PR-Ethik-Rat rügt „Heute“

Wien (APA) - Gleich zwei Rügen wegen mutmaßlicher Gefälligkeitsberichterstattung hat der PR-Ethik-Rat gegen die Gratiszeitung „Heute“ ausges...

Wien (APA) - Gleich zwei Rügen wegen mutmaßlicher Gefälligkeitsberichterstattung hat der PR-Ethik-Rat gegen die Gratiszeitung „Heute“ ausgesprochen. In beiden Fällen wird dem Blatt die Verletzung des Prinzips der Trennung von redaktionellen und kommerziellen Inhalten sowie Täuschung der Leserinnen und Leser vorgeworfen. Die beiden Verfahren wurden aufgrund von Beschwerden eingeleitet.

Im ersten Fall geht es um einen Artikel vom 26. September 2013, in dem der Lebensmittelhändler Hofer in einem Artikel dreimal genannt wird und in der selben Ausgabe ein ganzseitiges Inserat von Hofer platziert ist. Deshalb liegt für den Ethik-Rat die Vermutung nahe, dass es sich bei dem ungekennzeichneten Artikel um Gefälligkeitsberichterstattung handelt. Die Leserinnen und Leser würden über den Einfluss der wirtschaftlichen Interessen des Verlags auf die redaktionelle Berichterstattung im Unklaren gelassen, so der Rat. „Heute“, die Firma Hofer und die betreuende Agentur Rosam Change Communications wurden zu einer Stellungnahme eingeladen, haben sich aber am Verfahren nicht beteiligt.

In der „Heute“-Ausgabe vom 30. Oktober 2013 ist ein Interview mit dem Chef der Firma Wiesenthal Wien abgedruckt, in dem die Wiesenthal-Aktion „Gib mir fünf“ ausgelobt wird, und in derselben Ausgabe ist ein Inserat dieser Wiesenthal-Aktion platziert. In einem Schreiben wies „Heute“ die Unterstellung zurück, dass es sich bei dem Interview um ein bezahltes Advertorial handle. Nach Meinung des PR-Ethik-Rates ist das Zusammentreffen eines Inserats mit einem Interview des Wiener Wiesenthal-Chefs, wo in beiden Fällen die Aktion Thema ist, kein Zufall. Vermutet wird ein Fall von Gefälligkeitsberichterstattung.

In seiner Begründung vertritt der Rat die Meinung, dass in beiden Fällen redaktionelle Inhalte von kommerziellen Interessen des Verlags geleitet wurden. Das verstoße nicht nur gegen journalistische Prinzipien, sondern auch gegen die Ethik-Kodizes der Kommunikationsbranche. Durch bevorzugte Behandlung von Anzeigenkunden über (nicht gekennzeichnete) auffällig positive Erwähnungen in redaktionellen Beiträgen würden sich die wahren Zusammenhänge für die Medienkonsumentinnen und -konsumenten nicht erschließen.

Der im Dezember 2008 von den Berufsverbänden der PR-Branche gegründete Österreichische Ethik-Rat für Public Relations ist ein Organ der freiwilligen Selbstkontrolle der in Österreich tätigen PR-Fachleute. Seine Aufgabe ist es, die Einhaltung ethischer Grundsätze in der Öffentlichkeitsarbeit zu überwachen und zu fördern. Dazu untersucht der Ethik-Rat - auf Antrag von Beschwerdeführern oder auf eigene Initiative - strittige Vorgänge und Verhaltensweisen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Grundlage für die Bewertung sind die allgemein anerkannten Ehrenkodizes der PR-Branche, die Verhaltensregeln der heimischen Berufsverbände und die geltenden Gesetze. Stellt der Ethik-Rat ein Fehlverhalten fest, so werden die Verantwortlichen ermahnt oder gerügt. Solche Entscheidungen werden in der Regel publiziert. Erweist sich eine Beschwerde als unbegründet, kann auf Wunsch des Beschuldigten die Veröffentlichung unterbleiben.