Musik

Titos Milde und Brillanz

Musik von Mozart und Bartók in der Sonntagsmatinee der Erler Winterfestspiele.

Von Ursula Strohal

Erl – Tito Ceccherini hat die Tiroler Festspiele Erl von Beginn an begleitet und mit vorzugsweise gegenwartsbezogenen Programmen bereichert. Einige Jahre lang leitete er die Dirigierklasse des Tiroler Landeskonservatoriums, doch nahm seine Karriere einen solchen Aufschwung, dass dafür kaum Zeit blieb. Erl aber ist er verbunden, und im laufenden Winterfestspiel betraute ihn Gustav Kuhn mit zwei Orchestermatineen. Wolfgang Amadeus Mozart und Béla Bartók wählte Ceccherini dafür als Leitsterne.

Bartóks Divertimento für Streichorchester gab der Dirigent brillanten Schliff. Das adäquat besetzte Festspielorchester war präzise durchgeformt und verriet im Fluss der lebendigen Gestaltung viel Detailarbeit, etwa in den Akzentstärken, den flexiblen Rhythmen, dem klaren Aufbau, auch in der Beherrschung der eigenwilligen Dramaturgie. Denn die drei Sätze sind ebenso füllig orchestral wie kammermusikalisch transparent und phasenweise konzertierend gestaltet. Das ist, ebenso wie die klangliche Einstellung, hervorragend gelungen, war virtuos und vital musiziert.

Mozart hatte dieses Glück nicht. Der Ouvertüre zu „La clemenza di Tito”, die von der Milde des Kaisers Titus kündet, fehlte es an dramatischer Spannung – was nicht mit kraftvoll und laut gleichzusetzen ist –, und auch das Klavierkonzert Nr. 15, KV 450, unterlag der Milde des Tito, diesmal Ceccherini. Da hat man dem Solisten zu niemandes Vorteil zu sehr den Vortritt gelassen. Davide Cabassi konnte mit dem Klavierpart nur kompakt, flüchtig, vom Anschlag her grob und undifferenziert umgehen. Er hat sichtbar seine Freude an Mozart, aber diese Partnerschaft war höchstens ein Experiment.