Wie ein Film zum Streit zwischen den USA und Nordkorea führte

Washington/Pjöngjang/Tokio (APA/sda) - Der Fall Sony beschäftigt nun auch die Politik. Nach dem Hackerangriff und der Absage der Filmsatire ...

Washington/Pjöngjang/Tokio (APA/sda) - Der Fall Sony beschäftigt nun auch die Politik. Nach dem Hackerangriff und der Absage der Filmsatire „The Interview“ führen die Spuren angeblich nach Nordkorea. Selbst US-Präsident Obama hat sich eingeschaltet. Für Sony jedenfalls ist der Fall ein Fiasko.

Die Auseinandersetzung um die Filmsatire „The Interview“ mit der fiktiven Ermordung des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un ist längst selbst zum filmreifen Thriller geworden. Was als enormer Hackerangriff auf das Filmstudio Sony Pictures begann, führt nun zu politischen Spannungen zwischen Washington und Pjöngjang.

Die USA wollen sicher herausgefunden haben, dass Nordkorea hinter dem Hackerangriff steckt. Außenminister John Kerry sprach am Freitagabend von einer bisher einmaligen und provozierenden Attacke. Präsident Barack Obama kündigte Konsequenzen an.

Nordkorea hingegen wies die Anschuldigungen am Samstag vehement zurück, warf den USA Verleumdung vor und forderte eine gemeinsame Untersuchung. Sollten die USA Maßnahmen gegen Nordkorea ergreifen, würden sie „ernsthafte Konsequenzen“ zu spüren bekommen, drohte der kommunistische Staat.

Die Situation erinnert in Teilen an den Inhalt eben des Films, der Anlass für den ganzen Ärger ist. Schließlich bedroht in „The Interview“ Kim Jong-un die Welt mit seinen Atomraketen. Er fühlt sich nicht ernst genommen und will sich so Respekt verschaffen.

Als die zwei Fernsehjournalisten (James Franco und Seth Rogen) ein Interview mit ihm bekommen, bittet der US-Geheimdienst CIA sie, Kim bei der Gelegenheit umzubringen. Das Attentat soll allerdings nicht in die USA zurückzuführen sein, man will die Spannungen nicht verschärfen, heißt es im Film. Deswegen ist der Plan zunächst, Kim mit einem langsam wirkenden Gift zu ermorden. Dabei läuft allerdings einiges schief, und das tödliche Finale endet in Riesenexplosionen.

Anders als im Film spielt sich bei der realen Eskalation bisher viel im Internet ab - im modernen Technikzeitalter wird virtuell spioniert. Vor einigen Wochen stahlen Hacker zunächst enorme Datenmengen, darunter pikante E-Mails und die Kopien großer Kino-Blockbuster wie „Fury“ mit Brad Pitt, dann erhielten zahlreiche Kinobetreiber Drohungen per E-Mail, falls sie „The Interview“ wie geplant zum US-Start am 25. Dezember zeigen würden.

Nun will das FBI bei seiner Untersuchung Spuren im Netz gefunden haben, die nach Nordkorea führen. So habe man bei der Analyse der verwendeten Angriffssoftware Verbindungen zu anderen Schadprogrammen festgestellt, die kürzlich in Nordkorea entwickelt worden seien, erklärte das FBI.

Außerdem gebe es Parallelen zu einem von Nordkorea im März vergangenen Jahres ausgeführten Webangriff gegen südkoreanische Banken und Medien. Wohin oder gar zu wem genau diese Spuren führen sollen, blieb allerdings unklar.

Für Sony ist der Fall desaströs. Als viele Kinobetreiber nach Drohungen den Film nicht zeigen wollten, stoppte der Konzern, dem schon 2011 Daten von Millionen Playstation-Usern gehackt worden waren, den Kinostart von „The Interview“.

Dieser Schritt wird jedoch von vielen Menschen als Einknicken gewertet - ein enormer Imageverlust. Vor allem in sozialen Netzwerken lassen sich User über das ihrer Ansicht nach vorschnelle Nachgeben aus und verhöhnen Sonys Entscheider teilweise als „Weicheier“. Auch Obama sagte: „Wir können nicht in einer Gesellschaft leben, in der irgendein Diktator irgendwo anfängt, in den USA Zensur auszuüben.“

Hinzu kommen riesige finanzielle Verluste für Sony. Denn neben den Filmproduktionskosten, die bei 44 Millionen Dollar (35,83 Mio. Euro) betragen sollen, hatte das Unternehmen kurz vor dem Kinostart bereits eine große Werbekampagne zum Film in Gang gesetzt. In diese sollen Medienberichten zufolge weitere 30 Millionen Dollar geflossen sein.

~ ISIN JP3435000009 WEB http://www.sony.net/ ~ APA146 2014-12-21/12:49