Nächtlicher Meteor am Tiroler Himmel sorgt für helle Aufregung
Ein grün-leuchtender Feuerball war am Sonntagabend am Tiroler Nachthimmel zu sehen, bei Inzing hielt ein Amateurfilmer das Phänomen fest. Die Social-Media-Kanäle laufen seit der Sichtung heiß.
Innsbruck - Bei einer am Sonntagabend am Nachthimmel entdeckten Feuerkugel hat es sich nach Einschätzung der Europäischen Weltraumagentur ESA um einen kleinen Asteroiden oder Meteoroiden gehandelt, der über der Schweiz explodierte. „Dort ist ein Knall wahrgenommen worden“, sagte am Montag Gerhard Drolshagen, der bei der ESA im niederländischen Noordwijk auf erdnahe Objekte spezialisiert ist.
Der Himmelskörper sei um 20.44 Uhr südwestlich von Stuttgart gesehen worden, der Flug sei etwa 20 Kilometer südöstlich von Zürich zu Ende gegangen. „Er ist also von Norden nach Süden gezogen.“ Die Größe dürfte zwischen minimal 30 Zentimeter und maximal ein Meter gelegen haben. Ob kleine Teile niedergegangen sind, sei allerdings unbekannt.
Bei Inzing hat ein Amateurfilmer das Phänomen zufällig auf Video festgehalten und auf YouTube geladen:
Axel Quetz vom Max-Planck-Institut für Astronomie sprach von einem Meteor - sozusagen eine Sternschnuppe in groß. „Wahrscheinlich war es ein Meteor - also ein Gesteins- oder Metallbrocken, der in einer Höhe von 50 bis 100 Kilometern verglüht ist.“ Um so hell zu strahlen, müsse der Brocken zwischen fußball- und kühlschrankgroß gewesen sein. „Je größer das Objekt ist, umso wahrscheinlicher bleibt etwas übrig. Sollte der Meteor den Boden erreicht haben, kann es aber Monate oder Jahre dauern, bis er gefunden wird. Die üblichen Sternschnuppen werden dagegen von Objekten verursacht, die gerade einmal die Größe eines Kirschkerns haben - sie erreichen den Boden nicht.“
Weltweit explodiere durchschnittlich einmal im Monat ein solcher Brocken in der hohen Atmosphäre. „Das heißt grob gesagt: Einmal jährlich pro Erdteil. Weil es aber häufig nachts wie tags bewölkt ist, sieht man den Meteor nur selten - zwischen solchen großen Erscheinungen liegen meist mehrere Jahre“, sagte Quetz.
Planmäßig seien jedenfalls weder große Sternschnuppenschwärme, noch in die Atmosphäre eintretende Satelliten-Teile erwartet worden, erläuterte Gernot Grömer, Vorstand des Österreichischen Weltraumforums. Er habe heute, Montag, morgen noch das Trackingsystem „NORAD“ (North American Aerospace Defense Command, Anm.) gecheckt, und dort wurde nichts registriert. „Das hat aber nicht viel zu bedeuten, denn das Trackingsystem ist relativ großmaschig“, so Grömer. Es sei „ein glücklicher Zufall“, dass es Videoaufnahmen gebe, meinte der Wissenschafter.
„Dunkles Grollen“ über der Schweiz
Dass in der Schweiz ein Geräusch vernommen worden ist, sei selten. Dieses könne aber nur die Druckwelle des Überschallknalles gewesen sein, und dieses klinge wie „dunkles Grollen“. Ob man eine etwaige Einschlagstelle des Meteoriten finden wird können, bezweifelte der Weltraumforscher: „Bei dieser Größe ist das sehr unwahrscheinlich.“ Denn das Gestein befinde sich wahrscheinlich unter der Erde. „Ich fürchte aber, dass sich in den kommenden Tagen viele vermeintliche Finder melden werden.“
Insgesamt ist es ein „schöner Zufall“, dass dieses Himmelsspektakel beobachtet werden konnte, meinte Grömer. Denn es herrschten gute Wetterbedingungen, es war dunkel und viele Leute waren noch wach. „Es ist eine nette, schöne, witzige Sache, aber wohl eine Eintagsfliege.“
Besorgte Anrufer in Süddeutschland
Bei zahlreichen Polizeipräsidien in Süddeutschland riefen Menschen an. „Dutzende besorgte Bürger haben berichtet, dass sie Lichtblitze am Himmel sahen“, sagte ein Sprecher des Lagezentrums der bayerischen Polizei in München. In Baden-Württemberg meldeten sich nach Angaben des Lagezentrums in Stuttgart rund 100 Menschen bei der Polizei. „Aber wir haben keine Erkenntnisse über irgendwelche Schäden“, sagte ein Sprecher. Einige hatten zunächst Angst, es könnte ein Flugkörper abgestürzt sein. (tt.com, APA/dpa)