„Moses ist um einiges gewalttätiger als Batman“
Pharao, lass mein Volk ziehen! Moses ist seit 25. Dezember im Kino zu sehen – dargestellt von Christian Bale. Die TT hat ihn in Berlin getroffen.
Wie war Ihnen zumute, als Regisseur Ridley Scott mit dem Angebot zu Ihnen kam, im Film „Exodus: Götter und Könige“ mitzuspielen?
Christian Bale: Ich steckte gerade mitten im Dreh zu „American Hustle“, war leicht verwirrt. Wen sollte ich spielen? Moses?! Ich wusste nicht gleich, was ich sagen sollte. Dann aber fiel mir ein: Jemand hatte gesagt, ich müsse unbedingt einmal mit Ridley Scott arbeiten. Das sei jede Mühe wert. Also sagte ich zu.
Wie haben Sie sich auf die heikle Mission vorbereitet?
Bale: Natürlich habe ich mich in die Bibel, darunter die Thora, vertieft. Ebenso in Teile des Korans und in das hochgelobte Buch „Moses: A Life“ von Jonathan Kirsch. Dabei staunte ich immer mehr, wie blutrünstig die Zeit war, in der Moses lebte. Das damalige Ägypten erkannte ich als faschistischen Staat, mit einem Pharao, der ein harter und brutaler Führer war, dem Menschenleben nichts bedeuteten. Also, meinen Kindern würde ich diese Texte nicht zu lesen geben.
Sind Sie ein gläubiger Mensch?
Bale: Ich bin ein Zweifler. Wenn so viele Unschuldige in aller Welt massakriert werden und ich höre in diesem Zusammenhang von einem „göttlichen Plan“, dann stellen sich mir die Haare auf. Welcher Plan, bitte, kann das sein?
Sie waren zuletzt u. a. als Batman zu sehen. Gibt es irgendwelche Ähnlichkeiten zwischen ihm und Moses?
Bale: Sie zu vergleichen bringt mich etwas in Verlegenheit. Aber wenn ich länger nachdenke, gibt es doch Gemeinsamkeiten. Beispiel: tragischer Beginn, heroisches Ende. Moses ist jedoch um einiges gewalttätiger als Batman. Recht amüsant übrigens, was Ridley Scott im Abspann über Moses hinzugefügt hat.
Nämlich?
Bale: Dass er 96 Jahre alt wurde, viele Frauen hatte und über 200 Kinder zeugte.
Gab es bei „Exodus: Götter und Könige“ auch einen heiteren Aspekt?
Bale: Ja. Von allen Bibelfilmen prägten sich bei mir die Monty-Python-Satire „Das Leben des Brian“ und der Hit-Song „Looking On The Bright Side Of Life“ am meisten ein. Ein genialer Streich. Den Song kriege ich einfach nicht los, er geisterte auch durch meinen Kopf, als ich in das Gewand des Moses schlüpfte. Das war der Sache nicht immer dienlich.
Von Batman haben Sie sich mittlerweile verabschiedet, die Rolle geht nun an Ben Affleck. Tut Ihnen das nicht leid?
Bale: Klar war die Versuchung da, noch einen Teil anzuhängen. Ich habe mich auch gefragt, ob ich eifersüchtig sein würde, wenn die Rolle ein anderer übernimmt. Letztendlich aber, denke ich, habe ich das Richtige gemacht. Ich habe Ben Affleck via Mail angeboten, ihm, falls er möchte, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Doch ich glaube, er will sich nicht beeinflussen lassen und die Rolle nach seinen eigenen Vorstellungen in Angriff nehmen. Das verstehe ich.
Sie sind bekannt dafür, viel für Ihre Rollen zu tun. Für „American Hustle“ etwa haben Sie 2013 ca. 20 Kilo zugenommen. Wie wurden Sie das Gewicht wieder los?
Bale: Für „American Hustle“ aß ich mir einen Bauch an, danach nahm ich wieder ab, um zu einem ausgezehrten Moses zu werden. Ich machte eine Diät, trainierte und ließ die Donuts weg.
Das Interview führte Ludwig Heinrich