Citizen Science: Bürgerbeteiligung vom Ackerbau zum Roadkill
Wien (APA) - Forschungsprojekte, die man unter „Citizen Science“, „partizipative Wissenschaft“ oder „Bürgerwissenschaft“ zusammenfassen könn...
Wien (APA) - Forschungsprojekte, die man unter „Citizen Science“, „partizipative Wissenschaft“ oder „Bürgerwissenschaft“ zusammenfassen könnte, gibt es in Österreich schon länger. Seit kurzen bekommen solche Initiativen deutlich Aufwind: Erfolgreiche Mitmach-Projekte wie etwa „Geo-Wiki“ zur Thema Landnutzung oder „Roadkill“, wo Laienforscher auf der Straße getötete Tiere dokumentieren, haben dazu beigetragen.
In Österreich ist der Begriff „Citizen Science“ neu, nicht aber die Beteiligung von Laien. So werden etwa im Rahmen eines Bildungs- und Forschungsprojekts von Landwirten bereits seit 2007 Daten zur Biodiversität gesammelt und auch die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZG) bezieht schon seit vielen Jahrzehnten Laien in ihr „Phänologie“-Projekt zur Pflanzenentwicklung in Österreich ein. Forschungsgebiete, wo solche Ansätze auch eine gewisse Tradition haben, sind zudem die Archäologie oder die Astronomie.
Neuere Initiativen bezeichnen ihr Forschungsvorhaben oft schon von vorn herein als „Bürgerwissenschaft“. So etwa das Projekt „Geo-Wiki“. Hier ruft eine Arbeitsgruppe am Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien zur Mithilfe bei der großflächigen Erstellung von Landnutzungskarten auf.
Zwei neue Karten, die weltweit auf den Kilometer genau Ackerflächen und Größen der Felder zeigen, haben die Forscher mit Hilfe von 3.000 Laien erstellt und auch bereits in einem Fachjournal veröffentlicht. Damit könne man etwa akkurate Modelle über die zukünftige Landnutzung erstellen und zusammenhängende Netzwerke von Naturschutzgebieten planen.
Im Zuge eines wissenschaftlichen Mitmachprojekts wollen Forscher der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien mehr darüber erfahren, welche und wie viele Tiere auf Österreichs Straßen ihr Leben lassen. Über eine Online-Plattform können seit vergangenem Jahr sogenannte „Roadkills“ zentral gemeldet werden. So sollen etwa für Tiere besonders gefährliche Straßenabschnitte identifiziert werden.
Die 2014 für das Projekt eingerichtete Plattform haben die „Roadkill“-Initiatoren um Johann Zaller vom Institut für Zoologie an der Boku nicht ohne Hintergedanken den allgemeinen Titel www.Citizen-Science.at gegeben, denn die Website fungiert seither als Vernetzungsplattform für mehrere einschlägige Projekte: Mit „Wiener Gebäudebrüter“, „Wildkatze“, „Bienenstand.at“, „naturbeobachtung.at“, „C.S.I. Pollen“, „Stunde der Wintervögel“ und „Mykodata“ kommen acht der aktuell neun auf der Plattform befindlichen Projekte aus dem Bereich Natur, Biologie und Ökologie. Das neunte Vorhaben ist das „Geo-Wiki“-Projekt.
Erst im April 2014 wurde mit der „European Citizen Science Association“ (ECSA) eine Initiative ins Leben gerufenen, die sich der Weiterentwicklung dieser wissenschaftlichen Arbeitsmethode widmet.
(S E R V I C E - „Phänologie“: http://zacost.zamg.ac.at/phaeno_portal; „Geo-Wiki“: http://cropland.geo-wiki.org; „Roadkill“: http://www.citizen-science.at/projekte/roadkill/; www.facebook.com/projekt.roadkill; ECSA: http://ecsa.biodiv.naturkundemuseum-berlin.de)