Scharfe Protestnote der Touristiker
Empörung über die neue „Betten-Steuer“ im Bezirk Landeck – es geht um bis zu 20 Mio. Euro Mehrbelastung.
Von Helmut Wenzel
Landeck –Dutzende Schnellrechner unter den heimischen Touristikern waren am Wochenende so richtig „von den Socken“: Nachdem die Katze aus dem Sack der Wiener „Steuerreform-Macher“ war, griffen sie zum Handy oder gaben ihren Frust per E-Mail weiter. Die empörten Reaktionen landeten bei der Standesvertretung ebenso wie in der TT-Redaktion Landeck.
Auslöser des geballten Unmutes ist die im Reformpaket geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer für gewerbliche Übernachtungen von 10 auf 13 Prozent. Ob die neue „Betten-Steuer“ 2016 oder mit „Schonfrist“ 2017 greifen soll, scheint belanglos zu sein.
„Wir haben acht Millionen Nächtigungen im Bezirk. Unserer Einschätzung nach macht die Mehrbelastung mindestens 16 Mio. Euro aus, möglicherweise aber 20 Millionen“, zeigt Thomas Köhle von der Wirtschaftskammer Landeck auf. In der Mehrbelastung stecke auch eine „verheerende Signalwirkung“. Im Osten Österreichs hätten einige Politiker wenig bis keine Ahnung, wie der Tourismus im Westen der Alpenrepublik funktioniert.
Der Wirt Charly Hafele, der im Kaunertal ein 170-Betten-Hotel betreibt, sieht vor allem einen Dämpfer bei den Investitionen. Anreize für Investitionen hingegen habe er nirgends entdeckt. „Diese Steuer ist ein Schuss in unser Kerngeschäft, es geht um die Übernachtungen“, schildert er. „Mich kostet das Paket einen hohen fünfstelligen Betrag. Meine Investitionspläne zum Ausbau der Wellness-Anlagen habe ich soeben in die Schublade gesteckt.“
Auch das Thema Registrierkassenpflicht hat bei Hafele Empörung ausgelöst. „Was denken sich da andere Leute? Dass bisher viele von uns womöglich nur schwarze Kohle gemacht haben.“
Von „unverdaulicher Kost“ spricht Armin Falkner, Obmann des TVB Tiroler Oberland: „Niemand hat nachgedacht, wie wir diese Belastung schlucken sollen und ob wir das überhaupt können. Vielleicht glauben die Steuermacher in Wien gar noch, dass wir die Mehrkosten dem Gast locker auf die Rechnung setzen können. Das ist ein gewaltiger Irrtum.“
Alfons Parth, Cheftouristiker im Paznaun, wandte sich an LH Günther Platter: „Diese von sämtlichen ÖVP-Politikern hochgelobte Steuerreform kostet den Tiroler Tourismus allein durch die Umsatzsteuererhöhung ca. 90 Mio. Euro jährlich. Die Argumentation, das bezahlt eh der Gast, kann leider nicht hingenommen werden. Diese Reform ist ein Anschlag auf unsere mittelständischen touristischen Unternehmen.“
Kammerobmann Toni Prantauer bestätigte: „Die Stimmung im Tourismus ist im Keller. Auch wir von der Kammer in Landeck werden eine Protestmail aufsetzen.“