infrastruktur und Städte in Aussicht, wenn Iran diese finanziere. All dies könnte nun infrage gestellt werden, da dem Iran durch den Ölpreisverfall wichtige Einnahmen fehlen.