Feier mit Restitution: 50 Jahre Institut für Europäische Ethnologie
Wien (APA) - Der Namenswechsel im Jahr 2000, bei dem das „Institut für Volkskunde“ der Uni Wien zum „Institut für Europäische Ethnologie“ wu...
Wien (APA) - Der Namenswechsel im Jahr 2000, bei dem das „Institut für Volkskunde“ der Uni Wien zum „Institut für Europäische Ethnologie“ wurde, machte die Neupositionierung dieser Forschungsrichtung offiziell. Statt nationalzentrierter Themen dominierte ab den 1970er-Jahren die sozialwissenschaftliche Öffnung. Am Donnerstag feiert das Institut sein 50-jähriges Bestehen mit einem Festakt.
1964 wurde der Lehrbetrieb in der Hanuschgasse in Wien-Innere Stadt erstmals aufgenommen - das war jedoch nicht das erste Institut für Volkskunde, wie Herbert Nikitsch, Verwaltungskoordinator am Institut im Gespräch mit der APA berichtete. Schon ab 1939 - also kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich - forschte man unter Gründer Richard Wolfram am „Institut für germanisch-deutsche Volkskunde“. Dieses wurde jedoch im Jahre 1945 aufgelöst, Wolfram suspendiert. 1961 wurde das Institut dann neu gegründet - wiederum unter Wolfram, bis zur Aufnahme des Lehrbetriebs dauerte es dann noch drei Jahre.
Lagen damals die Forschungsinteressen vor allem auf nationalen Themen wie Brauchtum oder Trachten, brachten die 1970er-Jahre eine sozialwissenschaftliche Dimension in das Institut. „Die alten Themenbereiche wurden in doppelter Weise überholt - man hat nicht mehr gefragt, ob dieser Brauch von den Germanen abstammt, sondern welche Funktion er erfüllt“, erklärte Nikitsch. Der thematische und inhaltliche Horizont habe sich deutlich erweitert. Heute forschen die Mitarbeiter des Instituts für Europäische Ethnologie an einer „breiten Palette“ an Themen: Schwerpunkt ist etwa die kulturelle Stadtforschung, zu der man mit der „Ethnographie des Alltags“ soeben eine neue Reihe im Böhlau-Verlag ins Leben gerufen hat.
Das Jubiläum feiert man nun mit einem Festakt und einer Jubiläumsschrift. Gleichzeitig begeht man mit einem symbolischen Akt die Restitution von rund 115 Bänden aus der Bibliothek. Im Zuge des Provenienzforschungsprojekt der Universitätsbibliothek Wien wurden diese Zeitschriften und Kleinreihen als Raubgut der Nationalsozialisten, das man aus den Beständen des Vorgängerinstituts übernommen hat, identifiziert. Nun gehen sie an den ursprünglichen Besitzer - das Anthropos Institut an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Augustin bei Bonn - zurück.
(S E R V I C E - Festakt des Instituts für Europäische Ethnologie, 29. Jänner, 15.00 Uhr, Institut für Europäische Ethnologie, Hanuschgasse 3, 1010 Wien, 2. Stock, SR 1)