Standort Tirol

Erben und Schenken von Immobilien vor Preisschub

Erst vor einem Jahr wurde die Grunderwerbsteuer geändert. Das Schenken und Erben von Immobilien war dadurch innerhalb der Familie günstiger. Mit der Steuerreform wird diese Unterscheidung wieder aufgehoben.
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Die höhere Grunderwerbsteuer trifft Tiroler härter als Burgenländer. Notare warnen vor Zusatzkosten. Die Immo-Ertragsteuer dürfte Preise anheizen.

Innsbruck –Das Erben oder Schenken von Häusern und Grund wird für die Tiroler 2016 teurer als für viele andere Österreicher. Denn wenn die Erhöhung der Grunderwerbsteuer kommt, wie sie die Regierung in ihrer Steuerreform plant, dann fällt diese wegen der hohen Immobilienpreise in Tirol schwerer ins Gewicht als etwa im günstigeren Burgenland oder Kärnten.

Wer ab 1. Jänner 2016 ein Grundstück und/oder ein Haus geschenkt bekommt oder erbt, das unter 250.000 Euro wert ist, der muss 0,5 % Grunderwerbsteuer zahlen. Zwischen 250.000 und 400.000 Euro sind es 2 %, darüber 3,5 %. Bisher mussten Erben und Beschenkte innerhalb der Familie einen ermäßigten Satz zahlen – dies waren 2 % vom dreifachen Einheitswert. Diese Summe habe lediglich ein Achtel bis ein Zehntel vom Verkehrswert (Marktwert) ausgemacht, der nun in Zukunft gelte, erklärte Tirols Remax-Chef Arno Wimmer im TT-Gespräch.

Ab welcher Wertgrenze die Weitergabe von Immobilien innerhalb der Familie künftig teurer werden wird, ist allerdings nicht klar abzuschätzen. Dies hänge davon ab, wie das Verhältnis zwischen dem Einheitswert und dem Verkehrswert ist, erklärte Heinz Harb von der Steuerberatungskanzlei LBG. So könne beispielsweise bei einem Objekt, dessen Verkehrswert sehr niedrig angesetzt ist, der Marktwert deutlich gestiegen sein – womit die Grunderwerbsteuer dann deutlich höher ausfallen würde als derzeit.

Im Immo-Hochpreisland Tirol zeigt die Preiskurve seit Jahren nach oben. Makler Wimmer schätzt, dass der größte Teil der betroffenen Immos hierzulande zwischen 250.000 und 400.000 Euro wert sei: „80 bis 90 % im ländlichen Bereich dürften in diese Kategorie fallen.“ Innsbruck nimmt er dezidiert aus – hier knacke eine Wohnung rasch die 400.000-Euro-Marke. Laut dem Immobilienpreisspiegel 2014 der Immobilien- und Vermögenstreuhänder kostete in Tirol 1 m² Baugrund im Vorjahr mit im Schnitt 351 Euro mehr als viermal so viel wie im günstigsten Bundesland Burgenland (85 Euro). Wohnen im Eigentum (Erstbezug) kostete in Tirol 2870 Euro pro m², im Burgenland gerade einmal etwas mehr als die Hälfte davon (1617 Euro). Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Bodenseer hatte in einer ersten Reaktion auf die Reform moniert, Tirol sei wegen der hohen Grundstückspreise und der starken Nachfrage „massiv benachteiligt“. Bodenseer: „Der Westen zahlt die Zeche.“

Auch die Notariatskammer sieht die Neuerungen bei der Grunderwerbsteuer skeptisch. Eine Bemessung der Steuer anhand des Verkehrswertes werde bei jeder Übertragung ein Sachverständigengutachten notwendig machen und dadurch Mehrkosten verursachen, sagte Kammerpräsident Ludwig Bittner. Er gab zu bedenken, dass die Kosten für den Sachverständigen eine mögliche Ersparnis bei kleineren Erbschaften wettmachen werde.

Angekündigt hat die Regierung auch, die Immobilienertragsteuer von derzeit 25 auf 30 % zu erhöhen. Das dürfte die Preise für Wohnungen und Häuser zusätzlich nach oben treiben. „Eventuell will das der Verkäufer im Kaufpreis abgebildet haben“, sagte der Geschäftsführer des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI), Anton Holzapfel. Die Immobilienertragsteuer ist für Gewinne aus der Veräußerung von Grundstücken zu bezahlen. Besteuert wird die Differenz aus Anschaffungskosten und Verkaufserlös. Steuerfrei bleibt der Verkauf von Eigenheimen und Eigentumswohnungen samt Grund, wenn es sich dabei um den Hauptwohnsitz des Steuerpflichtigen handelt. (wer, APA)

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