Mosambik - Mit Mut und Bescheidenheit gegen chronische Armut
Maputo (APA) - Mehr als 20 Jahre nach Ende des Bürgerkrieges trotzt Mosambik seiner Vergangenheit: Mit Engagement, Mut, aber auch Bescheiden...
Maputo (APA) - Mehr als 20 Jahre nach Ende des Bürgerkrieges trotzt Mosambik seiner Vergangenheit: Mit Engagement, Mut, aber auch Bescheidenheit kämpfen die Bürger der ehemaligen Kolonie Portugals gegen chronische Armut, Hunger, HIV/AIDS sowie Naturkatastrophen. Die Austrian Development Agency (ADA) arbeitet dabei gemeinsam mit dem einst ärmsten Land der Welt an einem „Löwenstaat“.
Etwa 80 Prozent der rund 26 Millionen Einwohner Mosambiks sind in der Landwirtschaft tätig. So auch Zacarias Joao Chemene. „Er gehört sogar zu den besten Bauern der Region“, erzählt ein befreundeter Bauer. Zacarias Joao lacht verlegen. Der 42-jährige Landwirt hat für seinen Fleiß in diesem Jahr drei Rinder bekommen, die er entweder vor seinen Pflug spannt oder an andere Bauern vermietet. Gemeinsam mit den anderen Tieren stehen sie eingezäunt neben dem frisch erbauten Ziegelhaus.
Zacarias Joao ist eine von vielen Erfolgsgeschichten des von der ADA geförderten Projekts PASF (Projekt zur Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in der Provinz Sofala). Dabei werden den Bauern verbesserte landwirtschaftliche Techniken beigebracht, um ihnen nicht nur die Arbeit zu erleichtern, sondern vor allem um die Produktion zu steigern. „Begonnen habe ich mit drei Hektar, nach Beginn des Programms 2012 waren es fünf Hektar, mittlerweile sind es zehn Hektar“, erzählt Zacarias Joao und fügt schmunzelnd hinzu, „und nächstes Jahr werden es 15 Hektar sein“.
Mit einem Mikro-Kredit - den er demnächst abbezahlt haben wird - konnte der Landwirt sich einen Pflug anschaffen oder in die Tröpfchen-Bewässerung investieren. Alle Felder kann er damit jedoch noch nicht mit Wasser versorgen. Dafür bräuchte er noch einen tieferen Brunnen und eine stärkere Pumpe, sagt Zacharias Joao. Aber darum bitten wolle er nicht, denn irgendwann werde er es aus eigener Kraft schaffen.
So hat der Landwirt auch - seinen ganzen Stolz - eine motorisierte Sämaschine erworben. Aber nicht nur er, sondern auch die benachbarten Bauern profitieren von dem Kauf. So wie das Vieh verleiht er auch die Maschinen und lehrt seine Nachbarn, sie zu bedienen. Zacarias Joao spricht von einem „Multiplikatoren-Effekt“. Im Zuge des Programmes werden Landwirte in verschiedenen Bereichen geschult. Diese „Referenzbauern“ geben ihr Wissen dann weiter. Insgesamt erreichen die von Österreich geförderten Projekte damit an die 100.000 Bauern.
In naher Zukunft will Zacarias Joao in Transportmittel investieren. Er denkt dabei an ein Auto, derzeit besitzt er nur ein paar Fahrräder. In zehn Jahren will sich der Landwirt dann einen Traktor kaufen. Auch plant er Arbeiter anzustellen, bisher konnte er sich für das Bewirtschaften der Felder in der Größe von rund sieben Fußballfeldern nur Leiharbeiter leisten. Seine Frau und zehn Kinder helfen auch. „Meine Kinder gehen aber zur Schule, und meine Zweitfrau hat mich verlassen, weil sie nicht auf dem Feld arbeiten wollte,“ erzählt Zacarias Joao.
Frauen sind das Rückgrat der mosambikanischen Landwirtschaft. Offiziellen Angaben zufolge sind 90 Prozent aller Frauen, aber nur 70 Prozent der Männer in der Landarbeit tätig. Dabei leisten die Frauen nicht nur Hilfsarbeiten, sondern bestellen oft ihr eigenes Feld. Dona Lidia ist Teil einer Frauenvereinigung, die aus 24 Landwirtinnen und vier Bauern besteht. Auf einem Gemeinschaftsfeld bauen sie auf ihren eigenen Parzellen je nach Saison unterschiedliches Gemüse an.
