UNO beklagt Rekordzahl ziviler Gewaltopfer in Afghanistan

Kabul (APA/AFP/dpa) - Kurz vor Ende des internationalen Kampfeinsatzes in Afghanistan hat die Gewalt gegen Zivilisten einen neuen Höchstwert...

Kabul (APA/AFP/dpa) - Kurz vor Ende des internationalen Kampfeinsatzes in Afghanistan hat die Gewalt gegen Zivilisten einen neuen Höchstwert erreicht. Von Jänner bis November seien 3188 Zivilisten getötet worden, teilte die UN-Mission in Afghanistan (UNA) am Samstag mit. Ein afghanischer Journalist erlag indes gut eine Woche nach dem Selbstmordanschlag auf ein französisches Kulturzentrum in Kabul seinen Verletzungen.

6429 weitere Personen seien verletzt worden. So viele zivile Opfer wie in den ersten elf Monaten dieses Jahres seien in Afghanistan seit dem Beginn der UN-Erhebungen 2009 auf Jahressicht nie gezählt worden, teilte UNAMA mit. Im Vergleich zum gesamten Jahr 2013 seien bis Ende November bereits 19 Prozent mehr Menschen getötet und verletzt worden.

Unter Kindern nahm die Zahl der Opfer laut UNAMA sogar um 33 Prozent zu, bei Frauen um zwölf Prozent. Es sei bereits klar, dass die Gesamtzahl bis Ende Dezember die Marke von zehntausend Opfern übersteigen werde, erklärte UNAMA. In etwa drei Vierteln der Fälle liege die Schuld bei den radikalislamischen Aufständischen im Land.

Nach US-Angaben war das Jahr 2014 auch für die afghanischen Sicherheitskräfte das bisher tödlichste. Demnach wurden von Jänner bis Oktober mehr als 4600 Soldaten und Polizisten getötet.

Zum Jahreswechsel endet nach 13 Jahren offiziell der NATO-geführte ISAF-Kampfeinsatz in Afghanistan. An der Folgemission „Resolute Support“ zur weiteren Unterstützung der Sicherheitskräfte durch Ausbildung und Beratung sollen sich ab diesem Zeitpunkt rund 12.500 Soldaten aus 40 Staaten beteiligen. Deutschland entsendet bis zu 850 Bundeswehrsoldaten.

Die neue Mission ist nach bisheriger Planung auf zwei Jahre angelegt. Zuletzt nahm die Zahl der Anschläge in Afghanistan wieder deutlich zu. Beobachter befürchten, dass die Gewalt weiteren Auftrieb erhalten könnte. Präsident Ashraf Ghani zeigt sich für Friedensverhandlungen mit den Taliban offen, was diese jedoch bislang ablehnen.

Gut eine Woche nach dem Selbstmordanschlag auf ein französisches Kulturzentrum in Kabul erlag der afghanische Fernsehreporter und Kameramann Zubair Hatami seinen Verletzungen. Er sei nach zehn Tagen im Koma in der Nacht gestorben, sagte der Chef seines Senders Mitra TV, Adul Jabar Arjajee, am Sonntag.

Das Kulturzentrum in der Kabuler Innenstadt war am 11. Dezember während einer Theateraufführung von einem Taliban-Attentäter angegriffen worden. Ein Deutscher wurde getötet, 15 weitere Menschen wurden verletzt.

Durch die Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe wurden im Osten Afghanistans am späten Samstag mindestens sieben Menschen getötet, darunter zwei kleine Mädchen. Die Gruppe sei in einem Fahrzeug von Assadabad, Hauptstadt der Provinz Kunar, in den Bezirk Nari nahe der pakistanischen Grenze unterwegs gewesen, teilte die Polizei mit.

Drei Frauen hätten den Anschlag verletzt überlebt, hieß es weiter. Ein Sprecher der Polizei machte die Taliban für die Tat verantwortlich.

(Wochenendzusammenfassung)

~ WEB http://www.un.org/en/ ~ APA160 2014-12-21/13:07