Beschützte Arten
Neue, wundersame Begegnungen zwischen Mensch und Tier von Ina Hsu in der Galerie Goldener Engl in Hall.
Hall –Kranichnester auf Tigerköpfen, Schnabeltiere, die auf Breakdancern turnen: „In meiner Welt funktioniert das“, lacht Ina Hsu. Auch die neuesten der derzeit unter dem Titel „In the back of beyond“ in Hall gezeigten Bilder liefern dafür den anschaulichen Beweis. Die 1976 geborene Tiroler Malerin mit taiwanesischen Wurzeln setzt Mensch, Tier und Dingwelt in wundersame Beziehungen, in denen es weder Bedrohungen noch Hierarchien zu geben scheint.
Die Leinwände werden hier zu Schutzräumen, etwa für gemalte Parabeln auf Zuflucht, Identitätsfragen oder, wenn ein Schwarzkragenbär Hula-Hoop-Reifen um die eigene Brust jongliert, auf die Herausforderungen des Alltags. Ihre illusionistischen Szenerien setzt Hsu dabei eigentlich in Vakuen: Das Weglassen des Hintergrunds ist typisch für ihre Bilder, allmählich schleicht sich aber auch die Natur herein, zum Beispiel in Form eines Hagebuttenzweigs, der schüchtern ins Bild wächst. Das Firmament, unter dem Hsu „Die Sternenzähler“ platziert, ist eine Ausnahme – überzeugender aber bleiben die ins Leere gesetzten, meist überaus luftig wirkenden Kompositionen, an denen auch Hsus Lust am malerischen Experiment, am Spielen mit den Techniken, sichtbar wird.
In Hall zeigt Hsu auch eine Reihe von Papierarbeiten: zu einer Art Ahnengalerie angeordnete Tierporträts, aber auch Anfänge eines möglicherweise entstehenden Bestiariums. Davon, dass es auch darin zu allerlei Symbiosen kommen dürfte, darf man ausgehen: Ein vorwitziger Affe horcht jedenfalls schon einmal ganz nach Menschenmanier in eine Muschel: „I can hear the sea.“ (jel)