Osttiroler Projekt soll in afrikanische Hände wandern
Die Versorgung im mit Spenden erbauten Spital im Südsudan könnte schon in wenigen Jahren zur Gänze von den Menschen vor Ort gestemmt werden.
Von Claudia Funder
Lienz, Mondikolok –Vier Wochen lang war der Lienzer Kinderarzt Franz Krösslhuber in Afrika, nun ist er kurz in seine Heimat zurückgekehrt. In Gedanken ist der Mediziner aber immer noch im Südsudan, wo er im Jänner mit der medizinischen Versorgung im Gesundheitszentrum von Mondikolok starten wird.
Der Bau war durch Spenden, insbesondere der Osttiroler Bevölkerung, verwirklicht worden, die TT berichtete.
Nun ist das Healthcare Center, wie es bezeichnet wird, bezugsfertig. 410.000 Euro waren in den vergangenen Jahren für das Projekt „Osttirol für Jalimo-Mondikolok“ gesammelt worden. Die Realisierung des Baus war eine Herausforderung, der Weg vorübergehend steinig. Vor genau einem Jahr erwies sich die instabile Lage im Land als Bremsklotz. Der Beginn eines neuerlichen Bürgerkriegs zwang das Vorhaben in eine dreimonatige Pause. Dann das erlösende Signal: Es kann weitergebaut werden.
Nun hat man ein entscheidendes Etappenziel erreicht. „Der Container mit gespendeten medizinischen Geräten ist bereits in Afrika auf dem Weg“, berichtet Krösslhuber. Und er erzählt von einem wichtigen Gespräch mit dem Gesundheitsdirektor der Region: „Wir sind im nationalen Gesundheitsplan als Primary Healthcare Center vorgesehen.“ Das bedeute, dass der Staat Personalkosten übernehmen könnte. Dazu müsse aber 2015 die Geburtenstation ausgebaut und einige stationäre Betten geschaffen werden – das sei die Vorgabe der Regierung. „Pro Jahr gibt es in unserem Einzugsgebiet, das rund 40.000 Menschen umfasst, ca. 1500 Geburten. Möglichst viele von ihnen sollen in Zukunft fachlich betreut werden“, so das Anliegen Krösslhubers. Die Müttersterblichkeit sei nämlich sehr hoch. Schwangere und Kinder unter fünf Jahren werden, schätzt Krösslhuber, das Gros der Patienten bilden. Diese Gruppe soll, wünscht er sich, kostenlos behandelt werden. Deshalb seien dringend weitere Spenden nötig.
Die laufenden Kosten werden vermutlich knapp 12.000 Euro pro Monat betragen. Aber erst nach dem Startschuss, im Laufe des ersten Halbjahres, werde man wissen, was tatsächlich gebraucht wird, was dringlich und wie viel Personal vonnöten ist. Bis Mitte 2015 soll mit den gesammelten Erfahrungen und Daten ein ausführlicher Projektplan entstehen.
Neben fordernder medizinischer Tätigkeit warten auf den Lienzer Arzt also vor allem viel Organisation und Logistik, Vernetzung mit bestehenden Einrichtungen und Ausbildung von Personal.
Wenn alles klappt, könnte das Osttiroler Projekt bereits in wenigen Jahren in die Hände der Menschen vor Ort gelegt werden. „Unser wichtigstes Ziel ist die Gewährleistung der medizinischen Versorgung durch beheimatetes Personal, da das Projekt als Hilfe zur Selbsthilfe angelegt ist“, stellt Krösslhuber klar. „Bis 2022 wollen wir uns langsam ausschleichen.“ Im 12-Mio.-Einwohner-Staat gebe es nur 80 angemeldete Ärzte, zwei Drittel seien in der Hauptstadt Juba tätig. Das Spital könne langfristig aber auch ohne Ärzte mit einer gut funktionierenden Basisversorgung funktionieren, ist Krösslhuber überzeugt.
Bis es so weit ist, braucht das Projekt weiterhin Unterstützung aus Österreich: Osttirol für Jalimo-Mondikolok, Volksbank Osttirol-Westkärnten, IBAN: AT55 4073 0000 0001 7523; BIC: OVLIAT21.