Brand auf Fähre - Vier Tote bestätigt - 100 Personen noch an Bord

Bari/Athen/Wien (APA) - Bei dem Brand auf der griechischen Mittelmeer-Fähre „Norman Atlantic“ sind mindestens vier Menschen ums Leben gekomm...

Bari/Athen/Wien (APA) - Bei dem Brand auf der griechischen Mittelmeer-Fähre „Norman Atlantic“ sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Das bestätigte am Montag der Minister der griechischen Marine, Miltiadis Varisiotis. Bisher wurden mehr als 350 Personen gerettet, darunter eine stark unterkühlte Vorarlbergerin und zwei Tiroler. Zwei Österreicher und rund 100 weitere Personen waren offenbar noch an Bord.

Aus dem Wasser seien vier Leichen geborgen worden, sagte Varisiotis nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA. Bisher war ein Todesopfer bestätigt worden. Zuvor hatte jedoch am Montagvormittag bereits ein geretteter Passagier berichtet, insgesamt vier Leichen gesehen zu haben.

Die Rettungsaktion lief ohne Unterbrechungen weiter, sie wurde jedoch durch Sturmböen und hohen Wellengang erschwert, berichtete die Marine. 60 Passagiere befanden sich an Bord des Marineschiffes „San Giorgio“. 49 Passagiere, die sich auf den Frachter „Spirit of Piraeus“ retten konnten, trafen in der süditalienischen Hafenstadt Bari ein. An Bord waren auch zwei illegale afghanischen Migranten, teilte der Polizeichef von Bari, Antonio Nunziante, mit.

Bisher wurden bis zu 70 Menschen in verschiedenen Krankenhäusern in Süditalien behandelt, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa mitteilte. Am schwersten sei die Verletzung bei einem Mann, der auch Atemwegsprobleme habe.

Von der „Norman Atlantic“ wurden bis zum Montagvormittag drei der fünf Österreicher an Bord geborgen. Zuletzt wurde eine Vorarlbergerin evakuiert und in ein Krankenhaus bei der süditalienischen Stadt Lecce gebracht. Die Frau war laut österreichischem Außenministerium stark unterkühlt, der behandelnde Arzt beschrieb ihren Zustand aber als stabil. Der Sohn der Vorarlbergerin befand sich offenbar noch auf der Autofähre.

„Ich habe mit der Vorarlbergerin gesprochen. Sie ist wohlauf, auch wenn sie wegen ihrem Sohn beunruhigt ist, der vermutlich noch an Bord des Schiffes ist. Die beiden waren auf der Rückfahrt nach Ancona, um dann nach Österreich zurückzukehren“, berichtete Geschäftsträgerin Gerda Vogel, die derzeit die österreichische Botschaft in Rom bis zum Eintreffen des neuen Botschafters leitet.

Zu einem Salzburger, der ebenfalls auf der Passagierliste steht, hat das Außenministerium noch keine weiteren Informationen erhalten. Der Mann hatte für die Griechenlandhilfe einen Hilfstransport für griechische Spitäler durchgeführt. „Wir haben gehört, dass inzwischen ein Ärzteteam an Bord sein soll. Neben dem einen Toten, der zu beklagen ist, sollen alle wohlauf sein“, berichtete am Montag Andreas Kleespies von der Griechenlandhilfe Schweiz im APA-Gepräch. Kleespies kann seinen Kollegen seit Sonntag um 10.00 Uhr nicht mehr erreichen. „Er hat aber später, und zwar zu Mittag, noch einmal mit seinem Sohn telefoniert“, so Kleespies.

Am Sonntag waren zwei Tiroler unverletzt in Sicherheit gebracht worden. Insgesamt standen sechs Österreicher auf der Passagierliste, der dort angeführte Salzburger war aber entgegen der Angaben alleine unterwegs.

Die Fähre war auf dem Weg von Patras in Griechenland nach Ancona in Italien, als in der Nacht auf Sonntag nordwestlich der Insel Korfu vermutlich auf dem Autodeck ein Brand ausbrach. 478 Menschen waren insgesamt an Bord. Die Staatsanwaltschaft von Bari leitete eine Untersuchung zu dem Unglück ein.

Griechische Lkw-Fahrer an Bord der Fähre machten eine Überladung für den Brand verantwortlich. An Bord des Schiffes befanden sich unzählige Lkw, die Olivenöl transportierten. Der Schiffseigner, die italienische Reederei Visentini, bestritt indes Mängel an Bord der „Norman Atlantic“. Das Schiff sei am 19. Dezember im griechischen Hafen Patras Kontrollen unterzogen worden. Laut griechischen Medien waren Sicherheitsmängel aufgetaucht. Die Behörden sollen der Reederei zwei Monate Zeit gegeben haben, diese zu beheben.