Vierschanzentournee

Geburtstagskind Kuttin, ein gezähmter Rebell

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Früher sorgte der ÖSV-Cheftrainer bisweilen für Unruhe. An seinem 44. Geburtstag wünscht sich Heinz Kuttin vor allem Ruhe.

Von Susann Frank

Innsbruck –Wünsche sind Wünsche, weil sie meist nicht leicht zu erfüllen sind. Das weiß heute, am Tag seines 44. Geburtstags, auch Heinz Kuttin: „Ein paar freie Tage“ wünscht sich der Kärntner, ohne lange nachzudenken. Die sind jedoch für den zweifachen Familienvater noch in weiter Ferne. Nach der kräftezehrenden Tournee geht es in derselben Schlagzahl weiter. Erst zum Skifliegen an den Kulm, danach auf eine einwöchige Tournee durch Polen. Beides Stationen mit Zuschauermassen.

Die Polen gelten als skisprungverrückteste Nation im Zirkus. Wie bei der Tournee folgen einem Fans und TV-Kameras auf Schritt und Tritt. Das weiß auch Kuttin, ehemals Chef bei den Osteuropäern. Kuttin durchlebte dort von 2004 bis 2006 so manches Wechselbad der Gefühle: „Noch mehr Druck als in Polen geht nicht, dort war es wirklich massiv. Durch diese Erfahrung und die Stationen danach habe ich gelernt, vieles gelassener zu sehen“, sagt Kuttin. Früher konnte der bodenständige „Skuda“ schon einmal in die Luft gehen. Das dürfte auch dem ehemaligen deutschen Cheftrainer Peter Rohwein noch in Erinnerung sein, unter ihm fungierte der Kärntner 2007 als Stützpunkttrainer. Der Team-Olympiasieger von Sotschi, Andreas Wank, zählte damals mit 19 Lenzen zu seinen aussichtsreichsten Nachwuchsadlern. Trotz Kuttins Empfehlung verzichtete Rohwein auf Wank bei der Vierschanzentournee – und beschwerte sich über fehlenden Nachwuchs. Der 1,95-Meter-Mann Kuttin baute sich daraufhin in voller Größe auf, kritisierte Rohwein öffentlich wegen dessen mangelnder Zusammenarbeit. Und Rohwein war drei Monate später Geschichte.

Eine revolutionäre Historie haben der ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel und dessen Generalsekretär Klaus Leistner mit Kuttin als aktivem Skispringer. Vor 21 Jahren begehrten der Doppel-Weltmeister von 1991, der heutige Damen-Cheftrainer Andreas Felder und der damalige Star der Mannschaft, Andi Goldberger, gegen die Kopfsponsor-Bestimmung des Skiverbands auf. Die Revoluzzer-Adler wurden kurzzeitig sogar aus dem Verbands-Nest gestoßen – und auch nicht so schnell wieder aufgefangen: 3000 Kilometer spulte Kuttin damals privat herunter, sonst hätte er gar nicht auf Schanzen trainieren können. Ein klärendes Gespräch später brachte eine Neuerung, von der die Athleten noch heute profitieren: Das Geld des Kopfsponsors fließt zum größten Teil in die private Kasse.

Kuttin ist immer noch ein Mann der klaren Worte, doch in einem kleineren Kreis. Zudem hat er aus seinen Erfahrungen als Aktiver, als Trainer und auch als Funktionär (ausgebildet zum technischen Delegierten) Lehren gezogen, die ihm jetzt bei seinem zeit­intensiven Job helfen. Auf die Weltcupspringen im japanischen Sapporo gegen Ende Jänner verzichtet der zweifache Familienvater. Er bleibt daheim in Gassen. Und erfüllt sich seinen Geburtstagswunsch von ein paar freien Tagen ...

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