Die syrische Flüchtlingskrise macht vor Europa nicht halt
Damaskus/Wien (APA/AFP) - Das Schicksal der rund 360 Flüchtlinge, die am Wochenende von dem führerlos vor Italien treibenden Frachter „Ezade...
Damaskus/Wien (APA/AFP) - Das Schicksal der rund 360 Flüchtlinge, die am Wochenende von dem führerlos vor Italien treibenden Frachter „Ezadeen“ gerettet wurden, wirft ein Schlaglicht auf die syrische Flüchtlingskrise. Allein in den vergangenen knapp zwei Wochen gelangten aus dem Bürgerkriegsland fast 2.000 Bootsflüchtlinge nach Italien.
Seit Beginn des Aufstands gegen den syrischen Machthaber Bashar al-Assad im März 2011 war fast die Hälfte der Einwohner Syriens gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen.
Im Inland gibt es 7,6 Millionen Flüchtlinge, etwa 3,2 Millionen weitere suchten Zuflucht in den Nachbarländern. Die Türkei hat nach offiziellen Angaben 1,7 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen, von denen der Großteil in prekären Verhältnissen in den großen Städten des Landes lebt. Die türkischen Behörden haben nach eigenen Angaben bisher umgerechnet 3,3 Milliarden Euro für ihren Unterhalt ausgegeben.
Im Verhältnis zu seiner Bevölkerungszahl hat der Libanon die meisten syrische Flüchtlinge aufgenommen. In dem Land von vier Millionen Einwohnern leben mehr als 1,1 Millionen Syrer. Die Regierung in Beirut lässt daher seit Oktober nur noch in Ausnahmefällen syrische Flüchtlinge über die Grenze. Von Montag an gilt erstmals in der Geschichte der beiden Länder eine Visumspflicht für Syrer, die einen weiteren Zustrom verhindern soll.
Jordanien hat 618.000 Syrer aufgenommen. Das entspricht nach offiziellen Angaben einem Fünftel der Gesamtbevölkerung. 225.000 Syrer fanden im Irak Aufnahme, 137.000 weitere in Ägypten. Die Syrer in der Region leben oft in Armut und haben mit gesundheitlichen Problemen sowie mit wachsenden Spannungen mit der angestammten Bevölkerung zu kämpfen.
Anfang Dezember sagten 28 Länder bei einem Treffen in Genf zu, mehr als 100.000 syrische Flüchtlinge aufzunehmen. In der EU stellten von 2011 an bis Ende Oktober 2014 knapp 145.000 Syrer einen Asylantrag. In Europa tun sich bei der Aufnahme von syrischen Flüchtlingen zwei Länder hervor: Schweden und Deutschland. Bis November 2014 nahm Deutschland nach Angaben des Auswärtigen Amtes rund 70.000 Syrer auf.
In Österreich wurden von Beginn des syrischen Bürgerkrieges bis November 2014 rund 10.000 Asylanträge gestellt, weitere 500 Syrer wurden im Zuge eines speziellen Programms aus Nachbarländern Syriens nach Österreich geholt. Immer wieder werden Syrer, die am Landweg aus anderen EU-Ländern nach Österreich reisen, an der Grenze aufgegriffen und zurückgeschickt. Allein 2014 wurde etwa nach Angaben der italienischen Polizei am Brenner rund 5.000 Flüchtlinge, darunter viele Syrer, abgewiesen.