Heute ist Dona Lidia aufgeregt. Der Traktor kommt, um den Boden auf das Säen vorzubereiten. Sie haben die Maschine nur für drei Tage gebucht, deshalb müsse jetzt alles glatt laufen, zeigt sich die 54-Jährige besorgt. Die fast unerträgliche Hitze kündigt den Regen an. Kommt er zu früh, würde das Ernteausfälle bedeuten. In Mosambik sind es vor allem Hitze und Überschwemmungen, die den Bauern zu schaffen machen. Auch müsste die Gemeinschaft erneut den Traktor bestellen, und das ist in der Region oft nicht so einfach. „Einer an der Tankstelle hat zwei Traktoren, jeden Tag stehen die Menschen dort Schlange, nur um einen zu reservieren“, erzählt Dona Lidia.
Dann holt die Landwirtin ein Blatt Papier ähnlich einer Urkunde aus ihrer Tasche. Stolz zeigt sie es her. Es ist ihr Landtitel, der ihr das Bestellen des Feldes für weitere fünf Jahre erlaubt. In Mosambik gibt es per se keinen privaten Landbesitz. Wird das Land nachweislich genutzt, werden vom zuständigen Ministerium Landtitel verliehen. Der erste wird für drei Jahre ausgestellt, dann folgt einer für fünf, schlussendlich bekommen die Landwirte eine Verlängerung auf symbolische 50 bzw. 99 Jahre.
Neben der Verleihung des Landtitels sei es auch wichtig, dass die Bauern in dem Land ohne Melderegister „legalisiert“ werden, betonte die Leiterin des ADA-Auslandsbüros in Mosambik, Eva Kohl. Im Zuge der Projekte bekommen die Landwirte Personalausweise, die es ihnen etwa ermöglichen, bei Wahlen die Stimme abzugeben oder ein Bankkonto zu eröffnen.
Das Engagement der OEZA reicht bis in die 1980er Jahre zurück. Seit 2005 leistet Österreich in Mosambik generelle Budgethilfe. Im Jahr 2014 - wie auch für 2015 geplant - waren dies nach ADA-Angaben 1,5 Millionen Euro. Zusätzlich flossen eine Million Euro in sektorielle Budgethilfe - und zwar in den Bereich der Landwirtschaft. Darin sieht Kohl auch die Chance. „In Mosambik werden derzeit nur zehn Prozent des bebaubaren Landes genutzt.“ Das soll sich künftig ändern. Erklärtes Ziel der Regierung ist es, den Agrarsektor zur Basis der Wirtschaft zu machen. Das Gesamtbudget der OEZA für Mosambik betrug im Vorjahr 5,8 Millionen Euro, auch dieser Betrag soll heuer konstant bleiben.
„Das Programm der ADA setzt dabei unter der Ägide der Dezentralisierung an“, erklärt Kohl weiter. Regional liege der Fokus vor allem auf der von Konflikten geprägten Provinz Sofala im Herzen des Landes. Dort wurden im vergangenem Jahr mit 1,4 Millionen Euro Projekte für Kleinbauern gefördert. Erst im vergangenen Jahr brachen in Sofala erneut Unruhen zwischen den früheren Bürgerkriegsparteien FRELIMO und RENO, der heutigen Regierungs- bzw. Oppositionspartei, aus.
„Dieser Konflikt ist Realität, er hat die Wirtschaft hier in der Region dementsprechend beeinflusst“, sagte der Verwaltungschef des Bezirks Gorongosa, Paulo Majacunene. „Aber wir Mosambikaner schaffen es immer wieder auf die Beine.“ Die Unterstützung aus Österreich werde hier besonders geschätzt, „weil sie praktisch orientiert ist und tatsächlich greifbare und für die Bevölkerung sichtbare Ergebnisse bringt, betonte er weiter. Statt nur darüber zu sprechen, seien Projekte tatsächlich umgesetzt worden. „Aber das Wichtigste war, dass man uns die Selbstständigkeit gelassen hat.“
(S E R V I C E: http://www.entwicklung.at/laender-und-regionen/suedliches-afrika/)