Israel-Wahl - Benjamin Netanyahu gegen Isaac Herzog
Jerusalem (APA/dpa) - BENJIN NETANYAHU:...
Jerusalem (APA/dpa) - BENJIN NETANYAHU:
Vor den Parlamentswahlen präsentiert sich der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (1996-99 und ab 2009) als starker Verfechter der Sicherheit Israels. Vor allem im zähen Atomstreit mit dem Iran pocht er auf eine harte Linie - und riskiert dafür sogar die guten Beziehungen mit dem wichtigsten Bündnispartner USA. Kritiker werfen „Mr. Sicherheit“ allerdings vor, er scheue Veränderungen und neige dazu, Probleme einfach auszusitzen - vor allem in den Beziehungen mit den Palästinensern. Der Ex-Mossad-Chef Meir Dagan warnte zuletzt, Israel sei mit Netanyahu in seine bisher schlimmste Führungskrise geraten.
Während seiner Amtszeit hat Netanyahu den Siedlungsausbau in den Palästinenser-Gebieten stark forciert. Dieser gilt als ein wesentliches Hindernis auf dem Weg zu einer Friedensregelung mit den Palästinensern. Zuletzt stellte seine rechtsorientierte Likud-Partei auch ein früheres Bekenntnis Netanyahus zur Zwei-Staaten-Lösung infrage. Netanyahu hat zwar Verhandlungen mit den Palästinensern über eine umfassende Friedensregelung geführt, diese platzten jedoch vor fast einem Jahr.
Der 1949 in Tel Aviv geborene Politiker mit dem Spitznamen „Bibi“ tritt für eine vierte Amtszeit an. Er ist in dritter Ehe verheiratet. Netanyahu ist Vater von drei Kindern und zweifacher Großvater. Er war bereits von 1996 bis 1999 Ministerpräsident. Seit 2009 ist er durchgängig im Amt.
Sein Amt als Finanzminister unter dem damaligen Ministerpräsidenten Ariel Sharon legte Netanyahu aus Protest gegen die Räumung des Gazastreifens im August 2005 nieder.
Während seiner Zeit in der Armee diente Netanyahu als Kommandant der Elite-Einheit „Sayeret Matkal“. Sein Bruder Jonathan, ebenfalls Kämpfer der Kommando-Einheit, wurde 1976 bei der Befreiung eines durch palästinensische und deutsche Terroristen entführten Flugzeugs in Ugandas Hauptstadt Entebbe getötet.
ISAAC HERZOG:
Isaac (Yitzhak) Herzog (54) gilt als typischer Vertreter der israelischen „Aristokratie“. Sein Vater Chaim Herzog war Staatspräsident, sein Großvater noch vor der Staatsgründung Chefrabbiner. Und sein Onkel war der legendäre frühere Außenminister Abba Eban. Die einflussreiche Herzog-Familie sei „Israels Antwort auf die Kennedys“, schrieb die Zeitung „Haaretz“. Trotz seines elitären Hintergrunds wirkt der Vorsitzende der Mitte-Links-Opposition selbst jedoch wenig glamourös. In den Wochen vor der Wahl kämpfte der Rechtsanwalt vor allem darum, sein farbloses Image aufzupolieren.
Denn die meisten Israelis finden Herzog wenig charismatisch und etwas spröde, viele witzeln über seine Stimme, die hell und gar nicht staatstragend klingt. Er soll deshalb sogar einen Sprechtrainer engagiert haben. Nur wenige trauten dem in Tel Aviv geborenen Politiker das Amt des Ministerpräsidenten zu - er wirke einfach zu weich. „Ich habe mein Leben lang immer wieder Menschen überrascht“, sagte Herzog dazu allerdings noch vor der Wahl.
In der Tat hat er sich schon zäh an die Spitze der Arbeitspartei gekämpft und 2013 die bisherige Vorsitzende Shelly Yahimovich als Oppositionsführerin abgelöst. Gemeinsam mit der ehemaligen Außenministerin Tzipi Livni will er nun auch den bisherigen Regierungschef Benjamin Netanyahu aus dem Sattel heben.
Der schlanke, braunhaarige 54-Jährige ist nicht nur äußerlich ein Gegenkandidat zu Netanyahu. Herzog kritisierte zuletzt scharf Netanyahus Rede vor dem US-Kongress Anfang März: Sie habe den Beziehungen zwischen Israel und den USA enorm geschadet. Während Netanyahu im Wahlkampf die Angst vor der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) und dem Iran beschwor, sprach sich Herzog für Frieden mit den Palästinensern aus und warb mit brennenden sozialen Themen in Israel.
In der Armee diente Herzog vier Jahre lang in der angesehenen Elite-Geheimdiensteinheit 8200. Sie ist vergleichbar mit dem US-Geheimdienst NSA und auch für Cybersicherheit zuständig. Zuletzt war Herzog Major der Reserve. 2003 zog er als Abgeordneter der Arbeitspartei erstmals in die Knesset ein, 2005 wurde er Bauminister, später übernahm er die Ministerien für Tourismus und für Wohlfahrt. Herzogs Ehefrau Michal ist ebenfalls Rechtsanwältin und Leiterin einer Stiftung in Israel. Das Paar hat drei gemeinsame Kinder und lebt in Tel Aviv.
Herzogs Spitzname „Bougie“ soll Medienberichten zufolge übrigens von seiner Mutter stammen. Und zwar in Anlehnung an das französische Wort für Mund (Bouche) - weil er als Kind immer so ein „Zuckergoscherl“ gezogen habe.