Zuckerguss von Eidechsenschuppen soll technische Oberflächen schützen
Linz/Wien (APA) - Der „Sandfisch“ ist gar kein Fisch, sondern eine Eidechse. Er kann zwar tauchen, tut dies aber nicht im Wasser, sondern im...
Linz/Wien (APA) - Der „Sandfisch“ ist gar kein Fisch, sondern eine Eidechse. Er kann zwar tauchen, tut dies aber nicht im Wasser, sondern im Wüstensand. Was seine Schuppen so abriebfest und reibungsarm macht, dass ihm dies leicht möglich ist, fanden Linzer Forscher heraus: Nämlich die Beschichtung mit Zuckerstoffen, die man eventuell auch für kratzfesten Autolack und staubabweisende Solarpanele verwenden könnte.
„Wir haben Sandfisch-Schuppen mit Licht- und Elektronenmikroskopen untersucht, ihre Reibung, Härte und Elastizität gemessen, und sie chemisch analysiert“, berichtete Werner Baumgartner vom Institut für Medizin- und Biomechatronik der Universität Linz im Gespräch mit der APA. Schließlich habe sich herausgestellt, dass es sich nicht um eine Struktureigenschaft handelt, wie zum Beispiel beim sehr ähnlichen Lotuseffekt, sondern um eine Materialeigenschaft.
Die Schuppen bestünden wie jene von anderen Reptilien oder menschliche Haare aus Keratin. „Aber diese Keratine tragen einen relativ komplex aufgebauten Zuckerstoff, der ihnen eine verringerte Reibung beschert und dafür sorgt, dass andere Stoffe kaum haften bleiben“, sagte er. Selbst Teflon habe einen doppelt so hohen Reibungswiderstand.
Man könnte mit diesem Zucker etwa einen kratzfesten, kaum verschmutzbaren Autolack herstellen, meint Baumgartner. „Das funktioniert im Labormaßstab sehr gut, doch von der industriellen Anwendung sind wir noch weit entfernt, weil wir nur sehr geringe Mengen von dem Stoff haben“, so der Forscher. Außerdem würde man gerade erst einmal testen, wie beständig solch ein Zuckerguss gegen Öle, Lösungsmittel und Hitze ist.
Eine weitere Anwendungsmöglichkeit für dieses Material wäre als Beschichtung für Solarpanele, meinte Baumgartner. „Man möchte diese natürlich in Gebieten aufstellen, wo es sehr sonnig ist, und dort ist es meist sehr staubig“, erklärte er. Erstens würde der Staub damit besser abrutschen, zweitens hätte man dann nicht nach jedem Sandsturm Milchglasscheiben, die kaum Licht zu den Solarzellen lassen, so der Biophysiker.